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Ein russischer Wehrpflichtiger zieht in einem Einberufungsbüro in Kaliningrad, Russland, eine Uniform an (Archivbild).

© IMAGO/SNA/Mikhail Golenkov

Putin will „echte“ Männer: Mit diesem martialischen Werbevideo will Russland neue Soldaten gewinnen

Nach ukrainischen Angaben sollen bisher mehr als 180.000 russische Soldaten gefallen sein. Nun wird um Freiwillige geworben – und der Krieg als Test für „echte“ Männer verkauft.

Bei der Rekrutierung neuer Soldaten für den Krieg in der Ukraine fährt der Kreml offenbar zweigleisig: Einerseits wurde kürzlich in der Duma ein neues Gesetz verabschiedet, das die Einberufung vereinfachen soll. Die Bescheide werden künftig elektronisch zugestellt, statt wie bisher auf dem Postweg an die Meldeadresse. Kriegsdienstverweigerern drohen Strafen, darunter Leistungskürzungen und das Verbot, Immobilien zu kaufen.

Doch die verpflichtende Teilmobilisierung im Herbst 2022 hatte zu Beschwerden innerhalb der russischen Bevölkerung geführt, die auch Wladimir Putin nicht verborgen blieben. Darum setzt der Kreml nun offenbar andererseits darauf, dass sich Männer freiwillig zum Militärdienst melden.

400.000 Soldaten sollen auf diesem Weg rekrutiert werden, berichtete das britische Verteidigungsministerium Ende März in einem Update, gestützt auf russische Medienberichte. Zur Werbekampagne für den Fronteinsatz gehört offenbar auch ein Video, das derzeit in sozialen Netzwerken geteilt wird. Mit der martialischen Musik und der Zeitlupen-Ästhetik erinnert das Video an einen Trailer zu einem neuen Kriegsvideospiel. Russische Männer sollen mit dem Clip für den Dienst in der Truppe begeistert werden.

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Sei ein echter Mann: Die Aussagen im Video übersetzt

Hast du etwa davon geträumt, so ein ‚Verteidiger‘ zu werden?“, wird in der Szene im Supermarkt gefragt, als ein Sicherheitsmann zu sehen ist. Die Botschaft: Die wahre Verteidigung passiere nur in der russischen Armee. Es ist eine Diskreditierung von russischem Sicherheitspersonal, die gleichzeitig zur Behauptung der russischen Propaganda passt, dass sich Russland beim völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in der Ukraine gegen die Nato verteidige.

Liegt etwa darin deine Kraft?“, lautet die Frage im Fitnessstudio. Die Botschaft: Muskeltraining sei Zeitverschwendung, echte Kraft lasse sich ausschließlich als Soldat im Krieg beweisen.

Und Taxifahrern wird in dem Video unterstellt, ihren Beruf aus Mangel an Alternativen gewählt zu haben. „Wolltest du etwa so einen Weg wählen?

Echte Männer gehen zur Armee, lautet die zentrale Botschaft dieser Militärwerbung. „Du bist doch ein Kerl“, steht am Ende des Videos, bevor auf eine Website und eine Telefonnummer verwiesen wird. Ein monatliches Gehalt ab 204.000 Rubel wird in Aussicht gestellt, das entspricht 2287 Euro.

Beschwerden über schlechte Ausrüstung in der russischen Armee

Die Versprechungen stehen im Widerspruch zu vielen anderen Clips, in denen russische Soldaten immer wieder schlechte Ausrüstung, Führung und Behandlung beklagen. Zuletzt hatte auch die russische Privatarmee Wagner in Schreiben Freiwillige für den Einsatz im Kriegsgebiet für einen Sold von 240.000 Rubel (2.690 Euro) monatlich geworben. Versprochen werden außerdem Erfolgsprämien, teilte Wagner mit. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat ebenfalls im ganzen Land Anwerbestellen eingerichtet.

Immer wieder gab es seit Beginn des Ukrainekriegs im Februar 2022 Berichte, wonach Russland seine Soldaten in der Ukraine ohne Rücksicht auf eigene Verluste einsetze – schlecht ausgebildet und schlecht ausgestattet. Jüngst berichteten unabhängige russische Medien über die angeblich hohen Verluste einer Brigade der russischen Pazifikflotte im Ukrainekrieg. Der zuständige Admiral wurde inzwischen in den Ruhestand versetzt.

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