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Ein Hubschrauber mit von der Hamas freigelassenen Geiseln landet auf dem Schneider Children’s Medical Center in Petach Tikwa.

© dpa/Ilia Yefimovich

Update

Deutsch-israelische Mutter, kleine Kinder und kranke Seniorin: Erste Geiseln mit ihren Familien vereint und „in gutem Zustand“

Nach Angaben der israelischen Armee sind alle Geiseln in „gutem Zustand“. Unter ihnen sind auch vier Deutsche. Und eine Frau, von der Terroristen behauptet hatten, sie sei getötet worden.

| Update:

Unter den freigelassenen Geiseln aus dem Gazastreifen befinden sich vier deutsche Staatsbürger: die 77-jährige Margalit Moses, die 34-jährige Doron Katz-Asher sowie deren zwei Töchter im Alter von zwei und vier Jahren. Alle haben neben dem deutschen auch den israelischen Pass und waren am 7. Oktober von der Hamas aus dem Kibbuz Nir Oz verschleppt worden.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Freilassung einer ersten Gruppe von Hamas-Geiseln als eine „gute Nachricht“ bezeichnet und betont, dies könne „nur der Anfang“ sein. „Es ist eine gute Nachricht, dass endlich eine erste Gruppe von Geiseln freigelassen wurde“, erklärte Scholz im Kurzbotschaftendienst X. „Wir können kaum ermessen, was sie und ihre Angehörigen in den letzten Wochen haben durchmachen müssen.“ Scholz bezeichnete die Freilassung als „das Ergebnis unermüdlicher Diplomatie“.

Außenministerin Annalena Baerbock erklärte: „Ich bin unendlich erleichtert, dass soeben 24 Geiseln aus Gaza freigekommen sind, darunter vier Deutsche“. Die Priorität sei nun an der Freilassung aller anderen Geiseln zu arbeiten.

Insgesamt wurden am Freitagnachmittag 24 Geiseln der Hamas freigelassen. Zusätzlich zu den angekündigten 13 Geiseln, die Teil des Austauschs von israelischen Geiseln und palästinensischen Gefangenen sind, wurden laut dem katarischen Außenminister zehn thailändische Staatsbürger und ein philippinischer Staatsbürger freigelassen. Zunächst war von 12, dann von 11 Thailändern die Rede gewesen.

Aus Hamas-Kreisen hieß es, die zwölf Geiseln seien am Grenzübergang Rafah ohne Bedingungen an die ägyptischen Behörden übergeben worden. Die Thailänder und Filipinos waren wie andere Geiseln am 7. Oktober bei einem Überfall der islamistischen Hamas auf Israel entführt worden.

Thailändische Arbeiter, die von der Hamas als Geiseln genommen und mittlerweile freigelassen wurden.
Thailändische Arbeiter, die von der Hamas als Geiseln genommen und mittlerweile freigelassen wurden.

© REUTERS/MINISTRY OF FOREIGN AFFAIRS THAILAND

Geiseln nicht in Lebensgefahr

Nach Angaben der israelischen Armee sind alle Geiseln in „gutem Zustand“. Die 13 Israelis und 11 Ausländer seien ersten medizinische Tests unterzogen worden, teilte Militärsprecher Daniel Hagari israelischen Medien zufolge am Freitagabend mit. Ihr Leben sei nicht in Gefahr.

Nach dem ersten Empfang und der medizinischen Behandlung wurden sie in Krankenhäuser gebracht, wo sie ihre Familien treffen sollen. Das Militär rief die Öffentlichkeit und die Medien zu Geduld und Sensibilität auf. „Wir bitten alle darum, die Privatsphäre der freigelassenen Geiseln und ihrer Familien zu respektieren.“

Die freigelassenen Geiseln am 24.11.
Die freigelassenen Geiseln am 24.11.

© Screenshot Youm7

Die israelischen Geiseln sind Channa Katzir (77), Margalit Mozes (77), Yafa Ader(85), Hannah Perry (79), Adina Moshe (72), Danielle Aloni (44) und ihre Tochter Emilia Aloni (9), Ruthi Monder (78), Keren Monder (54) und Ohad Monder (9), Aviv Asher (2), Raz Asher (5) und Doron Katz-Asher (34).

Unter ihnen befindet sich auch Channa Katzir, von der die Terrororganisation Palästinensischer Dschihad behauptet hatte, sie sei getötet worden. Das berichtet die „Times of Israel“.

Die israelischen Geiseln.
Die israelischen Geiseln.

© Times of Israel, Tsp-Screenshot

Über die Schicksale der nun freigelassenen Personen berichtet auch die BBC. So habe Margalit Mozes, die aus ihrem Haus im Kibbuz Nir Oz entführt worden war, eine Krebs-Erkrankung überlebt und ist ihrer Familie zufolge weiterhin auf medizinische Versorgung angewiesen.

Adina Moshe wurde ebenfalls aus dem Kibbuz Nir Oz entführt. Dabei habe sie ihren Ehemann verloren. Dieser wurde von der Hamas getötet, als er sich für andere Geiseln eingesetzt habe.

Doron Katz Asher wurde mit ihrer vier- und ihrer zweijährigen Tochter entführt, als sie sich bei Verwandten in der Nähe des Gazastreifens aufhielten. Ihr Ehemann Yoni Asher habe nach dem Angriff der Hamas ein Video gesehen, wie sie auf einen Lastwagen verladen wurden.

