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Russische Polizisten in St. Petersburg (Archivbild).

© dpa/Uncredited

Nach Prigoschin-Aufstand: Unter Russlands Kriegsbloggern wächst die Furcht vor dem Kreml

Nach dem Putsch-Versuch von Söldner-Chef Prigoschin geht der Kreml offenbar härter gegen Ultranationalisten im Land vor. Darauf deutet eine Razzia vom vergangenen Sonntag hin.

Am Sonntag kam es zu einer seltenen Polizeirazzia in einem patriotischen Kulturzentrum im russischen St. Petersburg, wie die „New York Times“ berichtet. Russische Polizeibeamte gingen dabei hart gegen Ultranationalisten vor, die den Krieg in der Ukraine zwar unterstützen, jedoch immer wieder das russische Militär für dessen Vorgehensweise kritisieren. Viele von ihnen fordern zudem von Präsident Wladimir Putin eine Generalmobilmachung.

Die Durchsuchung könnte ein Zeichen dafür sein, dass Russland nach dem gescheiterten Aufstand der Wagner-Gruppe und ihrem Chef Jewgeni Prigoschin nun gegen die einflussreiche, ultranationalistische Bewegung vorgehen will, schreibt die amerikanische Zeitung.

Die Beamten, darunter auch Spezialkräfte, durchsuchten das Kulturzentrum „Listva“ am Sonntagnachmittag mit der Begründung, dass es eine Bombendrohung gegeben habe. Auf Social Media behauptete „Listva“, dass die Polizisten Sicherheitskameras abgeschaltet, Mitarbeiter schikaniert und Gegenstände beschlagnahmt hätten.

Dem bekannten russischen Ultranationalisten, Igor Girkin, zufolge habe die Razzia darauf abgezielt, seine für diesen Tag im Kulturzentrum geplante Rede zu verhindern. Sie fand später an einem anderen Ort statt.

Ultranationalisten kritisieren die Razzia

Die ultranationalistische Szene Russlands kritisierte die Razzia scharf. Sie beschuldigte die Regierung, treue ideologische Verbündete zu untergraben.

„Menschen, die die Nachrichten darüber lesen, wie ihr Chaos anrichtet, verlieren das Vertrauen in den Staat“, sagte Dmitri Bastrakow, der Gründer von „Listva“, in einer Videobotschaft und bezog sich dabei auf die Polizeidurchsuchung. „Listva“ werde sich in seiner Arbeit von der Razzia aber nicht beeinträchtigen lassen, sagte Bastrakov der „New York Times“.

Bis zum vollständigen Einmarsch Russlands in die Ukraine im vergangenen Jahr unterdrückte Putins Regierung ultranationalistische Randgruppen. Seit Kriegsbeginn können sich diese aber stärker profilieren. Ihr Meinung und Beträge zum Krieg besitzen in Russland durchaus Gewicht.

Einige der Aktivisten sind mittlerweile als Kriegsblogger bekannt und verbreiten ihre Ansichten in den sozialen Medien. (Tsp)

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