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Das trockene Flussbett des Po bei Boretto in Italien am 15.06.2022.

© Luca Bruno/dpa

Update

Parmesanknappheit und leere Hotelpools: Welche Folgen hat die anhaltende Dürre in Italien?

Die Dürre in Italien wirkt sich nicht nur auf die Landwirtschaft und Exportgüter aus. Auch Touristen müssen mit Einschränkungen rechnen.

Italien leidet unter einer Rekorddürre, wie sie es seit Jahrzehnten nicht gegeben hat. Einstige große Flüsse wie der Po verkümmern infolge ausbleibender Regenfälle zu kleinen Rinnsalen.

Ganze Kiesbänke liegen frei. Nebenflüsse wie beispielsweise der Sangone nahe Turin sind bereits gänzlich ausgetrocknet, wie ein Video der italienischen Tageszeitung „La Repubblica“ zeigt.

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Etliche Gemeinden und Verwaltungsbezirke appellieren an die italienische Regierung, endlich den Notstand auszurufen, um dringend benötigte Hilfsgelder und den Katastrophenschutz aktivieren zu können. Erste Dekrete und Wassersparmaßnahmen wurden bereits verabschiedet.

Wird sich die Dürre in Italien als Folge des Klimawandels auch auf Deutschland auswirken? Mit welchen Beschränkungen müssen deutsche Urlauber rechnen? Und welchen Einfluss hat die Dürre auf italienische Exportgüter?

Womit müssen Touristen in Italien rechnen?

Trotz anhaltender Dürre scheint Italien als Urlaubsland nicht an Beliebtheit einzubüßen. Wie der Regionalrat der Toskana Leonardo Marras gegenüber der Deutschen Presse-Agentur (dpa) berichtete, habe er bislang noch keine Reiseabsagen wegen der anhaltenden Trockenheit registriert. Stattdessen habe die Regierung im Vergleich zum Vorjahr fast viermal so viele Flugbuchungen aus dem Ausland verzeichnet. Die Anzahl der Fluggäste aus Deutschland soll sich verdoppelt haben.

Trotz hoher Tourismuszahlen und der einsetzenden Urlaubssaison setzt Italien infolge der Wasserknappheit auf Sparmaßnahmen. Der Leiter des italienischen Zivilschutzes Fabrizio Curcio sprach laut dpa von alarmierenden, „besorgniserregenden Daten“.

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Aktuell arbeite die Regierung bereits an einem Notdekret. Dabei sei laut Curcio nicht ausgeschlossen, „dass in den am schlimmsten betroffenen Gegenden auch tagsüber teilweise das Wasser abgeschaltet wird“.

Mit welchen konkreten Auswirkungen und Einschränkungen müssen Italienurlauber infolge der Dürre rechnen?

  • Vorsicht vor Hitzschlag: Am 27. Juni wurden an der Wetterstation Guidonia vor den Toren Roms bereits 41 Grad gemessen. Auch in den nächsten zwei Wochen erwarten Meteorologen für die Regionen Rom, Neapel und auf Sizilien Temperaturen um die 40 Grad. Solche hohen Temperaturen wirken sich auch auf den menschlichen Körper aus. Laut dpa-Informationen gab das italienische Gesundheitsministerium bereits am Freitag für 22 Städte eine Hitzewarnung heraus – darunter Rom, Palermo, Neapel, Florenz und Bologna.
  • Wasserrationierungen: In den beiden Städten Verona und Pisa wurde bereits per Dekret eine Trinkwasserrationierung vorgenommen. Demnach soll Trinkwasser zunächst bis Ende August nur noch für häusliche Zwecke, Körperhygiene und zur Nahrungsmittelzubereitung verwendet werden. In Pisa gilt diese Regelung allerdings erst ab dem 11. Juli.
  • Brunnen: In der norditalienischen Stadt Mailand wurden infolge der Wasserknappheit bereits sämtliche Zierbrunnen abgestellt. Diese Sparmaßnahme könnte sich bei anhaltender Dürre auch auf andere Großstädte wie Rom und das Wahrzeichen, den Trevi-Brunnen, ausweiten.
  • Grünflächen und Sportplätze: In vielen italienischen Städten dürfen Grünflächen und Sportplätze aktuell nicht mehr bewässert werden. Bei den anhaltenden Temperaturen dürften viele Rasenflächen schon bald vertrocknen.
  • Autowaschen: In einigen italienischen Städten wie Verona und Mailand ist die private Autowäsche zunächst bis zum 31. August untersagt. Wer sich nicht daran hält muss mit Bußgeldzahlungen bis zu 500 Euro rechnen.
  • Friseurbesuch: Eine kuriose Wassersparmaßnahme wurde in der Kleinstadt Castenaso bei Bologna umgesetzt: Hier dürfen Friseure nur noch ein Mal die Haare ihrer Kunden waschen. Mehrmaliges Waschen wurde untersagt.
  • Hotelpools: Aufgrund der Wasserknappheit empfehlen manche italienische Gemeinden bereits, Schwimmbecken und Pools nicht mehr aufzufüllen. Für einige Hotelanlagen könnte dies einen leeren Swimmingpool bedeuten.

