zum Hauptinhalt
Blumen und Kerzen liegen vor der Offenburger Waldbachschule.

© dpa/Philipp von Ditfurth

Update

Toter nach Schießerei an Schule in Offenburg: Tatwaffe war möglicherweise ein Erbstück

Ein 15-Jähriger hat in Offenburg einen Mitschüler erschossen. Die Waffe war wohl eine alte Beretta. Die Zivilcourage eines Vaters verhinderte möglicherweise Schlimmeres.

| Update:

Die Schusswaffe, die der mutmaßliche 15 Jahre alte Schütze bei einem Amoklauf an der Offenburger Schule benutzte, ist nach dpa-Informationen eine alte Beretta 765 gewesen. Es sei noch nicht bekannt, ob die Waffe in rechtmäßigem Besitz war oder ob hier nicht ein Verstoß gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz vorliege. Die „Bild“ meldete, es handle sich um ein Erbstück des Opas.

Wie die Ermittler am Freitag mitteilten, dürfte die Handfeuerwaffe des mutmaßlichen Todesschützen aus dessen persönlichem Umfeld stammen. Das gelte auch für die Munition. Nach ergänzenden dpa-Informationen kam der Jugendliche wohl zu Hause an die Waffe.

Zwei Schüsse auf gleichaltriges Opfer

Der 15 Jahre alte Tatverdächtige soll am Donnerstag in einer sonderpädagogischen Schule der badischen Stadt auf einen gleichaltrigen Mitschüler geschossen haben.

Das gleichaltrige Opfer, ein Mitschüler, erlag kurz darauf seinen Verletzungen. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilten, war er von zwei Schüssen getroffen worden. Am Donnerstag war wenige Stunden nach der Tat von mindestens einem Schuss die Rede gewesen.

Nach Abgabe der Schüsse sei eine Lehrerin im Flur vor dem Klassenzimmer auf den mutmaßlichen Täter getroffen, teilten die Ermittler weiter mit. Der Tatverdächtige habe ihr auf den Kopf geschlagen. Die Frau sei leicht verletzt worden. Der tatverdächtige Deutsche kam wegen mutmaßlichen Totschlags in Untersuchungshaft.

Ein Vater konnte den Schützen stoppen

Der Vater eines unbeteiligten Schulkindes hat den mutmaßlichen Todesschützen nach der Tat aufgehalten. Er habe den Jugendlichen lautstark angesprochen und ihn dazu bewegt, die Schusswaffe abzulegen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mit.

„In der Folge hielt der Vater den mutmaßlich aufgebenden Täter bis zum Eintreffen der schnell vor Ort erschienenen Polizeikräfte fest.“

Tatverdächtiger hatte wohl Molotowcocktail dabei

Der mutmaßliche Todesschütze hatte nach Informationen aus Sicherheitskreisen auch einen Molotowcocktail dabei. Es sei ein Brandsatz gefunden worden, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur am Freitag aus Sicherheitskreisen.

Die Ermittler sicherten einen Tag nach dem Verbrechen weiter Spuren in der Schule. Es fand dort kein Unterricht statt. Die Polizei richtete eine Sonderkommission mit dem Namen „Mühlbach“ ein. Es gehe unter anderem um die Frage, warum der 15-Jährige auf seinen Mitschüler geschossen habe und woher die Schusswaffe stamme, teilten die Beamten mit.

„Zunächst stehen viele sensibel zu führende Vernehmungen von Zeugen an, die es zusammen mit den bereits kursierenden Darstellungen zu bewerten gilt“, teilten die Ermittler mit.

Notfallseelsorger betreuen die Kinder

Schulpsychologen betreuten unterdessen junge Leute der umliegenden Bildungseinrichtungen, wie das baden-württembergische Kultusministerium mitteilte. Ministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte: „Unsere Gedanken sind jetzt bei der Familie und den Angehörigen des Opfers.“ Ein Ereignis wie dieses schlage tiefe Wunden in eine Schulgemeinschaft. „Was wir tun können, für die Hinterbliebenen, für Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrkräfte der Waldbachschule, das werden wir tun.“

Auch der Opferbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung bot Hilfe an: „Als Opferbeauftragter stehe ich allen Betroffenen mit meinem Team als Ansprechpartner zur Verfügung“, erklärte Alexander Schwarz. Mit den Engagierten vor Ort sei es ihnen ein Anliegen, für sie da zu sein und sie in dieser schweren Situation nicht alleine zu lassen.

Als Stadt stehen wir mit allen Behörden und Einrichtungen im Austausch, um diese schwere Situation gemeinsam auch bewältigen zu können. Sicherlich werden die nächsten Tage und Wochen nicht einfach.

Marco Steffens (CDU), Oberbürgermeister von Offenburg

Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) erklärte: „Als Stadt stehen wir mit allen Behörden und Einrichtungen im Austausch, um diese schwere Situation gemeinsam auch bewältigen zu können. Sicherlich werden die nächsten Tage und Wochen nicht einfach.“

Notfallseelsorger verschiedener Hilfsorganisationen waren schon nach der Tat umgehend an Ort und Stelle. Sie betreuten die Kinder, deren Eltern und Lehrkräfte in einer nahe gelegenen Sporthalle.

Schuldezernent bietet Kindern, Eltern und Lehrern Hilfe an

„Es ist mir unbegreiflich, auf welche Weise heute ein junges Menschenleben beendet worden ist“, sagte Schuldezernent Hans-Peter Kopp. „Von Seiten der Stadt bieten wir jede Hilfe an, die uns möglich ist, um den betroffenen Eltern, ihren Kindern, Lehr- und Erziehungskräften sowie den Psychologen der Polizei und Notfallseelsorgern der Hilfsorganisationen in den kommenden Tagen zur Seite zu stehen.“

Der Opferbeauftragte Schwarz sagte: „Es erschreckt mich sehr, dass es an einer Schule in unserem Land zu einer so schlimmen Tat gekommen ist.“ Den Angehörigen des getöteten Schülers sprach er seine Anteilnahme aus.

„Wir denken aber auch an die zahlreichen jungen Schülerinnen und Schüler, die Furchtbares erleben und über Stunden hinweg große Ängste erdulden mussten.“ Der Opferbeauftragte ist Ansprechpartner für alle Angehörigen sowie Menschen, die selbst verletzt wurden oder das Geschehen als Augenzeuge miterleben mussten.

Der katholische Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg teilte mit: „Die entsetzliche Gewalttat an der Offenburger Schule erschüttert mich zutiefst und macht mich fassungslos.“ Auch wenn noch viele Fragen ungeklärt seien, sei klar: „Gewalt und Blutvergießen hinterlassen, egal warum und wo, immer nur Schmerz und Verzweiflung.“ (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false