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Mit Fahnen und Plakaten stehen die Demonstrierenden auf der Ludwig-Erhard-Straße vor der Bühne.

© dpa/Jonas Walzberg

Update

Kundgebungen auch in kleineren Städten: 100.000 Menschen demonstrieren in Hamburg gegen rechts

Bundesweit fanden am Wochenende zahlreiche Demonstrationen statt. Die Protestwelle gegen Rechtsextremismus soll kommenden Samstag in Berlin ihren vorläufigen Höhepunkt finden.

| Update:

Am Wochenende haben erneut Zehntausende in Deutschland gegen das Erstarken der extremen Rechten demonstriert. Schwerpunkt war am Sonntag Hamburg. In der Hansestadt kamen nach Angaben der Bewegung „Fridays for Future“ etwa 100.000 Menschen in der Innenstadt zusammen.

Bereits am Samstag hatten sich in Düsseldorf ebenfalls etwa 100.000 Demonstranten versammelt. Daneben fanden aber auch Veranstaltungen in weniger großen Städten viel Zulauf.

Dutzende Organisationen hatten zu der Veranstaltung unter dem Motto „Für Vielfalt und unsere Demokratie - Hamburg steht zusammen gegen die AfD“ aufgerufen. Nach Veranstalterschätzungen waren zunächst 30.000 Menschen zu einem neuerlichen Protestzug erwartet, bereits am Freitag vorvergangener Woche hatten dort laut Polizei 50.000 Menschen demonstriert.

Schon am Samstag haben zahlreiche Menschen in Deutschland gegen Rechtsextremismus demonstriert. In der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf gingen nach Polizeiangaben rund 100.000 Menschen auf die Straße, in Aachen nach Angaben der Beamten etwa 20.000 Menschen, im hessischen Marburg versammelten sich demnach mehr als 12.000 Bürgerinnen und Bürger.

Mehrere tausend Menschen stehen bei einer Kundgebung gegen Rechtsextremismus auf dem Katschhof in Aachen.

© dpa/Henning Kaiser

Am kommenden Samstag soll die Protestwelle den Organisatoren zufolge ihrem vorläufigen Höhepunkt entgegensteuern. Dann werden Zehntausende zu einer Veranstaltung rund um den Bundestag in Berlin unter dem Motto „Wir sind die Brandmauer“ erwartet. Dazu rufen etwa die Gewerkschaft ver.di und weitere Bündnispartnern wie „Fridays for Future“ und das Netzwerk „Hand in Hand“ auf. 

Beim Protest in seiner niedersächsischen Heimatstadt Osnabrück hat Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius vor der AfD gewarnt. Die Demokratie in Deutschland stehe unter Druck, sagte der SPD-Politiker vor rund 25.000 Menschen in Osnabrück. Die AfD wolle den Systemwechsel.

Boris Pistorius (SPD), Bundesminister der Verteidigung, spricht bei einer Demonstration gegen Rechtsextremismus.

© dpa/Friso Gentsch

„Das heißt nichts anderes als, sie wollen zurück in die dunklen Zeiten des Rassenwahns, der Diskriminierung, der Ungleichheit und des Unrechts“, erklärte Pistorius, der früher Osnabrücker Oberbürgermeister gewesen ist. Die Geschichte dürfe sich nicht wiederholen, sagte Pistorius unter großem Applaus.

Die Kundgebung wurde von einem breiten Bündnis von mehr als 40 Gruppen organisiert. Auch in anderen Städten Niedersachsens wollten sich am Wochenende Tausende von Menschen auf Demonstrationen und Kundgebungen gegen Extremismus versammeln.

Unter dem Motto „Osnabrück bekennt Farbe - für Demokratie, gegen Faschismus“ kamen in Osnabrück laut Polizei wie auch Veranstalter rund 25.000 Menschen zusammen.

© REUTERS/THILO SCHMUELGEN

Demonstriert wurde mancherorts mit prominenter politischer Unterstützung. In Sigmaringen war Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) privat mit dabei, in Aachen demonstrierten auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) und Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP).  In Wittenberg will der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff (CDU), mit auf die Straße gehen.

Anlass der Kundgebungen sind Berichte des Medienhauses Correctiv, das ein Treffen radikaler Rechter am 25. November in Potsdam öffentlich gemacht hatte, an dem AfD-Politiker sowie einzelne Mitglieder der CDU und der sehr konservativen Werteunion teilgenommen hatten. Der frühere Kopf der Identitären Bewegung in Österreich, Martin Sellner, hatte bei dem Treffen nach eigenen Angaben über „Remigration“ gesprochen.

Die Demonstrationen gegen die AfD sind die größte Protestwelle, die unser Land je erlebt hat.

Christoph Bautz, Netzwerk Campact

Insgesamt sind nach Angaben des Bündnisses „Zusammen gegen rechts“ am Wochenende Demonstrationen in mehr als 300 Dörfern und Städten geplant. Bereits am Freitag hatten demnach viele Kundgebungen stattgefunden, etwa in Frankfurt am Main, Saarbrücken, Gütersloh, Reutlingen, Oberursel, Nordhorn und Neuruppin.

Laut dem Netzwerk Campact finden dieses Wochenende dreimal so viele Proteste statt wie in der Vorwoche, besonders viele in Ostdeutschland. So werde in Gera, Nordhausen, Wismar, Hoyerswerda, Frankfurt (Oder) und Saalfeld demonstriert. In Brandenburg, Sachsen und Thüringen werden im September neue Landtage gewählt. Umfragen zufolge könnte die AfD in allen drei Ländern stärkste Kraft werden.

Auch in Kleinstädten und Dörfern wird demonstriert

Christoph Bautz von Campact erklärte, die Demonstrationen gegen die AfD seien „die größte Protestwelle, die unser Land je erlebt hat“. Nun erfasse sie auch Kleinstädte und Dörfer, vor allem dort, wo sie am dringlichsten sei: im Osten der Republik. „Wir rechnen mit Hunderttausenden Menschen, die gegen Rechtsextremismus und für Menschenrechte demonstrieren - viele davon das erste Mal in ihrem Leben.“

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Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) begrüßte die Demonstrationen in seinem wöchentlichen Video „Kanzler Kompakt“. Es sei der Zusammenhalt der Demokratinnen und Demokraten, der die Demokratie stark mache. „Ihn selbstbewusst in der Öffentlichkeit zu zeigen - so wie es jetzt geschieht - das tut gut.“

Am vergangenen Wochenende hatten nach Polizeiangaben mehr als 900.000 Menschen in zahlreichen deutschen Städten gegen rechts demonstriert. Anlass waren Enthüllungen des Recherchenetzwerks Correctiv über ein Geheimtreffen von AfD-Politikern, Rechtsextremisten und Unternehmern, wobei demnach über die Vertreibung vor allem von Millionen Menschen mit Zuwanderungsgeschichte beraten wurde. (Agenturen)

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