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Eine Frau hält bei einer Demonstration ein Plakat einer Geisel, die von der Hamas im Gazastreifen festgehalten wird.

© imago/UPI Photo/IMAGO/DEBBIE HILL

Gewaltandrohungen und Plastiksitze zum Schlafen: Angehörige von Geiseln berichtet über Haftbedingungen

Am Samstagabend ließ die radikalislamische Hamas weitere Gefangene frei. Die Cousine einer israelischen Geisel erzählt von den Erfahrungen ihrer Familienmitglieder.

Die Cousine einer israelischen Geisel, die am Samstag zusammen mit ihrem Sohn und ihrer Mutter aus der Gefangenschaft der Hamas entlassen wurde, erzählte dem Sender Channel 12, was ihre Familie in den letzten Wochen durchlebt hat.

So wurden sie etwa während der gesamten Gefangenschaft zusammengehalten, allerdings ohne den Großvater, der mit ihnen entführt wurde.

„Sie wussten nicht, was mit meinem Onkel (ihrem Großvater) geschah... sie dachten, er sei verstorben“, sagte sie. Und beschrieb, dass die Hamas-Mitglieder, die die Familienmitglieder bewachten, bewaffnet waren und ihre Gesichter sichtbar waren. 

Prekäre Bedingungen für die Geiseln

Es war beängstigend, sie machten das immer wieder mit ihnen (Sie machten eine Geste der Enthauptung mit ihren Händen, Anm.)“, fügte sie hinzu. Ihr zufolge aßen die Gefangenen an manchen Tagen nur Fladenbrot und Reis. Sie schliefen auf Reihen von geformten Plastiksitzen, wie sie in Wartezimmern verwendet werden.

„Wenn sie auf die Toilette mussten, klopften sie an die Tür, und manchmal mussten sie anderthalb Stunden warten, bis sie gehen konnten“, berichtet die Frau. 

Kleines deutsches Mädchen kommt wieder zu ihrer Familie zurück

Auch eine vierjährige Deutsche, Raz, war sieben Wochen lang in den Händen von Terroristen der Hamas. Jetzt sitzt Raz eng umschlungen mit ihrem Vater, ihrer Mutter und zweijährigen Schwester auf einem Krankenhausbett in Israel. „Ich habe geträumt, dass ich nach Hause komme“, sagt sie zu ihrem Vater Joni. Er erwidert: „Jetzt ist dein Traum wahrgeworden.“ Mitarbeiter der Klinik dokumentierten das emotionale Wiedersehen.

Zusammen mit ihrer Mutter Doron und Schwester Aviv war Raz bei dem Massaker der Islamisten am 7. Oktober in den Gazastreifen verschleppt worden. Am Wochenende konnte ihr Vater sie endlich wieder in den Armen halten.

Als die drei bei einem Besuch der Oma im Grenzgebiet entführt wurden, war er mehr als hundert Kilometer entfernt. Durch ein Video, das später im Gazastreifen verbreitet wurde, erfuhr er von der Geiselnahme. Nun hat das Bangen um das Leben seiner Liebsten erstmal ein Ende.

Das Mädchen Emily trifft nach ihrer Geiselnahme wieder auf ihren Vater.

© dpa/Uncredited

„Ich bin glücklich, dass ich meine Familie zurückhabe“, sagt der Vater in einer Videobotschaft. „Aber ich feiere nicht, ich werde nicht feiern, bis die letzte der Geiseln nach Hause zurückgekehrt ist.“ Ob die restlichen Geiseln noch am Leben sind oder unter welchen Bedingungen sie vor Ort sind, ist unklar. „Es gibt noch Menschen mit gebrochenem Herzen“, sagt Joni mit Blick auf die vielen Familien, die noch immer auf ein Lebenszeichen ihrer Angehörigen hoffen.

Geiselrückgabe ist Teil einer Vereinbarung zwischen Israel und der Hamas

Ein kleiner Junge, der von der Hamas entführt wurde, trifft seine Familie wieder.

© dpa/Uncredited

Nach stundenlangen Verzögerungen hat die radikalislamische Hamas am Samstagabend eine zweite Gruppe von Geiseln freigelassen. Wie die israelische Armee mitteilte, kehrten die 17 Freigelassenen über Ägypten nach Israel zurück.

Nach Angaben der israelischen Regierung handelt es sich um 13 Israelis und vier Thailänder. Unter den freigelassenen Israelis sind vier deutsche Doppelstaatler. Im Gegenzug ließ Israel 39 palästinensische Gefangene frei.

Israel und die Hamas hatten sich am Mittwoch nach langwierigen Verhandlungen unter Vermittlung von Katar, den USA und Ägypten auf eine viertägige Feuerpause geeinigt. Die Vereinbarung sieht unter anderem vor, dass insgesamt 50 israelische Geiseln sowie 150 palästinensische Gefangene freigelassen werden sollen.

Der Krieg zwischen Israel und Hamas dauert nun bereits seit rund sieben Wochen an. Am 7. Oktober waren hunderte Kämpfer der von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuften Hamas nach Israel eingedrungen und hatten dort Gräueltaten überwiegend an Zivilisten verübt, darunter zahlreiche Frauen und Kinder.

Nach Angaben der israelischen Regierung wurden etwa 1200 Menschen getötet, rund 240 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion darauf begann Israel damit, Ziele im Gazastreifen aus der Luft und vom Boden aus massiv anzugreifen. Nach Angaben der Hamas, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden seitdem mehr als 14.800 Menschen im Gazastreifen getötet. (Tsp, AFP, dpa)

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