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Junge Ensembleleiter:innen proben bei einem Workshop des Landesmusikrates.

© Landesmusikrat/ Iveta Rysava

Ausbildung junger Dirigent:innen: Fliegender Wechsel am Pult

Ein Förderangebot besonderer Art bietet musikalischen Jugendlichen die Möglichkeit zum Perspektivwechsel: vom Noten- ans Dirigierpult und zurück. Zu hören im Konzert am Sonntag.

In der Sophie-Scholl-Schule in Schöneberg herrscht reges Treiben. Auf drei Etagen und in vier Räumen proben ein Sinfonieorchester, ein Chor, eine Bigband und ein Percussion-Ensemble – bestehend aus 80 Kindern und Jugendlichen, die an den Workshops für Ensembleleitung des Landesmusikrats Berlin teilnehmen.

Das Besondere: sie spielen alle selbst in einem der Ensembles und dirigieren auch alle mindestens ein paar Takte. Alle machen alles. Das führt dazu, dass mitten in der Probe eine junge Dirigentin das Sinfonieorchester verlässt, um kurz den Chor zu leiten.

Damit so viele Schüler:innen wie möglich dirigieren können, finden „fliegende Wechsel“ der jungen Ensembleiter:innen statt: Mitten im Stück steigt eine junge Dirigentin vom Pult und die nächste übernimmt nahtlos. Ein eindrucksvoller Anblick.

„Die Jugendlichen opfern vier Tage ihrer Herbstferien und zwei ganze Wochenenden für die Proben“, erzählt Dozent für Dirigat Michael Riedel, der zwischendurch auch an der Querflöte aushilft. „Und man muss bedenken, dass viele nebenher Abitur machen...“, erzählt Carl Parma, Präsidiumsmitglied des Landesmusikrats Berlin, „...oder dass sie bei anderen Projekten, wie dem Landesjugendorchester Berlin, mitmachen“, ergänzt Stella Schwake, Projektleiterin des Ensembleleitungskurses.

Schulorchester leiten

Alle Teilnehmenden werden von ihren Musiklehrer:innen empfohlen und lernen hier das Handwerkszeug der Ensembleleitung. „Damit können sie ihren Musiklehrer:innen später zur Hand gehen und Proben des Schulorchesters leiten, oder sogar auf den Geschmack des Musiklehrer:innenberufs kommen“, sagt Carl Parma.

Auch Michael Riedel betont, dass in Berlin ein massiver Mangel an Musiklehrer:innen herrsche: „Bereits jetzt werden laut einer Bertelsmann-Studie mehr als 50 Prozent des Musikunterrichts an Grundschulen fachfremd unterrichtet. Auch die Oberschulen bleiben von diesem Lehrkräftemangel nicht verschont. Und die Hochschulen bekommen ihre Studienplätze für das Musiklehramt nicht mehr besetzt.“ Daher auch die Kooperation mit der UdK, in deren Konzertsaal das große Abschlusskonzert stattfinden wird: „Wir liefern der UdK ihre zukünftigen Studierenden“ sagt Carl Parma.

Mangel an Musiklehrkräften

Der Landesmusikrat Berlin will aber nicht nur Musiker:innen oder Musiklehrer:innen ausbilden. Die Fähigkeiten und das persönliche Wachstum, die man beim Dirigieren und Probenleiten erlange, seien wichtig für alle Berufe. Es gehe vielmehr um lebenslanges Lernen, sagt Carl Parma.

„An erster Stelle versuchen wir hier künstlerisch auszubilden – junge Musiker:innen und Dirigent:innen, die dann für den pädagogischen Bereich begeistert werden sollen“, betont auch Michael Riedel, und seine Kollegin, Dozentin für die Bigband, Fabia Mantwill, ergänzt: „Es geht hier um die Leidenschaft für die Musik.“ Diese Leidenschaft wird am Sonntag beim Abschlusskonzert im Konzertsaal der UdK Berlin zu erleben sein.

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