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Ukrainische Soldaten tragen Munition an der Frontlinie in der Nähe von Bachmut.

© dpa/Roman Chop

Ukraine-Invasion Tag 425: Die Ukraine braucht dringend Munition – doch die EU streitet

Kiew gehen offenbar die Flugzeuge aus, Kämpfe zwischen russischen Truppen und Wagnersöldnern. Der Überblick am Abend.  

Der Munitionsmangel gilt schon seit geraumer Zeit als eines der größten Probleme im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine – auf beiden Seiten. Während man bezüglich des Vorrats bei der russischen Armee lediglich spekulieren kann, macht Kiew aus dem Problem auf seiner Seite keinen Hehl. Erst Mitte März hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba fehlende Munition in der „Bild am Sonntag“ als das Problem „Nummer eins“ bezeichnet.

Die EU wollte gegensteuern und der Ukraine eine Million Artilleriegeschosse für den Kampf gegen Russland liefern. So lautete die Meldung am 20. März nach einem EU-Außenministertreffen. Doch genau da hakt es, es gibt Streit innerhalb der Europäischen Union.

Denn Frankreich besteht bislang darauf, dass nur dann gemeinsam Munition mit EU-Geld beschafft werden sollte, wenn diese komplett aus europäischer Produktion stammt. Eine Forderung, die andere Länder ablehnen. Denn sie fürchten, dass das Ziel, die geplanten eine Million Geschosse innerhalb eines Jahres zu liefern, dann nicht eingehalten werden könnte.

Heute gab es erneut ein EU-Außenministertreffen, und der EU-Chefdiplomat Josep Borrell zeigte sich zuversichtlich, dass es in den nächsten Tagen eine Einigung diesbezüglich geben könnte, wie die Nachrichtenagentur dpa meldete. Er sei sicher, dass jeder verstehen werde, dass man es mit einer Situation äußerster Dringlichkeit zu tun habe.

Wie dringend das Problem ist, ließ sich bereits Anfang März an zwei Zahlen ablesen (wir berichteten hier in unserem Newsletter). Die Ukraine verbrauchte damals laut eigener Aussage pro Monat etwas mehr als 100.000 Geschosse. Den Bedarf, um gegen Russland zu bestehen, bezifferte sie damals aber auf mindestens 250.000 Geschosse monatlich. Inzwischen musste der Einsatz der Munition bereits rationiert werden – und das kurz vor der geplanten Frühjahrsoffensive Kiews. 

Die wichtigsten Nachrichten im Überblick

  • Nach dem Wirbel um Äußerungen des chinesischen Botschafters in Frankreich hat die Regierung in Peking beteuert, dass sie die Souveränität ehemaliger Sowjetrepubliken unverändert anerkennt. Indirekt distanzierte sich Außenamtssprecherin MaoNing in Peking von der Darstellung des Botschafters Lu Shaye. Mehr hier.
  • Der Ukraine gehen die Flugzeuge aus. Das berichtet der „Economist“ unter Berufung auf ein Dokument aus US-Geheimdienstkreisen. Seit Kriegsbeginn wurden demnach mehr als 40 Prozent aller Kampfjets zerstört. Mehr dazu erfahren Sie hier.
  • Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner, Jewgeni Prigoschin, hat damit gedroht, während der Gefechte keine Gefangenen mehr zu machen, sondern alle ukrainischen Soldaten direkt zu töten. „Wir werden einfach alle auf dem Schlachtfeld vernichten“, so Prigoschin. Mehr dazu hier.
  • Der Generalstab der Streitkräfte der Ukraine hat Gefechte zwischen russischen Militärs und der Wagner-Gruppe gemeldet. Der auf Facebook veröffentlichte Post beschreibt die Verluste der russischen Besatzungstruppen weiterhin als schwerwiegend. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • Moskau hat die USA für ihre Entscheidung, russischen Journalisten für ihre geplante Reise zur Sitzung des UN-Sicherheitsrats keine Visa auszustellen, scharf kritisiert. „Wir werden nicht vergessen, wir werden nicht verzeihen“, sagte Russlands Außenminister Sergej Lawrow. Mehr dazu hier.
  • Wenige Tage vor dem ersten Jahrestag der Invasion hatten Beamte in Kiew offenbar Pläne für einen Angriff auf Moskau geschmiedet. Wie die „Washington Post“ berichtet, habe Generalmajor Kyrylo Budanov einen seiner Offiziere angewiesen „sich auf einen Massenangriff am 24. Februar vorzubereiten ... mit allem, was das HUR hat“. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Ein über der Ostsee ohne Erkennungssignal fliegender russischer Aufklärer hat am Montag einen Start der Alarmrotte auf dem Fliegerhorst Laage in Mecklenburg-Vorpommern ausgelöst. Die Maschine war im Bereich Kaliningrad im internationalen Luftraum ohne Transponder, ohne Flugplan und ohne Kontakt zur Flugsicherheitskontrollstelle unterwegs.
  • Der von Bulgarien bis Ende Juni verhängte Importstopp für ukrainische Agrarprodukte ist am Montag in Kraft getreten. Der Verband der bulgarischen Hersteller von Pflanzenölen und Ölprodukten kritisierte den Importstopp, der auch Sonnenblumenkerne umfasst.
  • Der Kreml will nach eigenen Angaben trotz des weiterhin laufenden Kriegs in der Ukraine an den Präsidentenwahlen Anfang 2024 festhalten. „Die Wahlen finden statt“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. 
  • Der Chef des Militärgeheimdienstes der Ukraine, Kyrylo Budanow, hält eine Rückeroberung des gesamten von Russland besetzten Staatsgebiets in diesem Jahr „durchaus“ für möglich. Man könne „diesen Krieg nur auf einem Weg beenden, durch die Wiederherstellung der Grenzen“ von 1991, sagte er. 
  • Russische Behörden haben eigenen Angaben zufolge einen Drohnenangriff auf die Hafenstadt Sewastopol auf der Krim abgewehrt. Ein unbemanntes Wasserfahrzeug, auch Drohnenschiff genannt, sei in der Nacht zerstört worden, ein weiteres sei explodiert, hieß es.
  • Die russischen Streitkräfte im besetzten Bediansk zwingen offenbar einheimische Ärzte, die russische Pässe erhalten haben, sich für den Militärdienst zu melden. Das berichtet der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte. Berichten zufolge ist Russland mit einem „katastrophalen Mangel an medizinischem Personal auf dem Schlachtfeld“ konfrontiert.
  • Russland treibt nach britischer Einschätzung die „Russifizierung“ der besetzten Gebieten in der Ukraine voran. So werde die Bevölkerung gezwungen, russische Pässe zu akzeptieren, teilte das Verteidigungsministerium in London am Montag unter Berufung auf Geheimdienstinformationen mit. 

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