
© Montage Tagesspiegel/Kay Nietfeld/dpa
Thank God It’s International Friday 22: Brandgefährlich
Die Themen der Woche: Bröckelnde Brandmauer in Deutschland | Chinas KI-Coup mit DeepSeek | US-Außenminister Rubio in Panama | Wohin kann man noch auswandern?

Stand:
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Auch ein internationaler Newsletter kommt diese Woche nicht umhin, mit der Lage in Deutschland aufzumachen. Denn was derzeit geschieht, erschüttert nicht nur die Bundesrepublik, sondern zeigt Wirkung weit über ihre Grenzen hinaus.
Ich habe seit Mittwochabend etliche Anrufe aus dem Ausland erhalten. „Wir dachten immer, wenn es ein Land gibt, in dem die Brandmauer gegen rechts hält, dann ist es Deutschland“, war ihr Tenor. Das dachte ich auch.
Dass wenige Stunden nach der Holocaust-Gedenkzeremonie im Bundestag eine rechtsextreme Partei im Reichstagsgebäude wieder feiern konnte, will ich noch nicht recht wahrhaben. „Wie kann so etwas passieren, nach allem, was in Deutschland geschehen ist?“, fragt der Auschwitz-Überlebende Albrecht Weinberg. Er hat aus Protest sein Bundesverdienstkreuz zurückgegeben. Meine Kollegin Karin Christmann hat mit ihm gesprochen. 👇
Es bleibt zu hoffen, dass dieser Moment für alle Demokratinnen und Demokraten in Deutschland ein Weckruf war. Denn alte Rivalitäten hin oder her: Dass die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel im laufenden Bundestagswahlkampf gegen ihren Parteikollegen Friedrich Merz Stellung bezogen hat und langjährige CDU-Mitglieder wie Michel Friedman aus der Partei ausgetreten sind, zeigt, wie ernst die Lage ist.
Noch einen weiteren Beitrag des Tagesspiegels möchte ich Ihnen dazu besonders ans Herz legen: Meine Kollegin Miray Caliskan schildert anhand ihrer eigenen Erfahrung sehr eindrücklich, wie tief der Alltagsrassismus in Deutschland sitzt. 👇
Kritik aus Europa
Noch bevor Friedrich Merz seinen Fünf-Punkte-Plan zur Migrationspolitik im Bundestag zur Abstimmung stellte, hagelte es Kritik – zum Beispiel aus Österreich. Nicht an der grundsätzlichen Idee einer Verschärfung, jedoch am Vorgehen. „Wir brauchen – das wissen wir alle – gemeinsame Lösungen“, sagte Alexander Schallenberg.
„Wenn jeder von uns jetzt einzeln einfach die Zugbrücken hochzieht, dann sind wir alle ärmer und keiner ist sicherer“, betonte der österreichische Kanzler. Wohl wahr. Dass Merz ankündigt, die enge Zusammenarbeit in der EU zur Priorität zu machen, was angesichts der Weltlage ein wichtiger Schritt wäre, dann aber deutsche Alleingänge propagiert, will nicht recht zusammenpassen.
Apropos Alleingang …
Der Brexit wird heute fünf Jahre alt. Wie die Chancen auf eine Annäherung zwischen Großbritannien und der EU stehen, analysieren meine Handelsblattkollegen Carsten Volkery und Torsten Riecke hier. 👇
Chinas DeepSeek: KI schnell und günstig
Feiern konnte diese Woche jedenfalls der chinesische Diktator Xi Jinping. Denn mit der Vorstellung des KI-Chatbots des chinesischen Start-ups DeepSeek ist ihm ein echter Coup geglückt. Es hat gezeigt, schreibt Viktoria Bräuner, dass China „diese technologische Spitzenleistung nicht nur schneller, sondern auch wesentlich günstiger als amerikanische Unternehmen erreichen konnten“. Wo meine Kollegin die dunkle Seite des Chatbots sieht, lesen Sie hier. 👇
Oh, wie schön ist Panama
Der neue US-Außenminister Marco Rubio bricht heute zu seiner ersten Auslandsreise auf. Die führt nach Zentralamerika, auch nach Panama. Dort dürften ihn ein paar Fragen erwarten. Zum Beispiel zu Trumps Drohung, den Panama-Kanal notfalls militärisch zurückzuerobern. Was der Sohn kubanischer Einwanderer darauf vielleicht antworten könnte, schreibt unsere US-Korrespondentin Juliane Schäuble hier. 👇
Die ehemalige kanadische Finanzministerin Chrystia Freeland, die sich derzeit um die Nachfolge von Justin Trudeau als Premierministerin bewirbt, schlägt indes eine Koalition aller Staaten vor, die von Trump bedroht werden. „Da wird es nicht genügend Plätze am Tisch geben“, hat Risikoanalyst Ian Bremmer gleich gewitzelt.
Eskalation im Kongo
Der Osten der Demokratischen Republik Kongo findet seit mehr als 30 Jahren keinen Frieden. Daran hat das Nachbarland Ruanda einen entscheidenden Anteil, denn es unterstützt die Rebellenmiliz M23. In den vergangenen Tagen ist die Gewalt in der Region so eskaliert, dass über 100.000 Menschen auf der Flucht sind. Unsere Autorin Andrea Hoffmann war noch kurz vor Kriegsausbruch dort. Lesen Sie hier ihren Bericht. 👇
Sie halten es in Deutschland nicht mehr aus?
Meine Kollegen haben sich angeschaut, in welche Länder man angesichts des Erstarkens rechter Kräfte auswandern könnte. Kleine Warnung: viele sind es nicht. Lesen Sie hier, welche es Staaten es auf die Liste geschafft haben. 👇
Ein ausgezeichneter Kollege
Es war mir ein besonderes Vergnügen, gestern Abend im Hamburger Rathaus mit dabei sein zu können, als Christoph von Marschall von Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher mit dem Karl Klasen-Journalistenpreis für seine Verdienste um das transatlantische Verhältnis ausgezeichnet wurde. Noch einmal herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle! 👏
Das war’s von mir für heute. Kommende Woche macht der „International Friday“ Winterferien. Am 14. Februar melde ich mich dann von der Munich Security Conference. Die spannenden Begegnungen und interessanten Debatten dort machen die Konferenz für mich auch im Februar immer schon zu einem Jahreshighlight.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
Herzlich
Ihre Anja Wehler-Schöck
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