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Enten werden bei Hudson Valley Foie Gras in Ferndale, New York, am 3. März 2023 gefüttert.

© AFP/KENA BETANCUR

Stopfleber-Verbot spaltet den Big Apple: Gerichte in New York müssen über Delikatesse Foie Gras entscheiden

Tierschützer mahnen die grausamen Zuchtpraktiken an. Gourmets und Produzenten lehnen ein Stopfleber-Verbot gänzlich ab. Dabei werden auch Vergleiche mit der Prohibition gezogen.

Von Nicolas Revise, AFP

Karen Frommer hat für ein Stopfleber-Verbot kein Verständnis. „Wir werden uns nie mit Veganern verstehen“, sagt die 78-jährige New Yorkerin, während sie mit ihrem Mann und Freunden im schicken Restaurant „15East @Tocqueville“ speist.

„Aber wenn sie sich immer auf die Fütterung von Enten fokussieren, dann sollen sie sich einen Film über das Schlachten von Lämmern oder die Hühner-Aufzucht anschauen.“

Frommer hat Foie Gras (Stopfleber) vor einem halben Jahrhundert im Südwesten Frankreichs für sich entdeckt und genießt die Delikatesse immer wieder, als Pastete oder frisch in der Pfanne angebraten.

Ein Metzger schneidet eine Scheibe französische Gänsestopfleber aus dem Elsass von einem Block.
Ein Metzger schneidet eine Scheibe französische Gänsestopfleber aus dem Elsass von einem Block.

© dpa

Doch damit könnte in New York bald Schluss sein: Derzeit befassen sich die Gerichte mit einem von der Millionenstadt beschlossenen Stopfleber-Verbot.

Stopfleber-Verbot sollte eigentlich schon letztes Jahr in Kraft treten

New York hatte das Verbot schon im Herbst 2019 beschlossen - ein Erfolg für Tierschützer, die das Mästen von Enten und Gänsen als grausame Tierquälerei verurteilen, und ein Albtraum für Feinschmecker, die von dem intensiven Geschmack und der samtenen Textur von Foie Gras begeistert sind.

Das Verbot hätte eigentlich im vergangenen Herbst in Kraft treten sollen.

Die zwei größten Entenzucht- und Stopfleber-Betriebe im Bundesstaat New York konnten vor Gericht aber einen Aufschub erreichen. Inzwischen hat sich auch das Landwirtschaftsministerium des Bundesstaates an ihre Seite gestellt.

Im Januar schlug die vom Veganer Eric Adams angeführte Stadtverwaltung von New York City mit einer Gegenklage zurück, um das Verbot in Kraft setzen zu können.

Vizechef einer Stopfleberfarm zieht Prohibitionsvergleiche

Rund zwei Autostunden nordwestlich von Manhattan fürchtet Marcus Henley die wirtschaftlichen Auswirkungen eines Verbot von Stopfleber.

Enten oder Gänse werden zwei Mal täglich mithilfe eines Rohrs mit Maisbrei gestopft.
Enten oder Gänse werden zwei Mal täglich mithilfe eines Rohrs mit Maisbrei gestopft.

© dpa

Der Vizechef der „Hudson Valley Foie Gras Farm“ in Ferndale sagt, mit seinen 320 Mitarbeitern erwirtschafte er jährlich rund 25 Millionen Dollar (rund 23 Millionen Euro) Umsatz.

Bei einer Verbannung von Foie Gras würde er ein Viertel seines Umsatzes verlieren, klagt der 66-Jährige, und zieht sogar Vergleiche zur Prohibition, dem Alkoholverbot in den USA in den 1920er und frühen 1930er Jahren.

Betreiber einer Stopfleberfarm zeigt sich siegesgewiss

Der Betrieb ist einer der Kläger gegen das New Yorker Gesetz. „Jedes Mal, wenn man vor Gericht zieht, ist es etwas beunruhigend“, sagt Henley.

Als Landwirt kann ich versichern, dass die Tiere absolut nicht leiden.

Marcus Henley, „Hudson Valley Foie Gras Farm“

Er zeigt sich trotzdem siegesgewiss: „Man kann nicht ein örtliches Gesetz beschließen, das negative Auswirkungen auf einen vom Bundesstaat zertifizierten Landwirtschaftsbezirk hat.“

Während Henley über den Hof und die Mastanlagen führt, in denen die Enten ab einem Alter von drei Monaten maschinell gestopft werden, weist er die Kritik von Tierschützern an der Entenmast zurück: „Als Landwirt kann ich versichern, dass die Tiere absolut nicht leiden.“

Es sei „leicht“, Tiere und Menschen gleichzusetzen. „Aber Tiere und Menschen sind verschieden.“

Gegenseite fordert humane Behandlung für Tiere

Ein Argument, das die Gegenseite zurückweist. „Immer mehr Gesetze zielen auf die grausamen Praktiken bei der Tierzucht ab“, sagt der Anwalt Bryan Pease von der Organisation Wähler für Tierrechte.

„Die große Mehrheit der Menschen findet, dass alle Tiere eine humane Behandlung verdienen, selbst wenn sie fürs Essen großgezogen werden.“

Warum steht Stopfleber in der Kritik?

Denn die Herstellung der schmackhaften Delikatesse hat ihren Preis. Vor der Schlachtung werden Enten und Gänse über mehrere Wochen mit Getreide zwangsgefüttert, bis ihre Lebern völlig verfettet auf ein Vielfaches angeschwollen sind.

Es ist schwer, sich feines Essen ohne Foie Gras vorzustellen.

Marco Moreira, „15East@Tocqueville“

In mehreren Ländern ist die Herstellung von Stopfleber verboten, ebenso im US-Westküstenstaat Kalifornien.

Tierschutzanwalt Pease zeigt sich optimistisch, dass auch in New York das Verbot „in einigen Monaten“ in Kraft treten wird.

Für den Restaurantchef des „15East@Tocqueville“, Marco Moreira, ist das ein Horrorszenario. „Es ist schwer, sich feines Essen ohne Foie Gras vorzustellen.“ (AFP)

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