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Diesjähriger Gewinner: Das Berliner Büro von Gustav Düsing und Max Hacke mit dem Braunschweiger „Studierendenhaus“ der Technischen Universität.

© Iwan Baan

Der Deutsche Architekturpreis schätzt Berliner Baumeister: Aber eine der besten Ideen kommt aus München

Die Zukunft liegt im Holz. Unser Autor hat sich den Deutschen Architekturpreis noch einmal angesehen – und bewundert ein Münchner Projekt.

Ein Kommentar von Nikolaus Bernau

Ein Heft liegt auf dem Tisch, erhältlich beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung. Darin werden die zum Deutschen Architekturpreis eingereichten Neubauten der vergangenen zwei Jahre dokumentiert. Wie berichtet, hat in diesem Jahr das Berliner Büro von Gustav Düsing und Max Hacke den „Staatspreis“ erhalten.

Ihr Projekt steht allerdings in Braunschweig, das „Studierendenhaus“ der Technischen Universität. Eine herrlich durchsichtige Stahlkonstruktion mit viel Glas, dank der Schraubkonstruktion aus Metall und Holz gut demontierbar. Diejenigen, die es bereits nutzten, berichten allerdings, im Sommer werde es recht warm, auch sei der supertransparente Bau alles andere als meditativ-ruhig.

Trotzdem, man freut sich beim Anblick, der an den Anspruch der alten Bundesrepublik aus den 1960er-Jahren erinnert, eine leichte, demokratische, egalitäre Baukunst zu errichten. Und, wie gesagt, der Entwurf kommt aus Berlin. Wie so viele Auszeichnungen, seitdem dieser 1971 privat begründete Preis 2011 durch das Bundesbauministerium und die Bundesarchitektenkammer übernommen wurde. Alleine in diesem Jahr waren es von den fünf Auszeichnungen, fünf Anerkennungen und elf als „Engere Auswahl“ bezeichneten Nominierungen vier für Bauten in Berlin und vier für Projekte, die von Berliner Büros geplant wurden.

Auch die Verteilung der Staatspreise hat ein fast schon peinliches Berliner Übergewicht: Seitdem David Chipperfields Berliner Büro für den immer noch sensationellen Wiederaufbau des Neuen Museums 2011 ausgezeichnet wurde, gingen von sieben Staatspreisen vier an Berliner Büros. Offenbar können diese sich a) sehr gut vermarkten und b) Häuser entwerfen, die von Interesse sind weit über die sonst in Deutschland so dominante regionale und lokale Szenerie.

Aber es bleibt doch die Frage: Ist ein frei stehender Stahl-Glasbau wie der Berlin-Braunschweiger wirklich die Zukunft? Mehr als etwa das neue Haus des Deutschen Alpenvereins DAV in München?

Eine fiese Waschbeton-Bürokiste der 1970er-Jahre wurde da nach den Plänen von Element A Architekten und hiendl_schiess Architekten ausgekernt, der Rohbau dann sorgsam mit Holz ausgebaut und aufgestockt und damit das Grundstück und alle Leitungssysteme besser ausgenutzt.

Außen herum entstand eine Art Veranda-Gerüst aus Holz, das begrünt werden soll. Dazu minimale Haus-, Klima- und Lüftungstechnik, recycelte regionale Baumaterialien, Dachbegrünung und Fotovoltaik – wie viel Zukunft wollte die Jury eigentlich noch?

Zumal sogar Berlin hätte mitjubeln können, wird die Flachlandstadt mit ihren fast 25.000 DAV-Mitgliedern an organisierter Bergbegeisterung doch nur übertroffen von Bayern und Schwaben – von denen es bekanntlich auch einige an der Spree gibt.

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