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Die Comiczeichner:innen Joann Sfar und Barbara Yelin.

© Magali Delporte à Paris / Martin Friedrich

Max-und-Moritz-Preise 2024: Comic-Salon Erlangen zeichnet Joann Sfar und Barbara Yelin aus

Beim wichtigsten deutschen Comicpreis wurden jetzt die ersten Geehrten bekannt gegeben. 25 Titel kamen auf die Shortlist, nun ist das Publikum gefragt.

Der französische Comicautor Joann Sfar, der durch seine auch als Kinofilm erfolgreiche Erzählung „Die Katze des Rabbiners“ international bekannt geworden ist, wird in diesem Jahr mit der wohl höchsten Auszeichnung geehrt, die die deutsche Comicszene zu vergeben hat: dem Max-und-Moritz-Preis für ein herausragendes Lebenswerk.

Das teilte das Kulturamt der Stadt Erlangen am Freitag mit. Es ist der Veranstalter des alle zwei Jahre stattfindenden Internationalen Comic-Salons Erlangen, der vom 30. Mai bis 2. Juni 2024 stattfindet.

Sfar, der auch als Regisseur erfolgreich ist und zuletzt die autobiografische Erzählung „Die Synagoge“ veröffentlicht hat, sei „einer der vielseitigsten Künstler Frankreichs und einer der produktivsten zeitgenössischen Comic-Künstler überhaupt“, heißt es in der Begründung zum Sonderpreis.

„Die Katze des Rabbiners“ ist Joann Sfars bekannteste Comic-Reihe, hier eine Szene daraus.

© DARGAUD, by Sfar / avant-verlag

Der 1971 geborene Autor, der in den vergangenen 25 Jahren mehr als 160 Bücher publiziert hat, wird in diesem Jahr in Erlangen auch mit einer großen Ausstellung im Stadtmuseum geehrt. Er wurde auf dem Comic-Salon bereits 2004 mit einem Max-und-Moritz-Preis als bester internationaler Szenarist ausgezeichnet. Ende Mai 2024 soll sein neues, ebenfalls autobiografisches Buch „Der Götzendiener“ im avant-Verlag auf Deutsch erscheinen.

Krieg, Flucht und Gewalt sind ihre Themen

Die zweite vor Festivalbeginn verkündete Auszeichnung, der Spezialpreis der Jury, geht in diesem Jahr an die in München lebende Zeichnerin Barbara Yelin, die sich in ihren Arbeiten viel mit den Folgen der NS-Zeit, dem Schicksal von Geflüchteten und anderen aktuellen und historischen Ereignissen und ihren Auswirkungen auf das Leben der Menschen beschäftigt hat. Sie hat ab 2016 auch eine Zeit lang für den Tagesspiegel gearbeitet. In jenem Jahr wurde sie auf dem Comic-Salon bereits mit einem Max-und-Moritz-Preis als beste deutschsprachige Künstlerin ausgezeichnet.

Die 1977 geborene Yelin hat zuletzt die Comicbiografie „Emmie Arbel. Die Farbe der Erinnerung“ veröffentlicht, die auf ihren Begegnungen mit einer Holocaust-Überlebenden basiert. Eine kürzere Fassung der Geschichte war vor zwei Jahren in den Sammelband „Aber ich lebe. Vier Kinder überleben den Holocaust“ erschienen, an dem Yelin beteiligt war. Nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 und der darauffolgenden israelischen Militäraktion im Gazastreifen hat sie zudem das Comic-Projekt „Wie geht es Dir? Zeichneri*innen gegen Antise itismus, Hass und Rassismus“ mit initiiert.

Yelin bekommt den Spezialpreis „für ihre tiefgreifende künstlerische Auseinandersetzung mit Menschen und deren Erfahrungen von Verfolgung, Krieg, Flucht und Gewalt sowie ihr nachhaltiges Engagement gegen Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit“, heißt es in der Begründung. Ausführlichere Begründungen zu den beiden Auszeichnungen hat der Comic-Salon hier veröffentlicht.

