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Eine junge Frau rennt bei einem Festival in Israel um ihr Leben.

© @sharongoldman / Twitter

Hamas-Attacke auf Festival in Israel: Augenzeugen berichten von „fünfstündigem Horrorfilm“ mit mindestens 260 Toten

Als eines der ersten Ziele in Israel griff die Hamas am Samstag ein Trance-Festival an. Die Attacke war genauestens geplant und Fluchtwege durch die Terroristen blockiert, berichten Anwesende.

Nach dem Großangriff der islamistischen Hamas aus dem Gazastreifen haben Einsatzkräfte allein auf einem Festivalgelände in Israel bislang mindestens 260 Leichen gefunden. Das berichtete die Nachrichtenwebsite „Ynet“ unter Berufung auf den Rettungsdienst Zaka am Sonntagabend. Zahlreiche Menschen wurden in den Gazastreifen verschleppt.

Anwesende berichten von Szenen wie in einem „vier- oder fünfstündigen Horrorfilm“. Die ersten Anzeichen der Katastrophe waren Raketen, die kurz vor der Morgendämmerung über die Feiernden hinwegflogen. Raketenangriffe sind im Süden Israel allerdings keine Seltenheit.

Das Festival fand in der Nähe des Kibbutz Reim statt, nur wenige Kilometer von der Grenze zum Gazastreifen und eine Autostunde südlich von der Metropole Tel Aviv.

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Bis zu 3000 Gäste sollen auf dem Festival gefeiert haben, auf dem vor allem Trance-Musik lief. Nicht wenige davon dürften aus der Friedens- und Hippie-Szene kommen. Die Veranstalter hatten es als eine Feier von „Freunden, Liebe und unendlicher Freiheit“ angekündigt.

Kurz vor dem Morgengrauen wurde jedoch klar, dass der Raketenangriff ungewöhnlich ist. Die Musik wurde abgedreht und die Veranstalter gaben laut Berichten bekannt, dass Alarmstufe Rot herrsche. Während die Feiernden, von denen die meisten die Nacht durchgetanzt hatten, die Bühne Richtung Campingbereich verließen, fielen plötzlich die ersten Schüsse.


Berichte der Festivalbesucher nach Hamas-Angriff

„Wir fingen an, zu rennen. Wir wussten nicht, wohin wir gehen sollten“, sagte Ben Haim, die das Festival besuchte, der „Washington Post“. „Niemand wusste, was wir tun sollten.“

Wir fingen an, zu rennen. Wir wussten nicht, wohin wir gehen sollten.

Festivalbesucherin

Haim sah die Hamas-Terroristen, die sich zu Fuß näherten. „Ich nahm die Autoschlüssel eines Freundes von mir, der sehr betrunken war, setzte so viele Leute wie möglich ins Auto und fuhr wie verrückt los“, sagte sie. „Die Leute, die geblieben sind, wurden entführt oder ermordet.“

Augenzeugen berichten von Massenvergewaltigungen

Offenbar hatten die Terroristen ihren Angriff genau geplant und kamen aus allen Richtungen. Es war eines ihrer ersten Ziele an diesem Samstagmorgen. Sie blockierten die Straßen und beschossen die flüchtenden Autos. Eine andere Besucherin sagte dem israelischen Channel 12, dass „fünfzig Terroristen in Lieferwagen kamen, gekleidet in Militäruniformen“.

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Ein anderer Gast berichtet dem US-Medium „Tablet Magazin“ von Massenvergewaltigungen: „Frauen wurden auf dem Gelände des Raves vergewaltigt, neben den Leichen ihrer Freunde.“ Viele der Opfer seien danach erschossen worden, andere entführt.

Es war ein Massaker.

