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Russische Kampfjets vom Sukhoi Su-35 auf einer Militärbasis im Juli 2021.

© Imago/Sputnik/SNA/Uncredited

Dilettantische Bodencrews, Ausbilder in den Jets: Russlands Luftwaffe kämpft offenbar mit großen Problemen

Russland riskiert nach einem Bericht das Leben seiner Piloten-Ausbilder an der Front. Jüngere Piloten könnten deswegen nicht mehr ausreichend geschult werden, meinen britische Militärexperten.

Im bisherigen Kriegsverlauf spielte die zahlenmäßig überlegene russische Luftwaffe nur eine untergeordnete Rolle. Grund sind vor allem ukrainische „Surface-To-Air Missile“ Systeme, welche die russische Armee daran hindern, die Lufthoheit zu erringen und ihre Kampfjets strategisch stärker einzubinden. Gleichzeitig müssen russische Kampfjetpiloten, wenn sie denn eine Mission fliegen, permanent fürchten, abgeschossen zu werden.

Die schwierigen Verhältnisse an der Front treffen dabei offenbar auf ein mitunter schlecht ausgebildetes Pilotenkorps. Das Portal „Business Insider“ zitiert aus einer Analyse des „Royal United Services Institute“ (RUSI), eines britischen Militär-Thinktanks: „Ukrainischen Einschätzungen zufolge begann die russische Luftwaffe aufgrund von begrenzten Flugstunden und Praxiserfahrungen den Krieg mit weniger als 100 vollständig ausgebildeten Kampfpiloten.“

Um den Mangel an Erfahrung auszugleichen, setzte Russland deswegen laut RUSI-Analyse eigentlich für die Ausbildung vorgesehene Piloten an der Front ein und riskierte dadurch, zusätzliches Know-how innerhalb der Luftwaffe zu verlieren.

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Russland setzt offenbar Ausbilder an der Front ein

„Der Einsatz von Ausbildern in Frontverbänden beeinträchtigt Russlands Fähigkeiten, neue Piloten hervorzubringen“, heißt es in dem Bericht, der sich auf das Kriegsgeschehen zwischen Februar und Juli bezieht. Das ukrainische Militär habe zudem einen Anstieg sowohl sehr junger als auch sehr alter Piloten in der russischen Luftwaffe festgestellt, wobei die älteren wahrscheinlich aus dem Ruhestand zurück an die Front beordert wurden.

Da die erfahrensten Piloten permanent die gefährlichsten Missionen fliegen müssten, sei die russische Luftwaffe immer weniger in der Lage, neue Piloten angemessen auf den Kampfeinsatz vorzubereiten, heißt es weiter.

Bodencrews agieren fahrlässig

Neben den Problemen unter den Piloten weist der Bericht des Instituts auch auf mangelnde Kompetenzen beim Bodenpersonal hin. Beschrieben wird ein Vorfall, in dem russische Bodencrews es versäumten, Abdeckungen von Sensoren einiger Kampfjets zu entfernen. Ein Fehler, den die Experten als „fahrlässig“ beschreiben.

Weitere Anzeichen für die mangelnde Qualität des Bodenpersonals sei die Leichtfertigkeit, mit der auf russischen Militärbasen scharfe Munition in der Nähe von Kampfflugzeugen gelagert werde. So wurden beispielsweise im August bei einem ukrainischen Raketenangriff auf die russische Militärbasis in Saki auf der Halbinsel Krim mindestens zehn russische Kampfflugzeuge zerstört.

Die Analysten kommen zu dem Schluss, dass die Probleme innerhalb der russischen Luftwaffe, „mit einer deutlichen Verringerung des Umfangs und der Komplexität der Luftoperationen seit Kriegsbeginn einhergehen“.

Russische Luftwaffe stellt weiterhin eine Bedrohung dar

Trotz der internen Probleme halten die Experten des Thinktanks die russische Luftwaffe weiterhin für eine ernst zu nehmende Bedrohung. Bereits in einem Bericht aus dem vergangenen November warnten sie vor den Konsequenzen, sollten die Nachschublieferungen zur Luftverteidigung aus dem Westen weniger werden.

„Wenn die ukrainischen Flugabwehrsysteme nicht mit neuer Munition versorgt und mit der Zeit durch gleichwertige westliche Systeme ergänzt und ersetzt werden, wird die russische Luftwaffe wieder eine größere Bedrohung darstellen“, heißt es dort.

Experten wie der australische Ex-General und Militärexperte Mick Ryan halten es zudem für möglich, dass der neue russische Kommandeur der Streitkräfte in der Ukraine, Sergej Surowikin, eine Neuausrichtung der russischen Luftwaffe priorisieren könnte, um die Lufthoheit doch noch zu erringen.

Dass Surowikin seit 2017 bereits für die russischen Luftstreitkräfte verantwortlich ist, „dürfte ihm ein besseres Verständnis für deren Einsatz verschafft haben als den meisten anderen Kommandeuren im Land“, meint Ryan.

Sollte Russland seine Kampfflugzeuge tatsächlich in höherer Frequenz starten lassen können, wären die Auswirkungen auf das Kriegsgeschehen massiv. Bodenoperationen ließen sich dadurch beispielsweise besser vorbereiten, da ukrainische Versorgungsrouten und Überwachungsanlagen gezielt unter Beschuss genommen werden könnten.

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