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Protesters surrounded by tear gas take part in a rally gathering the Kurdish community, following the March 24 riots in Heusden-Zolder, in Brussels on March 25, 2024. (Photo by ERIC LALMAND / Belga / AFP) / Belgium OUT

© AFP/Eric Lalmand

Mehrere Verletzte: Türkische Nationalisten in Belgien greifen kurdische Familien an

In zwei belgischen Gemeinden kam es am Sonntag zu mehreren Angriffen auf Besucher einer kurdischen Neujahrsfeier. Die kurdischen Gemeinden gehen von einem organisierten Mob türkischer Rechter aus.

In Belgien sind mehrere kurdische Familien von türkischen Gruppen attackiert worden. Mindestens sechs Kurden liegen zum Teil schwer verletzt im Krankenhaus. Zwei von ihnen befinden sich noch in einem kritischen Zustand, hieß es aus belgischen Polizei- und Krankenhauskreisen.

Die Angriffe ereigneten sich am Sonntagabend an verschiedenen Orten in den belgischen Gemeinden Houthalen-Helchteren und Heusden-Zolder in der Provinz Limburg. Bei den Betroffenen handelt es sich um kurdische Familien, die sich auf dem Heimweg von den Feierlichkeiten zum kurdischen Neujahrsfest Newroz befanden. Kurdische Nachrichtenagenturen sprechen von türkischen Nationalisten, die Tat sei demnach rassistisch motiviert. Zu den Hintergründen der Angriffe äußerte sich die belgische Polizei bislang noch nicht.

Großes Polizeiaufgebot

Videoaufnahmen, die von den Angreifern selbst in sozialen Medien geteilt worden sein sollen, zeigen, wie die Angreifer mehrere Menschen schlagen und versuchen, gewaltsam in ein Haus einzudringen, in dem Dutzende Kurden Zuflucht gesucht hatten. Die Angreifer sollen Autos verfolgt haben, die vom Newroz-Fest nach Hause fuhren.

Laut Zeugenaussagen versuchte eine Gruppe anschließend, das Gebäude in Brand zu setzen, in dem sich rund 40 Personen aufhielten. Die Polizei war mit zahlreichen Rettungskräften, einem Hubschrauber und einem Wasserwerfer im Einsatz, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Ein Brandanschlag auf das umzingelte Haus konnte offenbar im letzten Moment verhindert werden.

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Symbole der rechtsextremen Grauen Wölfe

Nach Informationen des kurdischen Zentrums Civaka Azad befanden sich mehrere dutzend Menschen, darunter Kinder und Ältere, in dem umstellten Haus. „Beteiligte zeigten dabei den Wolfsgruß, ein Symbol der rechtsextremen ‚Bozkurtlar‘ (Graue Wölfe).“, heißt es in einer Pressemitteilung von Civaka Azad.

Kurden aus der Umgebung sollen laut dem Zentrum versucht haben, sich den Angreifern in den Weg zu stellen. Erst danach habe die belgische Polizei die Straße abgeriegelt und die Menschen aus dem Haus in Sicherheit gebracht.

Auslöser der Attacke soll ein Angriff der Kurden auf einen türkischen Jugendlichen gewesen sein, wie Alain Yzermans, Bürgermeister von Houthalen-Helchteren gegenüber der Presse berichtete.

Die Betroffenen wiesen diesen Vorwurf zurück. Sie gehen davon aus, dass es sich um eine organisierte Aktion handelte, da sich die Gruppen im Vorfeld abgesprochen zu haben schienen. In den Videoaufnahmen ist zu sehen, wie die Angreifer kurdische Fahnen und Schals in den traditionellen kurdischen Farben anzünden, die Kurden angreifen und dabei „Allahu Akbar“ (Gott ist groß) rufen. Auch rassistische Beschimpfungen wie „Dreckskurden“ fallen.

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Die Informationsstelle Antikurdischer Rassismus äußerte sich besorgt über den Angriff. Auch sie macht die „Grauen Wölfe“ für den Vorfall verantwortlich und weist darauf hin, dass die Bewegung für ihre antidemokratische, antisemitische und rassistische Ideologie berüchtigt sei. Die Bewegung, deren Aktionen sich häufig gegen Kurden und andere Minderheiten richten, ist immer wieder durch Gewalt aufgefallen und gilt als eine der größten rechtsextremen Bewegungen in Deutschland.

Kritik an deutscher Berichterstattung

Die türkische Presse stellte den Vorfall als Auseinandersetzung zwischen PKK-Sympathisanten und Türken dar. So berichtete etwa der türkische Nachrichtensender TRT, dass es sich bei den Betroffenen um kurdische Terrorsympathisanten gehandelt habe. Die Angriffe der türkischen Gruppen seien eine „Reaktion auf Provokationen“ gewesen.

Von kurdischer Seite wurde auch Kritik an der deutschen Berichterstattung geübt. „Nein, es sind keine Ausschreitungen zwischen Leuten“, schrieb die Politikwissenschaftlerin Dastan Jasim auf Instagram. Die Kurden seien aus politischen Gründen angegriffen worden.

Auch auf der Plattform X war die Empörung groß. „Türken müssen nicht Teil einer faschistischen Organisation sein, um sich zu versammeln und Kurden, die Newroz feiern, anzugreifen. Ihre ganze Identität dreht sich um die gewaltsame Ablehnung des Kurdischseins”, schrieb ein User. Auf türkischsprachigen Kanälen wurden die Angreifer dagegen als „ehrenwerte Türken“ gefeiert.

Der europaweite kurdische Dachverband KCDK-E rief nach den Angriffen zu einer Demonstration in Brüssel auf. Hunderte Kurden versammelten sich am Montagmittag vor dem Europäischen Parlament.

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