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Fünfter Tag der französischen Proteste, hier in Nizza.

© AFP/VALERY HACHE

Update

Großmutter des Opfers fordert Ende: Französische Polizei nimmt erneut hunderte Menschen bei Krawallen fest

Seit fünf Tagen eskaliert die Gewalt auf Frankreichs Straßen. Trotz leichter Beruhigung sind weiterhin 45.000 Sicherheitskräfte im Einsatz. Präsident Macron will nun 200 Bürgermeister empfangen.

| Update:

In Frankreich haben die Unruhen nach dem tödlichen Schuss eines Polizisten auf einen 17-Jährigen nach fünf Tagen etwas nachgelassen. Zwar kam es auch in der Nacht zum Sonntag in mehreren Städten zu Ausschreitungen, doch war das Ausmaß der Gewalt den Behörden zufolge geringer als in den Nächten zuvor.

Das französische Innenministerium meldete am Sonntag 719 Festnahmen, rund 600 weniger als in der Nacht davor. Die meisten der Festgenommenen hatten demnach Gegenstände bei sich getragen, die als Wurfgeschosse oder Waffen hätten dienen können.

577 Fahrzeuge und 74 Gebäude wurden in Brand gesetzt sowie 871 Feuer auf Straßen und Plätzen gezählt. Landesweit wurden laut vorläufigen Zahlen 45 Polizisten und Gendarmen verletzt und über 20 Polizeiwachen und Gendarmerie-Kasernen angegriffen.

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Verglichen mit den Ausschreitungen in den Vornächten war das Ausmaß der Gewalt laut den Behörden jedoch geringer. „Ruhigere Nacht, dank des resoluten Einsatzes der Ordnungskräfte“, schrieb Innenminister Gérald Darmanin bei Twitter. Dennoch sollten auch am Sonntagabend wieder 45.000 Sicherheitskräfte im Einsatz sein, wie das Innenministerium bekannt gab.

Großmutter des Opfers ruft zu Ende der Krawalle auf

Die Großmutter des getöteten Nahel M. rief die Protestierenden zur Ruhe auf und forderte ein Ende der Gewalt. „Zerschlagt keine Fenster, greift keine Schulen und Busse an, hört auf damit“, sagte sie am Sonntag im Sender BFMTV. „Es sind die Mütter, die mit dem Bus fahren, es sind die Mütter, die draußen herumlaufen“, fügte sie hinzu.

Sie sei zwar wütend auf den Beamten, der ihren Enkel erschossen habe, möchte aber nicht verallgemeinern. Er werde bestraft werden wie jeder andere auch. „Ich habe Vertrauen in die Justiz.“

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Nahel M. war am Dienstag von einem Polizisten bei einer Verkehrskontrolle in der Pariser Vorstadt Nanterre erschossen worden. Der 17-Jährige, dessen Familie aus Algerien stammt, wurde am Samstag in seiner Heimatstadt Nanterre bestattet. Der mutmaßliche Schütze befindet sich in Untersuchungshaft, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Totschlags gegen ihn.

Ausschreitungen bringen Macron in Bedrängnis

Die seither anhaltenden Unruhen stürzen die Regierung von Präsident Emmanuel Macron nach den Protesten der Gelbwesten und gegen seine Rentenreform in eine weitere schwere Krise.

Am Samstag sah sich der Präsident gezwungen, seinen ab Sonntag geplanten Staatsbesuch in Deutschland abzusagen. Stattdessen traf er sich am Sonntagabend unter anderem mit Premierministerin Élisabeth Borne, Innenminister Gérald Darmanin und Justizminister Éric Dupond-Moretti zu einer Lagebesprechung. Zudem wurde ein ständiger Krisenstab eingerichtet.

Am Dienstag will Macron Medienberichten zufolge über 200 Bürgermeister empfangen, die von den Unruhen der vergangenen Tage besonders betroffen gewesen sind. Das berichteten der Fernsehsender BFMTV und die Zeitung „Le Parisien“ am Sonntag nach der Lagebesprechung Macrons mit mehreren Ministern. Außerdem möchte sich Macron demnach am Montag mit den Präsidenten von Senat und Nationalversammlung treffen.

Regierung und Behörden hoffen, die Ausschreitungen mit Hilfe des Einsatzes von zehntausenden Sicherheitskräften, der Absage von Großveranstaltungen und einem abendlichen Stopp des öffentlichen Nahverkehrs in den Griff zu bekommen. Zahlreiche Städte und Gemeinden verhängten darüber hinaus eine nächtliche Ausgangssperre.

Kanzler Scholz sagte am Sonntag im ARD-Sommerinterview, er schaue „natürlich besorgt hin“, was gerade in Frankreich passiere. „Ich hoffe sehr und bin auch sicher überzeugt, dass der französische Präsident Wege finden wird, dafür zu sorgen, dass diese Situation sich schnell wieder bessert“, sagte Scholz und wünschte Macron „eine gute Hand bei der Bewältigung der ja nicht kleinen Herausforderung“. (AFP, dpa)

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