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Der thailändische König Maha Vajiralongkorn (70) ist nicht unumstritten.

© dpa/EPA YONGRIT

Thailand vor der Parlamentswahl: Wie mächtig ist König Rama X.?

Ein Leben zwischen Bayern und Bangkok: Thailands König machte als Kronprinz wegen seines pompösen Lebensstils in Deutschland Schlagzeilen. Nun herrscht er als autoritärer Monarch.

Er ist bekannt für seine Eskapaden und ein hartes Durchgreifen gegen Kritiker: Thailands König Maha Vajiralongkorn. Wenn das Land an diesem Sonntag, dem 14. Mai, wählt, darf sein Einfluss nicht unterschätzt werden. Seit der Umwandelung der absoluten Monarchie in eine konstitutionelle 1932 sollten Thailands Könige zwar keine politische Macht mehr haben – und trotzdem spielt das Königshaus eine hochpolitische Rolle.

Ohne dessen Gunst kann in Bangkok keine Regierung überleben, auch die Militärs nicht, die seit 2014 wieder an der Macht sind. Dabei ist Rama X., wie der König genannt wird, äußerst umstritten – ganz anders als sein Vater Bhumipol, dessen Tod am 13. Oktober 2016 das Land in eine tiefe Trauer stürzte.

Er war ein König der Herzen, pflichtbewusst und nahbar. Einer, der den letzten Winkel seines Landes bereiste, mit den Leuten sprach und ihnen Respekt zeigte. Sein Sohn lebt lieber in Tutzing, mag Bayern scheinbar lieber als Bangkok.

Kampfpilot bei der US-Armee

Maha Vajiralongkorn wurde am 28. Juli 1952 als erster Sohn des Königspaars in der thailändischen Hauptstadt geboren. Er hat eine ältere und zwei jüngere Schwestern. Als Kindergartenkind wurde der Kronprinz im Palast unterrichtet; ging später auf Privatschulen in Großbritannien und Australien.

1976 absolvierte Maha Vajiralongkorn die Royal Military Academy in Canberra mit einer ungewöhnlichen Fächerkombination: Neben einer Ausbildung durch die australischen Streitkräfte, machte er ein Bachelor-Studium im Fach „Freie Künste“ an der University of New South Wales. Im Anschluss ließ er sich zum Hubschrauber- und Kampfpiloten ausbilden, unter anderem bei der US-Armee.

Umstrittenes Liebesleben

Für Aufsehen sorgte er international wegen seines Liebeslebens: Bei der Krönung 2016 hatte er bereits drei gescheitere Ehen hinter sich, aus denen fünf Söhne und zwei Töchter hervorgingen. „Mein Sohn hat etwas von einem Don Juan. Frauen finden ihn interessant, und er findet Frauen noch interessanter“, sagte einmal seine heute 90-jährige Mutter.

Von 1977 bis 1991 war er mit seiner Cousine Soamsawali verheiratet und parallel mit der Schauspielerin Sucharinee Vivatcharavong zusammen. 1987 löste er in Japan einen kleinen diplomatischen Eklat aus, weil er erwartete, mit seiner Geliebten offiziell begrüßt zu werden, was das Hofprotokoll jedoch verweigerte.

König Rama X. und Königin Suthida bei der Krönung von Charles III. und Camilla in Westminster Abbey.
König Rama X. und Königin Suthida bei der Krönung von Charles III. und Camilla in Westminster Abbey.

© dpa/Andrew Milligan

Nach der Scheidung von seiner ersten Frau machte Maha Vajiralongkorn die Beziehung offiziell – und rächte sich an Japan für den einst scheinbar unfreundlichen Empfang. Als Japans Premierminister für einen Gipfel nach Thailand reiste, fing der Kronprinz mit seinem F-5-Kampfjet-Geschwader das Flugzeug des japanischen Regierungschefs ab.

1996 ging auch diese Ehe in die Brüche: Vivatcharavong verließ ihren Mann und reiste mit den fünf Kindern nach Großbritannien. Nur ihre jüngste Tochter lebt noch am Hofe, den anderen wurden die royalen Titel entzogen. Der heute 18-jährige Kronprinz Dipangkorn ging aus der dritten Ehe mit Srirasmi Suwadee hervor, die Maha Vajiralongkorn 2013 verstieß.

Ihre Eltern sollen die königlichen Verbindungen für Geschäfte und Korruption genutzt haben, landeten dafür im Gefängnis. Sie selbst soll Medienberichten zufolge seitdem als Nonne in Armut leben; der Palast wiederum behauptet, sie habe fünf Millionen Euro Abfindung bei der Scheidung erhalten.

Seit den Protesten im Jahr 2020 gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Palast einen Dialog mit den Demonstranten aufbauen will.

Pavin Chachavalpongpun, Professor für Südostasienwissenschaften an der Universität Kyoto

Mit Königin Suthida (44) – ehemals Stewardess und nach einigen Beförderungen inzwischen Generalleutnant – ist Maha Vajiralongkorn seit einigen Jahren verheiratet; das genaue Datum der Hochzeit ist nicht bekannt. Seit 2019 hat er auch noch eine „Neben-Frau“: Seine frühere Krankenschwester und spätere Leibwächterin Sineenat Wongvajirapakdi.