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Landwirtschaft in Italien: Sind Exportgüter bedroht?

Italien gilt als großer Exporteur für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Der von dort ausgeführte Weizen wird vor allem in Entwicklungsländer verschifft. Infolge des anhaltenden Ukraine-Konfliktes ist die globale Nachfrage nach Getreide bereits vor der Dürre enorm gestiegen. Eine zusätzliche Verknappung durch Ernteausfälle könnte die globale Getreidekrise zusätzlich verschärfen.

Nicht nur Weizen könnte infolge der anhaltenden Dürreperiode zur Mangelware werden. Der italienische Landwirtschaftsminister Stefano Patuanelli erklärte gegenüber der dpa: „Wir machen uns große Sorgen um den Anbau von Mais, Soja und Reis“.

Der Präsident des Landwirtschaftsverbands „Coldiretti Toscana“, Fabrizio Filippi, befürchtet, dass man aufgrund der Dürre „bestenfalls 30 Prozent der regionalen landwirtschaftlichen Produktion“ verlieren werde.

Das Tal rund um den Fluss Po ist aktuell besonders von der Dürre betroffenen. Laut eines Berichts der Europäischen Kommission wird in dieser Region vor allem Reis angebaut und nach Europa exportiert. Beim Anbau dieser Getreideart wird allerdings viel Wasser verbraucht.

Ein vertrocknetes Reisfeld in Mortara, Italien am 27.06.2022.
Ein vertrocknetes Reisfeld in Mortara, Italien am 27.06.2022.

© Luca Bruno/AP/dpa

In den letzten Jahren wurde die Agrarwirtschaft zunehmend intensiviert, so dass eine Bewässerung mithilfe von Regen schon bald nicht mehr genügte. Wegen dieser Intensivierung und dem Anbau von Getreidearten mit einem sehr großen Wasserfußabdruck“ könnte sich die Lage nun drastisch zuspitzen.

Ist der Parmesan-Export infolge der Dürre gefährdet?

Parmesan zählt neben Wein und Olivenöl zu Italiens traditionsreichsten Exportgütern. Der Hartkäse „Parmigiano Reggiano“ ist bereits seit den 50er Jahren durch das Herkunftssiegel „DOP“ geschützt und darf nur in Käsereien in bestimmten italienischen Regionen hergestellt werden.

Wie der Nachrichtensender CNN berichtet, wirkt sich die anhaltende Hitze nun auch auf die Parmesanherstellung aus. Der Sender sprach mit dem Kuhbauern Simone Minelli, der nahe der Stadt Mantua in der von der Dürre betroffenen Poebene rund 300 Holstein-Rinder hält.

Laut Minelli müssten die Tiere täglich zwischen 110 und 150 Liter Wasser trinken, um genügend Milch für den begehrten Käse herzustellen. Auch die Nahrungsmittel für die Kühe (in diesem Fall der Soyaanbau) würden Wasser benötigen. Sobald das Wasser ausbleibt, würde die Milch nicht mehr den hohen Qualitätsanforderungen für die Parmesanherstellung entsprechen. Kurzum bedeute dies: Kein Wasser, kein Gütesiegel.

Mehr Waldbrände infolge ausbleibender Regenfälle

Infolge der ausbleibenden Regenfälle mehren sich in Italien die Meldungen über Waldbrände. Wie die dpa berichtet, wurde die italienische Feuerwehr allein zwischen dem 15. und dem 27 Juni im ganzen Land zu 10.336 Wald- und Buschbränden gerufen. Dies seien über 1.000 Einsätze mehr, als noch im vergleichbaren Zeitraum im Vorjahr. Dabei habe die Hauptsaison für Waldbrände noch gar nicht begonnen.

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Dürre in Italien sorgt für Heuschreckenplage auf Sardinien

Heuschrecken fühlen sich in trockenen Regionen besonders wohl. Weil Italien seit mehr als 100 Tagen keine Regenfälle verzeichnen konnte, hat die Heuschreckenpopulation vor allem in der Provinz Nuoro auf Sardinien enorm zugenommen. Den gefräßigen Tieren fielen laut des Landwirtschaftsverbands „Coldiretti“ bereits bis zu 50.000 Hektar Ackerland zum Opfer.

Passend zur Heuschrecken-Invasion berichtet der Landwirt Giuseppe Casalone in der norditalienischen Region Piemont angesichts der Dürre und ausbleibender Regenfälle von einer „Katastrophe biblischen Ausmaßes“. So sei ein Großteil seiner Pflanzen bereits im Sprösslingsstadium abgestorben. Seine Felder seien mittlerweile so vertrocknet, dass auch Regen nicht mehr helfen könne.

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