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Gaza kurz nach den israelischen Luftangriffen.

© REUTERS/MOHAMMED SALEM

Update

13 Opfer bei Luftangriffen: Israel tötet drei ranghohe Dschihad-Mitglieder im Gazastreifen

Neben den Schlüsselfiguren der militanten, islamistischen Palästinensergruppe kamen bei den Angriffen auch Frauen und Kinder um. Zahlreiche Menschen wurden verletzt.

| Update:

Israel hat drei ranghohe Mitglieder der militanten Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad im Gazastreifen gezielt getötet. Nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums kamen bei den Luftangriffen in der Nacht zu Dienstag insgesamt 13 Menschen ums Leben, darunter ein Zahnarzt mit russischer Staatsbürgerschaft sowie seine Frau und sein Sohn.

Zudem wurden vier weitere Frauen und drei weitere Kinder getötet. Rund 20 Palästinenser seien verletzt worden, einige davon lebensgefährlich. Militante Gruppen kündigten Vergeltung an.

Die israelische Armee begründete den militärischen Schlag mit mehreren Angriffen aus dem Gazastreifen in den vergangenen Wochen. Zuletzt feuerten militante Palästinenser nach dem Tod eines palästinensischen Häftlings in der vergangenen Woche Dutzende Raketen und Mörsergranaten auf israelisches Gebiet ab.

Bei den getöteten Dschihad-Mitgliedern handelt es sich nach Militärangaben um einen Kommandeur, der für die jüngsten Raketenangriffe auf Israel verantwortlich gewesen sein soll. Zudem seien der Leiter des Militärrats sowie ein weiterer Islamist, der Anschläge im Westjordanland koordiniert haben soll, getötet worden.

Der UN-Gesandte Tor Wennesland verurteilte den Tod von Zivilisten als „inakzeptabel“. Er fordere alle Beteiligten auf, „größtmögliche Zurückhaltung zu üben und eine Eskalation zu vermeiden“. Sorgen vor weiterer Eskalation Verteidigungsminister Joav Galant teilte mit: „Wir müssen auf jedes Szenario vorbereitet sein - das Militär und die Sicherheitskräfte sind bereit, jede Front zu verteidigen.“

Israel bereitet mögliche Mobilisierung von Reservisten vor

Das Militär wurde angewiesen, sich auf die mögliche Mobilisierung von Reservisten vorzubereiten. Aus der Opposition erhielt die israelische Regierung breite Rückendeckung für den Einsatz. Medienberichten zufolge soll auch die USA über die Pläne informiert worden sein. Mehrere arabische Länder, darunter Ägypten und Jordanien, verurteilten die israelischen Angriffe.

Die Zivilbevölkerung im Süden Israels wurde angewiesen, bis Mittwochabend in der Nähe eines ausgewiesenen Schutzraums zu bleiben. Die Grenzübergänge zum Gazastreifen wurden geschlossen. Der Zugverkehr im Grenzgebiet wurde eingeschränkt. Im Gazastreifen herrschte Augenzeugen zufolge kaum Verkehr auf den Straßen. Schulen, Universitäten und alle Ministerien und öffentlichen Dienste wurden geschlossen. Vor Bäckereien bildeten sich lange Schlangen.

Der Leiter des Instituts für Nationale Sicherheitsstudien (INSS) Tamir Hajman sagte, entscheidend für den weiteren Verlauf des Konflikts sei, ob sich die im Gazastreifen herrschende Palästinenserorganisation Hamas an möglichen Kämpfen beteiligt. „Für Israel ist die Hamas nicht das Ziel der Operation, aber die Hauptfrage, die die Intensität dieses Konflikts und seine Dauer bestimmen wird, ist, ob die Hamas sich einschalten wird oder nicht.“

Dschihad will Tod der drei Führungsmitglieder rächen

Die israelische Nachrichtenseite ynet berichtete, Israel habe der Hamas die Botschaft übermittelt, sie sei „nicht im Visier“. Militante drohen mit Vergeltung. Ein Hamas-Sprecher sagte, das palästinensische Volk wisse, wie es auf das „Verbrechen“ der gezielten Tötung der Dschihad-Mitglieder zu reagieren und „die Besatzungsmacht anzugreifen“ habe.

Ein Dschihad-Sprecher teilte mit, Israel habe „alle Initiativen der Vermittler ignoriert“. Man werde den Tod der drei Führungsmitglieder rächen. Israel hat in der Vergangenheit bereits mehrfach Dschihad-Anführer im Gazastreifen gezielt getötet.

Im August vergangenen Jahres kam etwa Militärchef Chalid Mansur bei einem Luftangriff Israels ums Leben. Dabei wurden zwei weitere Dschihad-Mitglieder getötet, darunter auch Mansurs Stellvertreter. Damals kam es zu massiven Raketenangriffen aus dem Palästinensergebiet und weiteren israelischen Luftangriffen. Nach drei Tagen trat dann eine von Ägypten vermittelte Waffenruhe in Kraft.

Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen unter sehr schlechten Bedingungen. Die Hamas hatte in dem palästinensischen Gebiet 2007 gewaltsam die Macht an sich gerissen. Israel verschärfte daraufhin eine Blockade des Küstengebiets, die von Ägypten mitgetragen wird.

Die Hamas und der Islamische Dschihad werden von den USA, der EU und Israel als Terrororganisationen eingestuft. Beide Gruppierungen haben sich die Zerstörung Israels auf die Fahne geschrieben. Der Islamische Dschihad gilt allerdings als noch radikaler als die Hamas.

Nach Angaben des „CIA World Factbook“ wird die Anzahl der Dschihad-Kämpfer auf zwischen 1000 und mehreren Tausend geschätzt. Die Hamas gilt als militärisch deutlich stärker, die Zahl der Kämpfer wird den Angaben zufolge auf 25 000 geschätzt. Anders als die Hamas hat der Islamische Dschihad kein Interesse an einer Regierungsbeteiligung, sondern konzentriert sich auf den bewaffneten Widerstand gegen Israel. (dpa)

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