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Eine „Simpsons“-Szene aus dem April 2023.

© IMAGO/Everett Collection/imago

Springfield ist überall: Wie die Simpsons die Welt eroberten

Am 17. Dezember 1989 hatte in den USA eine Zeichentrickserie im Prime-Time-Programm Premiere, die die langlebigste Show ihrer Art werden sollte. Was ist ihr Erfolgsrezept?

Vor 34 Jahren lief die erste eigenständige Folge der Animationsserie „Die Simpsons“ im US-Fernsehen. Ein Rückblick auf eine ungewöhnliche Erfolgsgeschichte, deren Ende nicht absehbar ist.

1 Liebenswert dysfunktional

Anfangs haderte der Zeichner mit seinen begrenzten künstlerischen Fähigkeiten. „Die großen runden Augen und der Überbiss – sie kamen mir lange Zeit sehr primitiv vor“, hat „Simpsons“-Erfinder Matt Groening (69) mal in einem Interview erzählt, als es um das Erscheinungsbild von Bart, Homer und den anderen Figuren seiner Sitcom-Zeichentrickserie ging. „Doch dann wurde mir klar: Die sind ideal, um Emotionen zu vermitteln.“

Seit nunmehr 34 Jahren haben Groenings Figuren damit Erfolg. Am 17. Dezember 1989 lief die erste halbstündige Episode der Zeichentrickserie um eine dysfunktionale US-Vorstadtfamilie beim US-Sender Fox. Die charakteristischen gelben Gesichter sind einer Farb-Designerin im Produktionsteam zu verdanken, die fand, dass eine realistischere Hautfarbe nicht zu derart schematisch gezeichneten Figuren passt.

2012 wurde „Simpsons“-Erfinder Matt Groening in Los Angeles mi einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt.
2012 wurde „Simpsons“-Erfinder Matt Groening in Los Angeles mi einem Stern auf dem Hollywood Walk of Fame geehrt.

© imago stock&people/imago stock&people

Deren Herkunftsgeschichte beschrieb Groening einmal so: „Ich habe im Prinzip meine eigene Familie gezeichnet“. Sein Vater hieß Homer, seine Mutter Margaret, seine beiden Schwestern Lisa und Maggie. Die rebellische Hauptfigur wollte er erst Matt nennen, entschied sich dann aber für Bart – ein Anagram für brat, das englische Wort für Flegel.

2 Ein Milliardengeschäft

Mit ihrer Mischung aus Familienkomödie, Persiflage des US-Alltags und Gesellschafts-, Medien- und Kapitalismuskritik wurde die Reihe ein Welterfolg. Das dürfte neben dem subversiven Humor, der fast jede der inzwischen bald 800 Folgen auszeichnet, auch daran liegen, dass die in der fiktiven Stadt Springfiel lebenden Hauptfiguren viele menschliche Eigenschaften und vor allem jede Menge Schwächen haben, mit denen das Publikum sich identifizieren kann. „Die Charaktere sind echt“, sagt Matt Groening.

Die „Simpsons“ wurden mit dutzenden Preisen der Unterhaltungsbranche ausgezeichnet, sie sind die am längsten laufende Fernsehserie der US-Geschichte. Der wirtschaftliche Wert der Marke mit ihrem umfangreichen Merchandising-Geschäft wird auf mehr als zwölf Milliarden Dollar geschätzt. Seit vier Jahren gehören die Rechte dem Disney-Konzern.

Neben einer sarkastischen Betrachtung der Gegenwart zeichnet die „Simpsons“ auch ein gelegentlich prophetischer Blick aus. So spielt eine erstmals im Jahr 2000 ausgestrahlte Folge in einer Zukunft, in der Donald Trump US-Präsident war und das Land wirtschaftlich zugrunde gerichtet hat – 16 Jahre vor Trumps realer Präsidentschaft.

3 Im Wandel der Zeit

Die Grundzutaten des ursprünglichen Erfolgsrezepts haben sich seit den Anfängen kaum geändert. Zeichnerisch wie inhaltlich wurden die „Simpsons“ aber über die Jahre behutsam modernisiert. Derzeit ist auf Disney+ die siebte Episode der 35. Staffel auf Deutsch zu sehen. Darin tritt die hochintelligente und gesellschaftspolitisch engagierte Lisa als Vorkämpferin für veganen Fleischersatz auf, auch auf andere aktuelle Themen wie den Klimawandel und die Folgen digitaler Medien für das Bildungsniveau wird angespielt.

Eine „Simpsons“-Szene aus dem Jahr 2015.
Eine „Simpsons“-Szene aus dem Jahr 2015.

© imago images/Everett Collection/20thCentFox/Courtesy Everett Collection via www.imago-images.de

Die in den ersten Jahren teilweise kaum reflektierte negative Stereotypisierung einzelner Bevölkerungsgruppen ist im Lauf der Jahre einer wachsenden Sensibilität gewichen – teilweise durch externen Druck. So werden „Simpsons“-Figuren mit dunkler Hautfarbe, deren Stimmen lange Zeit von weißen Synchronsprechern stammten, seit 2020 im US-Original von Sprechern mit afroamerikanischem oder Latino-Hintergrund gesprochen – eine Reaktion auf die Black-Lives-Matter-Bewegung.

Ein Ende der Erfolgsgeschichte ist bislang nicht absehbar. „Ich habe keine Vorstellung von irgendeiner Art Abschluss der Show“, lautet Matt Groenings Auskunft dazu. Und wenn es doch einmal dazu komme, dann sei für ihn nur eins klar: „Lisa wird die Einzige sein, die es aus Springfield herausschafft.“

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