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Zählt schon als historische Position: Ulrike Ottingers „Zirkus in Gropiusstadt, Kontext Bildnis einer Trinkerin“, Berlin 1979.

© Ulrike Ottinger

Beim Monat der Fotografie geht es viel ums Archiv: Aber was soll man eigentlich aufheben?

Die Bilder von heute sind das Erbe von morgen. Aber wenn wir aus den Bildern lernen wollen, reicht es nicht, sie nur aufzubewahren. Sie müssen auch an die Wand.

Ein Kommentar von Birgit Rieger

Wenn in diesen Tagen der alle zwei Jahre stattfindende European Month of Photography (EMOP) in Berlin startet, werden mehr als 100 Galerien, Projekträumen, Sammlungen, Hochschulen und Kollektive gleichzeitig Fotokunst ausstellen. Gerade wegen der Millionen Bilder, die täglich digital kursieren, ist es notwendig, Fotografie auch jenseits des Netzes zu betrachten.

Selbstverständlich ist so ein stadtweites Großevent nicht. Vor 20 Jahren als europäisches Gemeinschaftsprojekt konzipiert, gehören dem EMOP derzeit auch die Festivals in Paris, Wien, Lissabon und Luxemburg an. Budapest ist ausgestiegen, länger davor schon Rom und Moskau.

Berlin ist die größte der europäischen Ausgaben. In diesem Jahr liegt der Fokus insbesondere auf der Berliner Szene. Es soll aber auch gezeigt werden, wie reich die Stadt an Fotoarchiven und Ausbildungsstätten ist. Der Arbeit der jungen Generation ist eine Sonderschau in einem leerstehenden Bürogebäude in der Leipziger Straße gewidmet.

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Im große Stil wird in den nächsten Tagen also wieder über Fotografie nachgedacht. Wie sich die Rolle des Mediums in digitalen Zeiten transformiert, ist eine Frage, die ständig mitschwingt. Aktuell geht es im Fotodiskurs viel ums Archivieren und Bewahren, um die Fotografie als kulturelles Erbe. Wenn Krieg herrscht, wie jetzt in der Ukraine, stellen sich dieses Fragen noch einmal neu.

Soll man eigentlich alles aufheben? Im Moment landen unzählige, analoge Nachlässe von Fotografen bei Museen und Institutionen. Was damit machen? Ablehnen kann man die Lebenswerke von Künstlern kaum. Andererseits kosten Aufbewahren, Konservieren, Digitalisieren Zeit und Geld. Oft schafft es die Fotografie aus den Archiven gar nicht mehr an die Wand eines Museums.

Das Deutsche Fotoinstitut, das nun in Düsseldorf eröffnen soll, wird sich solcher Fragen annehmen. In einer Keynote am Sonntag wird sich auch Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit der Frage des Bewahrens fotografischer Zeugnisse befassen.

Und wenn man über Archive diskutiert, ist man schnell beim Klima. Auch die Fotografie verursacht CO₂-Emissionen, mit jedem ausgedrucktem Bild, daran erinnert die Berliner Fotografin Beate Gütschow in einem Vortrag am Sonntag im Amtsalon. Es gilt, das richtige Maß zu finden. Fotografie ist heute digital, aber um ihre Kraft zu entfalten, muss sie an die Wand, in die Galerie, ins Museum oder zwischen zwei Buchdeckel.

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