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Ein Wahlbrief wird in eine Wahlurne gesteckt, im Hintergrund ist eine EU-Flagge zu sehen.

© IMAGO/Panama Pictures

Wann genau welche EU-Länder wählen: Niederlande öffnen bereits Wahllokale für Europawahl 2024

Seit heute früh, 7:30 Uhr, geben Menschen in den Niederlanden ihre Stimme für die Europawahl ab. Morgen startet die EU-Wahl in Irland und Tschechien. Wir verraten, wann welche Länder wählen.

Stand:

Insgesamt 360 Millionen Europäer können vom 6. bis 9. Juni 2024 ihre Stimme für die Europawahl abgeben, schätzt das Statistikamt „Eurostat“.

Mehr als 13 Millionen davon werden heute in den Niederlanden zur Wahlurne gerufen. Das Königreich im Nordwesten Europas startet heute als erstes Land von insgesamt 27 EU-Mitgliedsstaaten mit der EU-Wahl. Wir verraten, welche Nationen wann genau ihre Abgeordneten für das Europaparlament wählen und welches Land gleich zwei Tage hintereinander wählen darf.

EU-Wahl in Deutschland: Wann öffnen die Wahllokale?

Dem Bundeswahlamt zufolge haben die Wahllokale in Deutschland bei der Europawahl am 9. Juni 2024 von 8:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet.

Europawahl: Niederlande wählen als erstes Land

In den Niederlanden haben die ersten Wahlberechtigten bereits am Donnerstag ihre Stimmen für die Europawahl abgegeben. Die Wahllokale hatten hier seit morgens um 7:30 Uhr geöffnet. Erste Prognosen werden nach Schließung der Wahllokale um 21 Uhr erwartet.

Geert Wilders von der radikal-rechten Partei für die Freiheit (PVV) gibt am 6. Juni 2024 seine Stimme zur Europawahl ab.

© dpa/Peter Dejong

Laut einer am Vorabend veröffentlichten Umfrage liegt in den Niederlanden die nationalistische Partei für die Freiheit (PVV) des Rechtspopulisten Geert Wilders gleichauf mit den Sozialdemokraten/Grünen mit je acht Sitzen.

Wilders hatte sich erst Mitte Mai mit drei anderen Parteien auf die Bildung einer Regierung in den Niederlanden geeinigt, nachdem bereits im November gewählt worden war. Er hatte es bei der letzten Europawahl gar nicht ins Parlament geschafft.

Der Rechtspopulist hatte lange für einen Austritt der Niederlande aus der EU plädiert, war dann aber umgeschwenkt. Wilders fordert nun eine deutliche Kürzung des niederländischen Beitrags zum EU-Haushalt und Ausnahmen für sein Land von EU-Migrations- und Umweltbestimmungen. Er will sich einer Fraktion aus anderen rechtsgerichteten Parteien anschließen, wie der Französin Marine Le Pen und der Italienerin Giorgia Meloni.

Europawahl: Wie viele Abgeordnete werden gewählt?

Das Europaparlament hat seit dem EU-Austritt Großbritanniens 705 Abgeordnete. Nach den Wahlen in den 27 Mitgliedsstaaten soll das Parlament auf 720 Sitze wachsen. Gewählt wird über nationale Listen.

Für jedes Land ist im Parlament dabei eine feste Zahl von Abgeordneten vorgegeben, die von der Bevölkerungsstärke abhängt. Deutschland hat mit 96 Sitzen die meisten Mandate.

Europawahl: In Deutschland dürfen erstmals 16-Jährige wählen

Am kommenden Sonntag dürfen fast 65 Millionen Menschen Deutschlands Abgeordnete für das Europaparlament wählen. Auf Initiative der Ampel-Koalition setzte der Bundestag im November 2022 das Wahlalter für die Europawahl von 18 auf 16 Jahre herab. Damit dürfen 16- und 17-Jährige zum ersten Mal bei einer bundesweiten Wahl ihre Stimme abgeben. 

Können junge Wähler den Ausgang der Europawahl in Deutschland verändern?

Die 1,4 Millionen Wahlberechtigten unter 18 bei der Europawahl seien „zahlenmäßig keine sehr große Gruppe“, sagt der Politologe Uwe Jun der Presseagentur „AFP“. Das ein oder andere Gewicht hätten sie allerdings schon. Von den Parteien würden sie aktiv umworben, „weil man anschlussfähig an die jüngere Generation sein möchte“.

Der Politikwissenschaftler Thorsten Faas von der Freien Universität Berlin bilanziert: „Im Ergebnis wird man sagen: Riesig ist der Einfluss nicht.“ Demnach werde der Kreis der Wahlberechtigten „zwar moderat erweitert, aber die Wählerschaft insgesamt bleibt natürlich trotzdem eher alt“, so der Experte.

Nicht eindeutig ist auch die Wahlbereitschaft der jungen Wählerinnen und Wähler. Diese zeigten häufiger eine unterdurchschnittliche Wahlbeteiligung, erläutert Politikwissenschaftler Faas. Dies scheint auch eine am Mittwoch durch die Bertelsmann-Stiftung veröffentlichte Umfrage zu belegen: Demnach wollen 57 Prozent der Befragten im Alter von 16 bis 25 Jahren bei der Wahl zum Europäischen Parlament am Sonntag ihre Stimme abgeben. Bei den Älteren zwischen 26 und 69 Jahren sind es demnach 62 Prozent.

Experten befürchten Rechtsruck in Europa

Für die Berliner Ampel-Koalition unter Bundeskanzler Olaf Scholz gilt die Wahl als Stimmungstest vor den Landtagswahlen in Ostdeutschland und der Bundestagswahl 2025. Meinungsforscher rechnen mit einem Dämpfer für SPD, Grüne und FDP und Zugewinnen für CDU/CSU und die AfD.

Auch europaweit wird mit einem Rechtsruck gerechnet. Die Rechtsaußen-Parteien liegen neben den Niederlanden auch in den großen Mitgliedstaaten Frankreich und Italien vorne. In Frankreich dürfte der Rassemblement National (Nationale Sammlungsbewegung, RN) von Marine Le Pen mit einigem Abstand stärkste Kraft werden. Auch die Partei der Brüder Italiens von Regierungschefin Giorgia Meloni können mit Zugewinnen rechnen.

Unklar ist, wie sich die Rechtsaußen-Fraktionen im Europaparlament nach den Wahlen neu sortieren. Meloni und Le Pen machten zuletzt Andeutungen für eine Zusammenarbeit. Von einer Mehrheit im Parlament sind sie allerdings weit entfernt: Stärkste Kraft dürfte die Europäische Volkspartei (EVP) um CDU und CSU bleiben. Nach der Wahl hofft EU-Kommissionspräsidentin und EVP-Spitzenkandidatin Ursula von der Leyen auf weitere fünf Jahre an der Spitze der mächtigen Brüsseler Behörde. (mit Agenturen)

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