Ich feiere nicht, ich werde nicht feiern, bis die letzten Geiseln zu Hause sind.

Yoni Asher, Ehemann von Doron Katz Asher

Er hat sich nun nach der Freilassung in einem kurzen Video an die Öffentlichkeit gewandt. „Ich bin glücklich, dass ich meine Familie wiederhabe“, sagte Asher in der Aufnahme, welche das Forum der Angehörigen der Geiseln und Vermissten in der Nacht zum Samstag veröffentlichte. Er wolle ihnen helfen, sich von dem schrecklichen Trauma, das sie erlitten hätten, zu erholen. „Es liegen noch schwierige Tage vor mir.“

„Es ist erlaubt, sich zu freuen, und es ist erlaubt, zu weinen“, sagte Asher in der Videobotschaft auf Hebräisch, fügte jedoch hinzu: „Aber ich feiere nicht, ich werde nicht feiern, bis die letzten Geiseln zu Hause sind.“

Seit der Entführung seiner Familie hatte Yoni Asher unermüdlich auf das Schicksal seiner Angehörigen aufmerksam gemacht - auch in Berlin, da seine Frau und die beiden Töchter die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen.

„Ich bin entschlossen, meiner Familie zu helfen, damit sie sich von dem furchtbaren Trauma und Verlust erholt“, sagte Asher. Die Mutter von Doron Katz-Asher war nach Angaben der israelischen Armee noch am Tag des Großangriffs der Hamas auf Israel getötet worden.

Kinder werden von Trauma-Experten erwartet

Psychologen gehen davon aus, dass besonders die Kinder nach sieben Wochen Geiselhaft schwer traumatisiert sein könnten. Sie haben auch am 7. Oktober schlimmste Gewalt miterlebt. Deshalb werden sie von israelischen Traumaexperten und Medizinern erwartet, außerdem von speziell ausgebildeten Soldaten, die für ihre Sicherheit sorgen sollen. Diese sollen auch das Lieblingsessen der Kinder bei sich haben. 

Für die Kinder hat das israelische Militär Spielzeug vorbereitet.
Für die Kinder hat das israelische Militär Spielzeug vorbereitet.

© Imago/UPI Photo

Das Militär veröffentlichte Bilder aus einem Hubschrauber mit farbigem Gehörschutz sowie von Spielecken mit buntem Spielzeug zur Aufnahme der Kinder. „Heute ist der Anfang vom Licht am Ende des Tunnels“, hieß es in dem X-Post.

Unter den Angehörigen der 240 Menschen, die am 7. Oktober entführt worden waren, herrschen gemischte Gefühle. „Ich freue mich für die Familien, die heute ihre Lieben umarmen werden. Ich bin neidisch. Und ich bin traurig. Vor allem bin ich traurig, dass Omer immer noch nicht nach Hause kommt“, sagte die Mutter des 21-jährigen Omer Shem Tov, Shelly Shem Tov, im israelischen Fernsehsender Channel 12.

Palästinensische Häftlinge werden mit Hamas-Fahnen empfangen

Für die ersten freigelassenen Hamas-Geiseln sollen im Gegenzug für jede Geisel drei palästinensische Häftlinge aus israelischen Gefängnissen entlassen werden. Auch hier geht es um Frauen und Minderjährige. Diese wurden für verschiedene Straftaten von Brandstiftung bis versuchtem Mord verurteilt. Israel hat allerdings keine Hamas-Terroristen oder wegen Mord verurteilte Häftlinge freigelassen.

39 palästinensische Häftlinge sollen aus dem israelischen Militär-Gefängnis entlassen werden.
39 palästinensische Häftlinge sollen aus dem israelischen Militär-Gefängnis entlassen werden.

© Reuters/Ammar Awad

Vor ihrer geplanten Freilassung waren die 39 palästinensischen Häftlinge auf dem Weg zu einem zentralen Gefängnis in Israel. Es handele sich um 24 Frauen und 15 Minderjährige, berichtete die israelische Nachrichtenseite Ynet. In der palästinensischen Hauptstadt Ramallah wurde die Freigelassenen unter pro-Hamas-Sprechchören und mit Hamas-Flaggen von einer feiernden Menschenmenge gefeiert.

Weitere 13 Israelis sollen am Samstag freikommen

Israel hat Medienberichten zufolge eine weitere Namensliste mit Geiseln erhalten, die an diesem Samstag freigelassen werden sollen. Die Familien von 13 Geiseln seien informiert worden, berichtete unter anderem das israelische Portal Ynet am Freitagabend unter Berufung auf das Büro von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Israelische Offizielle bestätigten demnach, dass acht der 13 israelischen Geiseln, die am Samstag freigelassen werden sollen, Kinder seien.

Die Hamas und Israels Regierung hatten sich auf eine maximal zehntägige Feuerpause geeinigt, die für den abgeriegelten Gazastreifen und Israel gelten soll. Teil des Deals ist ein Austausch von bis zu 100 Geiseln aus Israel gegen bis zu 300 palästinensische Häftlinge. 

Das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA will die Kampfpause nutzen, um dringend benötigte Hilfsgüter für die notleidende Zivilbevölkerung zu verteilen. Insgesamt sollen am Freitag rund 200 Lastwagen mit Hilfsgütern und vier Lastwagen mit Treibstoff in den Gazastreifen gebracht werden – also deutlich mehr als zuletzt pro Tag. (dpa, AFP, Tsp)

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