Notarzt beim Festival

Es war ein Massaker“, berichtet Yaniv, ein Notarzt, der zu der Party gerufen wurde, dem israelischen TV-Sender Kan News: „Ich habe so etwas noch nie in meinem Leben gesehen. Es war ein geplanter Überfall. Als die Leute aus den Notausgängen herauskamen, warteten dort Gruppen von Terroristen auf sie und fingen an, sie einfach abzuknallen.“

„Es waren 3000 Menschen auf der Veranstaltung, also wussten sie es wahrscheinlich. Sie hatten Geheimdienstinformationen.“ Drohnenaufnahmen des Geländes nach dem Terroranschlag zeigen das Ausmaß der Katastrophe.

Auch Ben Haim berichtet, dass die Straßen blockiert waren: „Wir hörten Schüsse. Es gab Autos, auf denen Leichen lagen, die die Straße blockierten. Wir konnten nicht raus.“ Daraufhin seien sie aus dem Auto wieder ausgestiegen und flüchteten zu Fuß.

Nach Hamas-Angriff: Polizei kann Festivalbesuchern nicht helfen

Doch die offene, wüstenähnliche Landschaft wurde vielen Fliehenden zum Verhängnis. Es gab kaum Deckung, hinter der sie Schutz suchen konnten, und in der beginnenden Morgendämmerung konnten die Hamas-Terroristen Dutzende im offenen Feld erschießen.

„In jeder Richtung, in die wir rannten, schossen mehr Leute auf uns. Wir rannten zwei Stunden lang und versuchten, zu entkommen. Wir fingen an, uns im Gebüsch zu verkriechen. Irgendwann merkte ich, dass ich nicht mehr rennen konnte.“

Sie, zwei Freunde und ein Fremder legten sich in einen Busch und bedeckten sich mit Blättern, berichtet sie: „Wir blieben still und versuchten, die Polizei zu erreichen. Doch die sagte, sie könne uns nicht helfen, weil zu viele Menschen entführt worden seien.

Erst nach sieben Stunden, als der Akkustand ihres Handys auf 2 Prozent gesunken war, wurde Ben Haim von einem Anwohner gefunden, der mit dem Auto unterwegs war, um Überlebende zu retten.

Viele andere hatten weniger Glück. Die Instagram-Seite des Festivals ist voll mit Nachrichten von Familien, Freunden und Angehörigen, die verzweifelt nach Vermissten suchen. Wie viele Menschen entführt wurden, ist noch unklar.

22-jährige Deutsche unter den Vermissten

Auch eine aus Ravensburg stammende Deutsche ist laut Berichten, unter anderem der BBC, unter den Opfern des Festivals. Familienangehörige identifizierten die 22-Jährige anhand von Tätowierungen und ihren Dreadlocks in einem Video, das auf palästinensischen sozialen Medien kursiert. Es ist die Tattoo-Künstlerin Shani Louk.

Die 22-jährige Shani Louk soll von der Hamas entführt worden sein. Hier ein Foto, das ihre Tante Orly Louk zur Verfügung stellte.
Die 22-jährige Shani Louk soll von der Hamas entführt worden sein. Hier ein Foto, das ihre Tante Orly Louk zur Verfügung stellte.

© picture alliance/dpa/TNN

Ihre Mutter veröffentlichte am Samstag ein Video, in dem sie um „jede Hilfe, jede Neuigkeit“ über ihre Tochter bittet. Die deutsche Botschaft in Tel Aviv und das Auswärtige Amt in Berlin beantworteten Anfragen zu entführten deutschen Staatsbürgern bis Sonntagnachmittag nicht.

In dem Video ist eine nackte Frau mit dem Gesicht nach unten auf der Ladefläche eines Pick-up-Trucks zu sehen. Vier Kämpfer der Hamas führen sie einer jubelnden Menge in Gaza vor.

Einer hält sie an den Haaren, während ein anderer ein Gewehr in die Luft hält und „Allahu akbar“ („Gott ist groß“) brüllt. Ein Junge spuckt auf sie. Ob sie in diesem Moment noch am Leben ist, ist unklar. Sie liegt regungslos da. (Tsp)

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