Der königliche Pudel

Sehr nahe stand dem Kronprinzen auch sein Pudel Fufu, der ihn oft auf Staatsbesuchen begleitete. Dem geleakten Bericht eines US-Botschafters zufolge erlebte dieser, wie Fufu in Abendgarderobe und mit dem Rang eines Luftwaffengenerals sein Herrchen auf Empfänge begleitete, über Tische flitzte und aus Wassergläsern trank.

Für Schlagzeilen in Thailand sorgte Fufu auch, als vermutlich Kritiker der thailändischen Monarchie auf Youtube ein Video von Prinzessin Srirasmi veröffentlichten. Darin fütterte sie, im String-Tanga bekleidet, den Hund mit Geburtstagstorte.

Ein Leben in Bayern

Bekannt in Deutschland ist Maha Vajiralongkorn für seine Liebe zu Bayern: Der 70-Jährige hat eine Villa in Tutzing und eine in Feldafing am Starnbeger See. Als Kronprinz hielt er sich wohl zu vier Fünfteln des Jahres in Deutschland auf.

König Maha Vajiralongkorn mit Mitgliedern der royalen Familie.
König Maha Vajiralongkorn mit Mitgliedern der royalen Familie.

© Reuters//Damir Sagolj

Als er 50 Tage nach dem Tod des Vaters offiziell den Thron bestieg, soll er verfügt haben, auch aus dem Ausland regieren zu können, ohne einen Stellvertreter im Inland ernennen zu müssen. Sein Sohn und Nachfolger Dipangkorn geht – so weit bekannt ist – auf eine Privatschule bei München gehen.

Ärger beim Corona-Lockdown

Die Aufenthalte des Königs sorgten 2020 für großen Unmut, da er sich während des Corona-Lockdowns im Frühjahr trotz Beherbergungsverbots zeitweise in einem Luxus-Hotel in Garmisch-Partenkirchen aufhielt.

15
Jahre Haft droht bei Majestätsbeleidigung in Thailand.

Der damalige Außenminister Heiko Maas hatte ihm mit Konsequenzen für den Fall gedroht, dass rechtswidriges Verhalten festgestellt werde. Im Kern ging es um die Frage, ob der umstrittene Monarch sein Land von deutschem Boden aus regiert oder nicht, möglicherweise von hier aus sogar gegen Menschenrechte in Thailand verstößt.

Recherchen der „Süddeutschen Zeitung“ zufolge soll er von Deutschland etwa eine ihm unterstellte Polizeieinheit dazu angewiesen haben, gegen Demonstranten vorzugehen.

Zurück in Bangkok

Tatsächlich hat die Bundesregierung jedoch nur sehr begrenzte Möglichkeiten, die Aufenthalte von Maha Vajiralongkorn in Bayern zu kontrollieren: Auch wenn diese nur privaten Zwecken dienten, gilt er trotzdem als Staatsoberhaupt.

„Als solcher genießt der Monarch im Ausland gewohnheitsrechtlich die vollständige funktionale und persönliche Immunität, weil er in seiner Person die ‘Würde des Staates’ repräsentiert“, hieß es in einem Gutachten des Bundestags dazu. Allerdings sei als „ultima ratio“ eine Ausweisung des Königs bei Rechtsverstößen möglich. 

„Inzwischen bleibt er größtenteils in Thailand, um einerseits Kontroversen zu vermeiden, die in Deutschland auftreten könnten. Andererseits wurde dieser Schritt von den Royalisten begrüßt, die ihn so als verantwortungsvollen Monarchen darstellen konnten“, erklärt der Thailänder Pavin Chachavalpongpun, der als Professor für Südostasienwissenschaften an der Universität Kyoto lehrt

Macht und Milliarden

Mit einem geschätzten Vermögen von mindestens 30 Milliarden US-Dollar, zählt Thailands König zu den reichsten Monarchen der Welt. Das meiste Geld kommt aus seinem Immobilien- und Grundstückbesitz. Verwaltet werden die Ländereien vom Königlichen Eigentumsbüro, das seit 2017 unter seiner direkten Kontrolle steht und Medienberichten zufolge keine Steuern zahlen muss.

In Thailand ist der König omnipräsent: Plakate und Bilder mit seinem Konterfei gehören zum Stadtbild dazu.
In Thailand ist der König omnipräsent: Plakate und Bilder mit seinem Konterfei gehören zum Stadtbild dazu.

© dpa/Rungroj Yongrit

„Im Gegensatz zu anderen Königen in der Vergangenheit hat er in der Politik mehr Macht“, sagt Pavin Chachavalpongpun. „Er verfügt über eine eigene Armeeeinheit. Darüber hinaus wendet der Staat in seinem Namen das Majestätsbeleidigungsgesetz an, um Kritik an der Monarchie zu unterbinden.“

Kritische Äußerungen über den König oder die thailändischen Monarchie können mit Gefängnisstrafen von bis zu 15 Jahren pro Tat geahndet werden.

In den vergangenen Jahren kam es immer häufiger zu Massenprotesten, in denen eine Reform der Monarchie verlangt wurde. Bislang blieben diese Bestrebungen jedoch erfolglos, da der König eng mit dem Militärregime zusammenarbeitet.

„Seit den Protesten im Jahr 2020 gibt es keine Anzeichen dafür, dass der Palast einen Dialog mit den Demonstranten aufbauen will“, erklärt Chachavalpongpun, der selbst im japanischen Exil lebt. „Stattdessen wurden immer mehr Menschen unter dem Vorwand der Majestätsbeleidigung verhaftet, was die Demokratie weiter beschädigt hat.“

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