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14.05.2023, Großbritannien, Liverpool: Lord Of The Lost aus Deutschland reagieren während der Abstimmung beim Finale des 67. Eurovision Song Contest (ESC) in der M&S Bank Arena.

© dpa/Peter Kneffel

Bittere Realität: Deutschland verliert den ESC – schon wieder

Trotz vielversprechender Prognosen und guter Stimmung belegt Deutschland wieder den letzten Platz beim Eurovision Song Contest. Woran hat’s diesmal schon wieder gelegen?

Ein Kommentar von Sabrina Patsch

Diesmal hatte Deutschland tatsächlich zu hoffen gewagt: einmal nicht letzter sein beim ESC. Die Buchmacher verorteten Lord of the Lost immerhin im unteren Mittelfeld, ESC-Moderator Peter Urban hoffte gar auf einen achten Platz. Umso schmerzhafter war die bittere Realität. Wieder letzter Platz. Auf Twitter verbreitete sich der Konsens: Das haben wir nicht verdient. Selbst Peter Urban wirkte am Ende der Nacht fassungslos. Warum also wieder letzter Platz?

Oft verfallen wir Deutschen in ein kindliches Gequengel: Keiner mag uns! Lord of the Lost waren tatsächlich recht beliebt, wenn man der Stimmung auf Twitter glauben mag. Doch sie haben den Nerv des ESC nicht getroffen. In ihrem Genre sind sie erfolgreich, doch was ihnen das Genick brach: Sie blieben sie selbst, und den ESC – die Show mit den schrägen Kostümen, Windmaschinen und Tanzeinlagen – gewinnt man nicht, indem man sich selbst treu bleibt.

Beliebt ist, wer auffällt

Kurz vor der Show sagte die Band: Das Schwierige am ESC sei, eine Drei-Stunden-Show in drei Minuten zu pressen. Genau das ist der falsche Ansatz. Denn beim ESC geht es um Neues, um Präzision, um Originalität. Was wir an den diesjährigen Spitzenplätzen sehen ist: Beliebt ist, wer auffällt. Neon-Rammstein mit Berghain-Ästhetik, schräge Accessoires und kreative Bühnenkonstruktionen.

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Lord of the Lost hingegen fehlt diese neue Ästhetik. Die Hamburger Band gibt es bereits seit 15 Jahren. Bereits mit dem Launch ihres Albums „Blood & Glitter“ haben sie sich ihr rotes Lack- und Leder-Outfit zugelegt. Das ESC-Publikum sieht nur: Da steht eine Rockband auf der Bühne, die mich an die Gewinner von vor zwei Jahren erinnert. Das wirkt unoriginell und initiiert keinen Griff zum Telefon.

Vielleicht würde es uns guttun, wenn wir unseren Platz unter den „Big Five“ nun endlich mal abgeben. Dann müssten wir uns durch die Halbfinale kämpfen, uns mehr Mühe geben, origineller denken.

Lord of the Lost verkündete nach dem Wettbewerb auf Instagram: „Wir kehren in unser altes Leben zurück und freuen uns auf einen fantastischen Festivalsommer!“ Der ESC hat Måneskins Leben verändert. Für Lord of the Lost heißt es: Aufstehen, Lederkorsett zurechtrücken, Business as usual.

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