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Der Flug von Calais nach Dover dauerte 37 Minuten.

© IMAGO/Heritage Images

Heute vor 114 Jahren: Im Flugzeug über den Ärmelkanal

Am 25. Juli 1909 flog Louis Blériot über den Ärmelkanal. Heute empfiehlt es sich, für die Strecke den Zug zu nutzen.

Eine Kolumne von Stephanie Eichler

Auf einem Golfplatz in der Nähe von Dover Castle in England landete er. 37 Minuten zuvor war Louis Blériot an einem Strand bei Calais, Frankreich, gestartet. Der französische Pilot und Ingenieur war damit der erste Mensch, der am 25. Juli 1909, heute vor 114 Jahren, den Ärmelkanal überflog.

„Er nahm seine lederne Fliegermütze ab, kletterte aus dem Cockpit seiner selbstgebauten Maschine und versorgte seinen rechten Fuß, an dem er nur einen Monat zuvor schwere Brandwunden erlitten hatte (der Pionier hatte bereits mehr als fünfzig Abstürze überlebt, …)“, schreibt der Historiker Philipp Blom in „The Vertigo Years“.

Blériot war nicht der erste Pionier der Luftfahrt – Otto Lilienthal hatte schon Jahrzehnte zuvor Erfolg beim Fliegen. Ebenso die Gebrüder Wright in den USA und weitere Erfinder. In der Regel statteten sie ihre Flugapparate mit Schwingflügeln aus (deren Funktionsweise sie sich bei den Vögeln abgeschaut hatten). Das tat der Franzose Blériot zunächst auch. Doch ab 1906 baute er dann Eindecker, Motorflugzeuge mit einer Tragfläche.

Es brauchte elf verschiedene Modelle, bis dem Piloten mit der Bleriót XI der große Wurf gelang: „Er zeigte, dass Flugzeuge mehr können als an einem schönen Tag ein paar hundert Meter über ein langes Feld zu fliegen“, schreibt der Historiker Blom. „Jetzt konnten Flugzeuge tatsächlich als Reisemittel genutzt werden.“

Doch wer macht das heute in Zeiten von Flugscham noch gern? Auf Internetseiten wie myclimate.org lässt sich ausrechnen, dass bei einer Reise nach New York Hin- und Rückflug pro Person 2,1 Tonnen CO₂ verursachen. 2,4 Tonnen dürften wir jährlich produzieren, um klimaverträglich zu leben. Doch tatsächlich gehen rund elf Tonnen auf das Konto eines Durchschnitts-Deutschen, zeigen Daten des Bundesumweltministeriums.

Könnten wir nicht die Sonne als Energiequelle fürs Fliegen nutzen? Wir sind ihr nirgendwo so nah wie da oben im Flugzeug. Schon seit 40 Jahren werden Solarflugzeuge gebaut und über längere Test-Strecken geflogen. 2016 gelang es den Schweizern Bertrand Piccard und André Borschberg sogar, mit einem solchen Fluggerät die Erde zu umrunden. Auf den Tragflächen befanden sich zirka 17.000 Solarzellen, die Sonnenstrahlung in elektrischen Strom umwandelten. Dieser trieb Propeller an und lud Batterien auf, sodass die Piloten auch nachts fliegen konnten.

Doch die Leistungen heutiger Solarflugzeuge sind so klein, dass sie nur die Maschine selbst und den Piloten oder die Pilotin in die Luft heben. Eine Schwachstelle ist die zu geringe Fläche, die ein Flugzeug bietet, um Solarzellen unterzubringen. Eine zweite: Die Batterien sind sehr schwer. Deshalb wird es in absehbarer Zeit vermutlich keine solarbetriebenen Passagierflugzeuge geben.

Bis sich die Technik deutlich verbessert hat, bleibt nur der Zug, um umweltschonend längere Strecken zurückzulegen. Wie gut, dass Nachtzüge in Europa gerade ein Comeback feiern. Sie fahren zum Beispiel von Berlin nach Warschau oder von Stuttgart nach Venedig. Und im Eurotunnel durchquert die Bahn sogar den Ärmelkanal.

Lesen Sie alle bisher erschienenen Folgen der „Tagesrückspiegel“-Kolumne hier.

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