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Sollten die Nachbarländer Nigers gestürzten Präsidenten Bazoum (Archivbild, 2022) militärisch unterstützen, drohen die Putschisten mit seiner Ermordung.

© dpa/Kay Nietfeld

Nigers Junta quält den gestürzten Präsidenten: Eingesperrt unter unmenschlichen Bedingungen

Nigers abgesetzter Präsident Mohamed Bazoum und seine Familie werden seit gut zwei Wochen von den Putschisten gefangen gehalten. Die Junta droht nun sogar mit Bazoums Ermordung.

Er galt als Hoffnungsträger für sein Land und Westafrika, nun ist er Geisel der Militärjunta: Seit dem Putsch im Niger vor gut zwei Wochen wird Präsident Mohamed Bazoum gefangen gehalten. Der 63-Jährige und seine Familie würden unter „unmenschlichen“ Bedingungen in ihrer Residenz eingesperrt – ohne fließendes Wasser, ohne Strom, ohne regelmäßigen Zugang zu Essen und ärztlicher Versorgung, wie seine Partei PNDS-Tarayya mitteilte.

Ihr Vater und ihre Mutter hätten bereits je fünf Kilo Gewicht verloren und ihr 22-jähriger Bruder Salem zehn, sagte Bazoums Tochter Zazia der britischen Zeitung „The Guardian“. 

Die 34-Jährige befand sich im Urlaub in Frankreich, als die nigrische Präsidialgarde unter General Abdourahamane Tiani am 26. Juli die Macht übernahm. Später schlossen sich auch die anderen Zweige der Streitkräfte an, verkündeten das „Ende des Regimes“ und lösten alle verfassungsmäßigen Institutionen auf. Die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas stellte ein Ultimatum und drohte mit einer Militärintervention, sollten die Putschisten die Verfassung nicht wieder einsetzen.

Eine solche Behandlung eines demokratisch gewählten Präsidenten ist nicht hinnehmbar.

Moussa Faki Mahamat, Vorsitzender der Afrikanischen Union

Nun wird die Drohkulisse gegen die neue Junta weiter verschärft: Auf einem Sondergipfel in Nigeria verfügte die Gruppe am Donnerstag die „sofortige“ Aufstellung einer Eingreiftruppe für einen möglichen Einsatz im Niger. Priorität habe aber eine Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung mit friedlichen Mitteln in dem Land.

Um eine Einmischung der Ecowas zu verhindern, greift die Junta jedoch zu drastischen Mitteln: Im Falle eines Militäreinsatzes würde Bazoum ermordet, teilte die Junta Victoria Nuland mit. Die US-Spitzendiplomatin war zu Wochenbeginn in die nigrische Hauptstadt Niamey geflogen, um Gespräche mit den Aufständischen zu führen. Zum Präsidenten wurde sie jedoch entgegen ihrer Bitte nicht gelassen.

Inzwischen durfte immerhin US-Außenminister Antony Blinken mit dem gestürzten Staatsoberhaupt telefonieren. „Wir sind äußerst besorgt über seine Gesundheit und Sicherheit und die seiner Familie“, sagte sein Sprecher im Anschluss. Bazoum ist verheiratet mit Hadiza Mabrouk Bazoum. Das Paar hat vier Kinder; der Sohn befindet sich mit den Eltern zusammen in Gefangenschaft. Zazia Bazoum telefoniere nahezu täglich mit ihnen und bestätigt die katastrophalen Zustände der Unterbringung. 

Der US-Sender CNN berichtet, dass Bazoum inzwischen offenbar in kompletter Isolation gehalten werde und – wenn überhaupt –trockenen Reis und Nudeln bekäme. Die Haftbedingungen scheinen sich zum Ende der Woche noch einmal verschärft zu haben: In mehreren Textnachrichten, die Bazoum CNN zufolge an einen Freund schickte, hieß es, er sei „seit Freitag jeglichen menschlichen Kontakts beraubt“ und niemand versorge ihn mit Nahrung oder Medizin.

„Die Situation meiner Familie ist derzeit sehr schwierig“, sagte sie dem „Guardian“. Da der Strom abgestellt sei, sitze ihre Familie im Dunkeln und das Haus heize sich stark auf. „Für sie ist es in Ordnung. Sie sagen, dass sie weiterkämpfen werden, aber es ist schwer für mich und meine beiden Geschwister im Ausland, unsere Familie in dieser Situation zu sehen.“

Ihre Angehörigen hätten kein sauberes Trinkwasser und würden sich von Reis- und Nudelvorräten ernähren, während der Gasvorrat zu Ende gehe und sie bald nicht mehr kochen könnten. Der Arzt ihres Vaters sei von den Putschisten zurückgewiesen worden. „Die Putschisten setzen all das gegen sie ein, die Elektrizität und all den psychologischen Druck, weil sie wollen, dass mein Vater ein Rücktrittsschreiben unterschreibt. Das ist Folter, sie machen ihnen das Leben sehr schwer“, sagt Zazia. 

Unterdessen hat auch die Afrikanische Union erklärt, die von Ecowas gefassten Maßnahmen zur Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Ordnung im Niger zu unterstützen. Ihr Vorsitzender, Moussa Faki Mahamat, forderte die sofortige Freilassung Bazoums: „Eine solche Behandlung eines demokratisch gewählten Präsidenten ist nicht hinnehmbar.“

Zazia hat jedoch wenig Hoffnung: „Vielleicht lassen sie meinen Bruder und meine Mutter frei, aber ich glaube nicht, dass sie meinen Vater freilassen werden. Denn sie wissen, dass er Leute hat, die ihn unterstützen werden.“

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