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Der umstrittene Beitrag lief am Sonntag, den 14. August, zunächst in der "Tagesschau" um 20 Uhr

© Tsp

Vorwurf einseitiger Berichterstattung: ARD-Beitrag zu Westjordanland wird nachbereitet

Nach dem Vorwurf, einseitig über die Wasserknappheit im Westjordanland zu berichten, wird ein Tagesschau-Beitrag jetzt nachbereitet. Israelische Experten kamen nicht zu Wort.

Der Beitrag zur Wasserknappheit im Westjordanland, den die "Tagesschau" um 20 Uhr am Sonntagabend zeigte, wird nachbereitet. Markus Rosch, Israel-Korrespondent der ARD, thematisierte die Verteilung von Wasser für jüdische Siedler und Palästinenser in den von Israel besetzten Gebieten. Sein Bericht, der am selben Abend noch in einer längeren Version in den "Tagesthemen" lief, wurde dafür kritisiert, die Situation einseitig aus Sicht der Palästinenser zu schildern.

Markus Huber, Sprecher des Bayrischen Rundfunks (BR), der für das Tel-Aviv-Studio verantwortlich ist, sagte dem Tagesspiegel man habe inzwischen eine Programmbeschwerde erhalten. "Die Debatte um den Beitrag hat gezeigt, um welch sensibles Terrain es sich hier handelt", sagt Huber, "Wir bleiben deshalb an diesem wichtigen Thema weiter dran und werden nach Abschluss unserer Recherchen darüber berichten.“

In einer eigenen Stellungnahme hatten Rosch und seine Kollegin Susanne Glass zuvor geschrieben, aus journalistischer Sicht sei der Beitrag "inhaltlich weiterhin voll vertretbar". Vorwürfe, sie hätten absichtlich manipuliert und mit dem Beitrag eine pro-palästinensische Haltung transportieren wollen, wiesen sie zurück.

Die Einseitigkeit der gezeigten Protagonisten sei auf einen "hohen jüdischen Feiertag" zurückzuführen. Angefragte israelische Experten hätten ihnen abgesagt. "Wir haben in diesem Fall der Schnelligkeit den Vorrang gegeben", bedauerten Glass und Rosch. Zukünftig werde man es anders machen.

Die Vorwürfe: Einseitigkeit und schlechte Recherche

Die Kritik an Roschs Beitrag hatte sich hauptsächlich darauf gerichtet, dass Rosch versäumte, die israelische Seite im O-Ton zu Wort kommen zu lassen. In seinem Beitrag zitiert er Kritiker, die bemängelten, dass israelische Siedler bei der Wasserversorgung bevorzugt würden. Rosch zeigt die palästinensische Großfamilie Osman im Ort Salfit.

Die Osmans könnten weder Geschirr noch Wäsche waschen; und eine Tochter erzählt, sie dürften bald nicht mehr im Ferienlager spielen, weil sie danach nicht mehr duschen könnten. Die israelische Siedlung Shilo, sagt Rosch, bekäme "viel Wasser", während palästinensische Dörfer wie Salfit "oft leer ausgehen".

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich auf den deutschen Hydrogeologen Clemens Messerschmid, der in Roschs Beitrag als Experte auftritt. Die Unabhängigkeit von Messerschmid wurde in Frage gestellt: Kritiker werfen Messerschmid vor, ein politischer Aktivist auf Seiten der Palästinenser zu sein.

Im Beitrag hat Messerschmid eine "einfache Antwort auf die sogenannte Wasserkrise". Die Palästinenser könnten sich durch Brunnenbohren selbst versorgen, sagt er, denn technisch gebe es keinen Grund für die Wasserknappheit. Sie sei von den Israelis politisch gewollt.

In einem Kommentar auf der "Tagesschau"-Facebookseite forderte die SPD-Bundestagsabgeordnete Michaela Engelmeier eine Richtigstellung des Beitrags. Das Stück sei "schlecht bis gar nicht recherchiert" und "ein Fall für den Rundfunkrat".

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Auf einem Blog, der sich "israel-feindlicher" Presse widmet, schrieb der Nahost-Korrespondent Ulrich Sahm, Selbstversorgung über neue Brunnen würde das Grundwasser "zerstören". Neben zahlreichen weiteren Kritikpunkten bemängelte auch er, dass Messerschmid als Experte ausgewählt wurde. Ferner kritisierte Sahm den Zeitpunkt des Drehs und das Übersehen palästinensischer Verantwortung für die Wasserknappheit.

Auch in den Anmoderationen von Jan Hofer („Tagesschau“) und Pinar Atalay („Tagesthemen“) fehlte die Sicht der Israelis: "Im Westjordanland leiden viele Palästinenser unter Wassernot", sagte Hofer. "Die Ressource ist knapp und wird von den Israelis streng rationiert." Und Pinar Atalay sagte, Regen falle in ganz Israel ohnehin nicht genug, aber: "Israel hat es in der Hand, wie viel Wasser fließt."

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