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Der wegen Mordes an dem Afroamerikaner George Floyd verurteilte US-Polizist Derek Chauvin wurde offenbar selbst Opfer einer Gewalttat.

© Reuters/Pool

Ex-Polizist in Klinik: Mörder von George Floyd in US-Gefängnis niedergestochen

Derek Chauvin hatte den Afroamerikaner bei dessen Festnahme 2020 getötet, der Fall wurde zu einem Motto der Anti-Rassismus-Bewegung „Black Lives Matter“. Jetzt wurde er selbst attackiert.

Der Fall aus Minneapolis hatte weltweit Aufsehen erregt und in den USA sowie vielen anderen Ländern Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst: Jetzt wurde der wegen Mordes an dem Afroamerikaner George Floyd verurteilte US-Polizist Derek Chauvin selbst Opfer einer Gewalttat, wie mehrere US-Medien berichten. Der Generalstaatsanwalt von Minnesota bestätigte demnach den Angriff.

Chauvin soll Freitag (Ortszeit) in einem Bundesgefängnis in Tucson von einem Mithäftling niedergestochen und verletzt worden sein. Das schreibt die „New York Times“ („NYT“) unter Berufung auf „zwei mit dem Fall vertraute Quellen“. Demnach hat der 47-jährige Chauvin den Angriff überlebt und befinde sich in einem stabilen Zustand.

Bei dem Vorfall wurden demnach keine weiteren Personen verletzt und die Situation sei schnell vom Justizpersonal wieder unter Kontrolle gebracht worden sein. Chauvins Anwälte lehnten dem Bericht zufolge einen Kommentar ab.

Er wurde ordnungsgemäß für seine Verbrechen verurteilt und sollte, wie jede inhaftierte Person, in der Lage sein, seine Strafe ohne Angst vor Vergeltung oder Gewalt zu verbüßen.

Keith Ellison,  Generalstaatsanwalt von Minnesota

Die Gefängnisbehörde bestätigte der Nachrichtenagentur AFP einen Angriff in der Haftanstalt in Tucson im US-Bundesstaat Arizona, ohne den Namen des Opfers zu nennen. Die Mitarbeiter hätten lebensrettende Maßnahmen für einen inhaftieren Menschen eingeleitet, hieß es demnach in der Erklärung. Dieser wurde demnach „zur weiteren Behandlung und Untersuchung in ein örtliches Krankenhaus transportiert“.

Der Generalstaatsanwalt von Minnesota, Keith Ellison, dessen Büro Chauvin im Fall George Floyd strafrechtlich verfolgte, bestätigte allerdings, dass Chauvin niedergestochen wurde, wie sein Büro am frühen Samstag gegenüber dem Sender CNN erklärte.

„Ich bin traurig zu hören, dass Derek Chauvin das Ziel von Gewalt war“, teilte Ellison demnach mit. „Er wurde ordnungsgemäß für seine Verbrechen verurteilt und sollte, wie jede inhaftierte Person, in der Lage sein, seine Strafe ohne Angst vor Vergeltung oder Gewalt zu verbüßen.“

Am 25. Mai 2020 hatte der weiße Polizist Chauvin dem wegen eines mutmaßlich gefälschten 20-Dollar-Scheins festgenommenen unbewaffneten Schwarzen in Minneapolis rund neuneinhalb Minuten lang das Knie in den Nacken gedrückt.

Floyd klagte dabei wiederholt, er bekomme keine Luft mehr. Seine Klage „I can’t breathe“ („Ich bekomme keine Luft“) ging während der Pandemie um die Welt und wurde zu einem Motto der Anti-Rassismus-Bewegung „Black Lives Matter“. Videoaufnahmen eines Teenagers hatten den Einsatz dokumentiert.

Der Fall des George Floyd aus Minneapolis hatte weltweit Aufsehen erregt und in den USA sowie vielen anderen Ländern Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst.
Der Fall des George Floyd aus Minneapolis hatte weltweit Aufsehen erregt und in den USA sowie vielen anderen Ländern Massenproteste gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst.

© dpa/AP/Morry Gash

Chauvin wurde im Juni 2021 wegen Mordes zweiten Grades – im deutschen Recht entspricht das in etwa einem Totschlag in einem schweren Fall – zu 22 Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Die beiden Polizisten, die Floyd zusammen mit Chauvin am Boden fixiert hatten, bekannten sich später der Beihilfe zum Totschlag schuldig. Sie wurden zu 36 beziehungsweise 42 Monaten Gefängnis verurteilt.

Vergangene Woche hatte der Oberste Gerichtshof der USA einen Berufungsantrag Chauvins gegen seine Verurteilung zurückgewiesen. Chauvin hatte argumentiert, er habe kein faires Verfahren erhalten.

Wie die „NYT“ weiter schreibt, sei ein Teil der Vereinbarung, die Chauvins mit der Staatsanwaltschaft in seinem Bundesverfahren getroffen hatte, dass er seine Strafe in einem Bundesgefängnis verbüßen durfte, das im Allgemeinen als sicherer gilt als ein staatliches Gefängnis.

Zuvor hatte Chauvin seine Strafe in einem Staatsgefängnis in Minnesota verbüßt, wo er täglich 23 Stunden in Einzelhaft saß. Eine Sprecherin des staatlichen Gefängnissystems sagte damals, dass Herr Chauvin aus Sorge um seine Sicherheit isoliert worden sei.

Die Zeitung verweist darauf, dass es in den vergangenen Jahren mehrere andere aufsehenerregende Angriffe auf Bundesgefangene gegeben habe – unter anderem die Attacke auf Larry Nassar Anfang dieses Jahres. Nassar war wegen sexuellen Missbrauchs junger Turnerinnen verurteilt worden und wurde schwer verletzt. Zudem wurde der Mafiaboss James (Whitey) Bulger im Jahr 2018 in einem Gefängnis in West Virginia ermordet. (lem)

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