25 Comics auf der Shortlist

Die weiteren Max-und-Moritz-Preise werden in den Kategorien „Bester deutschsprachiger Comic“, „Bester internationaler Comic“, „Bester Sachcomic“, „Bester Comic für Kinder“ und „Bestes deutschsprachiges Comic-Debüt“ verliehen, außerdem gibt es eine Ehrung als beste/r deutschsprachige/r Comic-Künstler/in. Alle Auszeichnungen werden auf dem Comic-Salon bei einer Gala am 31. Mai verkündet.

Dort wird auch ein Publikumspreis verliehen. Vorschläge dafür sammelt der Comic-Salon ab dem 19. April auf seinen Social-Media-Kanälen bei Facebook und Instagram, sie können auch per Mail an maxmoritz.publikum@stadt.erlangen.de geschickt werden. Über diese Vorschläge wird dann ab dem 10. Mai auf der Website des Internationalen Comic-Salons abgestimmt.

Die Jury gab zudem bekannt, welche 25 Titel in diesem Jahr auf ihrer Shortlist für die bislang noch nicht verkündeten weiteren Max-und-Moritz-Preise stehen. Nominiert sind folgende Bücher, die zum Teil noch gar nicht veröffentlicht wurden, aber der Jury als Vorab-Exemplare vorlagen:
„Aaron“ von Ben Gijsemans (Edition Moderne)
„Boris, Babette und lauter Skelette“ von Tanja Esch (Kibitz)
„Columbusstraße“ von Tobi Dahmen (Carlsen)
„Der große Reset“ von Ika Sperling (Reprodukt)
„Der Letzte löscht das Licht“ von Tobias Aeschbacher (Helvetiq)
„Die große Leere“ von Léa Murawiec (Edition Moderne)
„Drei oder vier Bagatellen“ von Franz Suess (avant-verlag)
„Fungirl“ von Elizabeth Pich (Edition Moderne)
„Fürchten lernen“ von Nando von Arb (Edition Moderne)
„Genossin Kuckuck“ von Anke Feuchtenberger (Reprodukt)
„Heroes“ von Inio Asano (Tokyopop)
„Hör nur, schöne Márcia“ von Marcello Quintanilha (Reprodukt)
„Juliette. Gespenster kehren im Frühling zurück“ von Camille Jourdy (Reprodukt)
„Merel“ von Clara Lodewick (Carlsen)
„Nika, Lotte, Mangold! Immer was los!“ von Thomas Wellmann (Rotopol)
„Oblomowa“ von Tina Brenneisen (Parallelallee)
„Paper Girls. Die komplette Geschichte“ von Brian K. Vaughan, Cliff Chiang, Matt Wilson und Jared Fletcher (Cross Cult)
„Saturn Return“ von Akane Torikai (Carlsen)
„Scheiblettenkind“ von Eva Müller (Suhrkamp)
„Seek You. Eine Reise in die Einsamkeit“ von Kristen Radtke (Helvetiq)
„Seid befreit“ von Sandra Rummler (avant-verlag)
Snapdragon“ von Kat Leyh (Reprodukt)
„Tsai Kun-lin“ von Pei-yun Yu, Jian-xin Zhou (Baobab Books)
„United Queerdom“ von Kate Charlesworth (Carlsen)
„Weltraumpolizistin Oma Gurke“ von Patrick Wirbeleit und Stephan Lomp (Kibitz)

Der Jury für den Max und Moritz-Preis, in der bis 2018 auch der Autor dieses Artikels saß, gehören in diesem Jahr an: Christian Gasser (Autor, Dozent an der Hochschule Luzern – Design & Kunst), Andrea Heinze (Journalistin, Berlin), Andreas C. Knigge (Journalist und Publizist, Hamburg), Katinka Kornacker (Geschäftsführerin COMIX – Comicbuchhandlung Hannover), Isabel Kreitz (Comic-Zeichnerin, Hamburg), Christine Vogt (Leiterin der Ludwiggalerie Schloss Oberhausen) und Bodo Birk (Leiter des Internationalen Comic-Salons Erlangen).

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