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Till Lindemann am 28. Mai in Finnland.

© Redferns/Venla Shalin

Vor den Rammstein-Deutschlandkonzerten: Peniskanone und Pussytexte – die Band kann nicht einfach so weitermachen

Rammstein fühlen sich von den Missbrauchsvorwürfen „außerordentlich getroffen“, spielen ihre Shows aber wie gehabt. Kommende Woche tritt die Band viermal im Münchener Olympiastadion auf. Ein Fehler.

Ein Kommentar von Gerrit Bartels

Gemessen an dem, was im Moment über Rammstein und ihr Umfeld berichtet und zu Tage gefördert wird, wirkt das am Samstagabend veröffentlichte Statement der Band als Reaktion auf die Vorwürfe des sexuellen Machtmissbrauchs dürftig. Auf Instagram schreiben Rammstein: „Die Vorwürfe haben uns alle sehr getroffen und wir nehmen sie außerordentlich ernst.“

Der Band sei es „wichtig“, dass ihre Fans sich auf Rammstein-Konzerten „wohl und sicher“ fühlten, „vor und hinter der Bühne“. Und sie verurteile „jede Art von Übergriffigkeit“.

Im Grunde war es das. Danach bitten Rammstein einerseits ihre Fans, diejenigen, die sich über die Vorgänge vor und nach den Shows der Band geäußert und die Vorwürfe des sexuellen Machtmissbrauchs erhoben haben, nicht vorzuverurteilen: „Sie haben ein Recht auf ihre Sicht der Dinge“. Und dann klagt die Band ihr eigenes Recht ein, nicht vorverurteilt zu werden. Und Ende. Konkreter wird es nicht.

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Die Kanone und das weiße Konfetti

Die Rammstein-Europa-Tour läuft derweil weiter. Kommende Woche spielt die Band gleich vier Shows im Münchener Olympiastadion, vor insgesamt 240.000 Menschen. Und Mitte Juli ist dann das Berliner Olympiastadion dreimal ausverkauft.

Ob es soweit kommt? Ob die Band diskutiert, die Konzerte abzusagen? Sie zumindest darüber nachdenkt, Show und Setlist zu verändern und bestimmte Songs besser nicht mehr zu spielen?

Zum Beispiel das Lied „Pussy“ mit Zeilen wie „You´ve got a pussy, I have a dick, ah, so what´s the problem? Let´s do it quick.“ Rammstein-Sänger Till Lindemann steigt bei diesem Stück immer auf eine Art Kanone, die an einen Penis erinnert und aus der weißes Konfetti herausschießt.

Das lässt sich nicht mehr als obszöner Witz verstehen, sondern nur als Perversion, als weitere Provokation, die nur die Unbeeindruckbarkeit von Till Lindemann und Rammstein demonstriert. Dass sich die Band auf den Konzerten nicht weiter äußert, ist nachvollziehbar. Doch einfach so weiter machen? Ein bisschen mehr Sensibilität zum Beispiel mit dem Verzicht auf ein Stück wie „Pussy“ wäre das Mindeste - und würde die in dem Instagram-Statement eingestandene Betroffenheit Rammsteins glaubwürdiger machen.

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