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Der Schriftsteller und Journalist Benjamin von Stuckrad-Barre.

© Max Sonnenschein

„Noch wach?“ von Benjamin von Stuckrad-Barre: Der Schlüsselroman über Mathias Döpfner und den Axel Springer Verlag?

Jetzt ist es heraus: Der Kiepenheuer & Witsch Verlag hat den Titel, Veröffentlichungstermin und Inhalt des neuen Stuckrad-Barre-Romans mitgeteilt.

Als der Kiepenheuer & Witsch Verlag Ende des vergangenen Jahres seine Frühjahrsvorschau verschickte, kündigte er darin auf zwei Seiten und mit einem großen Porträtfoto des Autors auch ein neues Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre an.

Veröffentlichungstermin sollte der 14. März sein, einen Tag später die Buchpremiere im Berliner Ensemble, und selbst die zahlreichen Deutschland-Tourdaten vom 25. April in Bremen bis zum 1. Juni in Hamburg standen fest.

Was jedoch fehlte, waren Titel, Cover und Inhaltsangabe. Nur „Neuer Roman“ stand auf dem weißen Cover, was an sich schon mal ein origineller Titel gewesen wäre (so wie beispielsweise „Kein Roman“ oder „Auch ein Roman“). Selbst wenn es Usus ist bei Verlagen, geplante, aber bei Weitem noch nicht fertige Bücher anzukündigen, wirkte diese Mithereinnahme des Stuckrad-Barre-Titels doch etwas rätselhaft und geheimnisvoll. Häufig werden unfertige Star-Bücher wie diese gewissermaßen zwischenveröffentlicht und mit „Noch nicht angekündigt“ vorab beworben.

In diesem Fall war also höchste Wachsamkeit angesagt. Vielleicht weil es kurz zuvor einige Stuckrad-Barre-Aufregung gegeben hatte. Denn im Zusammenhang mit dem MeToo-Fall des einstigen „Bild“-Chefredakteurs Julian Reichelt und dessen anschließendem Rauswurf war häufig der Name des Schriftstellers und einstigen „BZ“-Mitarbeiters und Springer-Autors genannt worden.  

Es hieß, Stuckrad-Barre habe den Springer-Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner mehrmals auf Reichelt angesprochen und diesen schwer kritisiert. Und dann zitierte auch noch die „New York Times“ in einer großen Springer-Reportage eine Textnachricht von Döpfner an Stuckrad-Barre, in der Döpfner geschrieben haben soll, Reichelt sei „der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der sich noch mutig dem neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ entgegenstelle.

Kleiner Wirbel und Tusch. So wurde denn auch spekuliert, Benjamin von Stuckrad-Barre schreibe an einem Schlüsselroman aus der Medienbranche, an einer Geschichte über Döpfner gar, womöglich wie seinerzeit Rainald Goetz mit seinem Thomas-Middelhoff-Roman „Johann Holtrop“.

Nun hat es an diesem Mittwoch eine Mitteilung aus dem Hause Kiepenheuer & Witsch gegeben, solcherart intoniert, dass man sich freue, „weitere Informationen zum neuen Roman von Benjamin von Stuckrad-Barre senden zu können“. Die Freude ist natürlich beidseitig, auch wenn die Ereignishaftigkeit von Stuckrad-Barre-Büchern eine Weile zurückliegt. So weiß man jetzt, dass der Roman tatsächlich einen Titel hat, „Noch wach?“, und wohl am 19. April definitiv erscheint. Aber: ohne Vorabexemplare, PDFs etc. Es soll für die Medien nichts vorab zu lesen geben. Sperrfristalarm.

Dazu, um einiges wichtiger, verrät der Verlag, worum es geht. Außer um Stuckrad-Barre selbst – wie so oft schreibt er bekanntlich mehr Auto als Fiktion – tatsächlich um die Medienbranche. Eine junge Frau in Berlin erzählt von ihrem neuen Job bei einem großen Fernsehsender, „von ihrem neuen Chef, ihrem neuen Leben“.

Doch holt Stuckrad-Barre weiter aus und blendet zurück: ins legendäre L.A.-Hotel „Chateau Marmont“ (von wo aus er sein Crack-up-Buch „Panikherz“ geschrieben hat), zu Rose McGowan, dem Weinstein-Skandal, MeToo. Und schließlich der Bogen in die Hauptstadt: „Zurück in Berlin findet sich der Erzähler nicht mehr nur als Liegestuhlbeobachter, sondern als Akteur mitten in einem unübersichtlichen Geschehen wieder, das ihn in einen tiefen persönlichen Konflikt stürzt.“

All das klingt wirklich nach Schlüsselroman, nach der mutmaßlichen Abkehr Stuckrad-Barres von Springer. Allein beim Blick auf das Buchcover könnte man leicht auf den Gedanken kommen, das Springer-Hochhaus vor sich zu haben. Also keine Frage: Wir bleiben wach, nicht bis die Wolken wieder lila sind, aber doch bis dieses Buch erscheint.

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