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Vatikan, Vatikanstadt: Papst Franziskus sitzt in einem Stuhl bei seiner wöchentlichen Generalaudienz in der Halle Paul VI. im Vatikan.

© dpa/Andrew Medichini

Neue Grundsatz-Erklärung aus dem Vatikan: Kirche geißelt Geschlechtsangleichungen, will aber offen für Transmenschen sein

Franziskus verurteilt Schwangerschaftsabbrüche, Geschlechtsangleichungen und Leihmutterschaft. Die angeprangerten Vorgänge seien ein Verstoß gegen die gottgegebene Menschenwürde.

| Update:

In einer neuen Grundsatzerklärung hat Papst Franziskus Abtreibungen und das Austragen von Kindern durch Leihmütter als schwere Verstöße gegen die Menschenwürde angeprangert.

Das Oberhaupt der katholischen Kirche geißelte in dem am Montag vom Vatikan veröffentlichten Schreiben Geschlechtsanpassungen sowie die „Gender-Theorie“ als Verstöße gegen die von Gott gegebene Würde des Menschen. „Über sich selbst zu verfügen zu wollen (...), bedeutet nichts anderes, als der uralten Versuchung des Menschen nachzugeben, sich selbst zu Gott zu machen“, heißt es dort.

Ein menschliches Wesen – ob ungeboren oder nicht – sei immer etwas Heiliges und Unantastbares, so das Schreiben. Der Abbruch einer Schwangerschaft bedeute nichts anderes, als den „Schutzlosesten und Unschuldigsten von allen“ die Menschenwürde abzusprechen. Der 87 Jahre alte Papst ist seit Langem als strikter Gegner von Abtreibungen bekannt.

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Ähnlich verhält es sich der Erklärung zufolge mit der Leihmutterschaft – wenn eine Frau auf Bestellung ein Kind austrägt und dann anderen überlässt. So werde ein Kind zu einem „bloßen Objekt“, die Würde der Frau aus Profitgründen verletzt. Auch beim Thema Geschlechtsumwandlung positionierte sich der Vatikan klar: Ein Körper müsse akzeptiert und respektiert werden wie erschaffen.

Kirche will Homosexuelle und Transmenschen nicht ausschließen

Trotzdem wolle die katholische Kirche Transmenschen ebenso wenig ausschließen wie Homosexuelle, wie Chefdogmatiker Victor Manuel Fernandez am Montag bei der Vorstellung des neuen Dokuments zur Menschenwürde sagte.

Die Erklärung namens „Dignitas infinita“ (zu Deutsch: „Unendliche Würde“) wurde nach jahrelanger Vorbereitung vom vatikanischen Dikasterium für Glaubenslehre unter Federführung von Kardinal Victor Manuel Fernández veröffentlicht, der ebenso wie der Papst aus Argentinien kommt. Der Papst hatte sie zuvor gebilligt.

Das rund 25 Seiten lange Papier enthält eine ausführliche Darstellung von Verstößen gegen die Menschenwürde aus Sicht der katholischen Kirche. Dazu zählen die Ausbeutung von Arbeitern, der Menschenhandel, die Zerstörung der Umwelt, sexueller Missbrauch innerhalb und außerhalb der Kirche, Gewalt gegen Frauen, Krieg und die Todesstrafe.

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, begrüßte in einer Mitteilung, dass die Glaubensbehörde die „unverzichtbare, unverletzliche und nicht zu reduzierende ('infinita') Würde des Menschen“ unterstreiche und einschärfe.

Zu Beginn der Pressekonferenz ging der Präfekt des vatikanischen Glaubensdikasteriums auch auf die Erklärung „Fiducia supplicans“ ein. Mit ihrer erstmaligen Empfehlung einer kirchlichen Segnung für Menschen in gleichgeschlechtlichen Beziehungen hatte sie kurz vor Weihnachten weltweit für Aufsehen gesorgt.

In der Erklärung sei es vor allem um eine Ausweitung des Segnungsbegriffs gegangen, verteidigte Fernandez das Dokument. Dies sei eine „Neuerung“ im katholischen Lehramt gewesen, wenn auch eine von „geringerer Bedeutung“. Er betonte, diese Neuerung sei Papst Franziskus dennoch sehr wichtig gewesen, wegen ihrer seelsorgerischen Dimension.

Obwohl einige Liturgie-Experten diese Ausweitung des Segensbegriffs kritisiert hätten, habe der Papst sie so gewollt, und es sei sein Recht als Papst gewesen, sie einzuführen. Gemäß dem erweiterten Segensbegriff könnten nun Geistliche außerhalb der Liturgie einen Segen erteilen, ohne dass die gesegnete Realität in allen Aspekten der kirchlichen Lehre entsprechen müsse, so Fernandez.

Der argentinische Kardinal sprach sich zudem dafür aus, die katholische Beurteilung homosexueller Handlungen als „objektiv ungeordnet“ sprachlich zu ändern. Der Satz im heutigen Katechismus der Katholische Kirche sei eine „sehr schwerwiegende Formulierung“, die viel Erklärung erfordere. „Es wäre wünschenswert, dass wir dafür eine klarere Ausdrucksweise finden“, so Fernandez. (dpa, KNA)

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