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Der Berliner Musiker Lasse Winkler alias Acud.

© Alex Meyer

Berliner Elektromusiker Acud: Humor für den Dancefloor

Lasse Winkler alias Acud hat mit „Verdammt nochmal“ sein erstes Album rausgebracht. Es mischt melodischen Techno mit Dada-Texten.

Schau dem Schnabel mal ins Maul, darin steht sicher nicht der Gaul“, singt der Berliner Lasse Winkler alias Acud in seiner Nummer „Schnabelgaul“. Ist das originelle Songlyrik, Dada-Poesie oder einfach nur gaga? Für Winkler gerne letzteres: „Es geht mir um Sinnentleerung“, sagt er im Gespräch. „Ich mache ja Musik für den Dancefloor. Da will ich keine besondere Message rüberbringen, niemand soll da über Texte nachdenken müssen.“

Wörter seien für ihn lediglich Material, das den zuerst gebastelteten Beatstrukturen hinzugefügt werde, immer dann, „wenn ich das Gefühl habe, da fehlt noch das gewisse Etwas.“ Das erinnert dann ziemlich deutlich an die Neue Deutsche Welle, etwa aus Ecke von Andreas Dorau. Lasse Winkler bekennt sich aber auch als Fan der Hamburger Punk-Legenden Die Goldenen Zitronen, wobei diese mit ihren Texten durchaus etwas aussagen wollen.

Mit „Verdammt nochmal“ hat Acud nach zig Singles nun sein erstes Album herausgebracht, auf dem der „Schnabelgaul“-Humor überall zu finden ist. Auch in seinen Videos geht es spaßig zu. So kann man ihm bei „Matjesfilet“ dabei zusehen, wie er an einem schönen Sommertag mit Gummistiefeln und komischem Hut zum Angeln geht, wobei er gleich ein fertiges Matjesbrötchen aus dem brackigen Tümpel zieht, das er lustvoll verspeist.

Und im Track Supermarkt verteilen zwei Figuren mit riesigen Mickey-Mouse-Köpfen Geld an die Kund:innen und die Verkäuferin eines Supermarktes, der aus Pappwänden mit aufgezeichneten Waren besteht. Gibt es hier wieder einige Zeilen mit schönem Quatschtext („Das ist ein guter Tag/ Ich kaufe Zitronen und Quark“), bleiben manche der zehn Titel des Albums auch rein instrumental.

Soundmäßig komme er vom Techno, erzählt Lasse Winkler. Für das, was er musikalisch inzwischen macht, lässt er den Subgenre-Begriff Melodic Techno gelten. Das bedeutet bei ihm elektronische Tanzmusik, die näher am Song als am Track ist. Man fühlt sich erinnert an den treibenden Sequenzer-Sound von DAF und kann sich gut vorstellen, dass ein Live-Set von Acud im Club genauso funktioniert wie auf der Konzertbühne.

Man trifft den Produzenten in einem Café in Mitte. Er wirkt mehr wie ein Künstlertyp als ein typischer Protagonist des Berliner Nachtlebens. Ein Stück weit ist er ja auch beides. Seine Hauptleidenschaft gehört der Musik, erzählt er, studiert hat er aber Kunst in Lyon und Leipzig und ist Fotograf. Live zu spielen, sei aber „besser als Kunst zu machen. Auf dem Dancefloor kriege ich sofort was wieder von den Leuten.“

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Der Kunstbetrieb sei dagegen ein eher verlogenes Business. Der 37-Jährige war sogar mal Mitbetreiber eines Clubs, dem Keller in Neukölln, einem sagenumwobenen Laden, bei dem nur Eingeweihte genau wussten, wie er hinter einem Parkplatz und zwei Hinterhöfen zu finden war.

Aber dieses Kapitel sei für ihn beendet. „Einen Club zu betreiben ist kraftraubende Arbeit. Das will ich nicht noch einmal machen“, sagt er. Sein vor elf Jahren gegründetes eigenes Label, auf dem jetzt auch „Verdammt nochmal“ erscheint, hat er dennoch nach seinem verblichenen Laden benannt. Mit dem Begriff Keller und was sich mit diesem assoziieren lässt, also Underground und Schweiß von den Decken, könne er sich immer noch identifizieren. Er selbst spielt auch am liebsten in den kleineren Clubs wie dem Mensch Meier im Prenzlauer Berg oder auf Mini-Festivals irgendwo im Grünen als in irgendwelchen Trendläden.

Wenn man ihm gegenübersitzt, plaudert man die ganze Zeit mit einem smarten Typen, der das Gegenüber lieber vorsichtig abtastet. Wie ein Medienprofi wirkt er nicht, was ihn erst recht sympathisch wirken lässt. Dass seine Mutter die große Berliner Schauspielerin Angela Winkler ist, spielt während des Gesprächs keine Rolle. Als der Sohn einer bekannten Person möchte er sich ganz offensichtlich wirklich nicht verkaufen. Überhaupt habe er kaum Berührung zum Theater, sagt Lasse Winkler, außer, dass er kürzlich zum ersten Mal die Musik für ein Stück an einer kleinen Berliner Bühne geschrieben habe.

Winkler produziert weiter fleißig Tracks und hat gut zu tun mit seinem Label. Er erweckt nicht den Anschein, als müsse er jetzt, mit dem Debütalbum in der Tasche, groß rauskommen. Mehrere Monate im Jahr lebt er sowieso mit seiner Familie in einem Haus seiner Eltern irgendwo in den Bergen Frankreichs. Als Selbstversorger mit eigenem Garten. In diesen Phasen gibt es keine Auftritten und der Trubel in Berlin ist ganz weit weg. Diesen Ausgleich brauche er, sagt Winkler. Jetzt freue er sich aber, sein Debüt live vorzustellen – zu erleben diesen Freitag im Kater Blau.

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