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Sein Bild ist blass, und auf dem Weg nach oben ist er nicht: Joseph „Joe“ Robinette Biden, Jr., 46. Präsident der USA.

© Bearbeitung: TSP | Imago/Sergio Perez

Battle um die US-Präsidentschaft: Joe Biden ist ein alter Kämper – und das spricht jetzt gegen ihn

Und selbst wenn Donald Trump der Darth Vader der amerikanischen Politik ist – Joe Biden ist nicht Luke Skywalker. Jedenfalls nicht mehr. 2024 müssen Jüngere ran.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

80 Jahre alt. 36 Jahre Senator. 8 Jahre Vizepräsident. 2 Jahre Präsident, bisher. Was will er noch mehr, der Joe Biden?

Das wird die Nation bald wissen. Zu ihrer Lage hat Biden schon gesprochen, zu seiner noch nicht. Will er im November 2024 nach vier Jahren im Amt noch einmal als US-Präsident antreten?

Seine demokratische Partei wartet, die Republikaner warten auch. Und Donald Trump, der Darth Vader der amerikanischen Politik, kann es kaum erwarten. Aber ist Biden für die Rolle des Luke Skywalker nicht zu alt? Seine Rede zur Lage der Nation hat ihn für anderthalb Stunden jünger erscheinen lassen. Er war frisch, kämpferisch, empathisch, humorvoll. Verhältnismäßig. Gemessen an seinen sonstigen Reden.

Doch bleiben diese Fakten: Biden ist der älteste Präsident, der je eine „State of the Union“ gehalten hat. Er wäre 82 bei seiner Wiederwahl, 86 bei seinem Ausscheiden.

Biden – Amerikas Konrad Adenauer. Der war nur ein bisschen älter, als er sein Amt als erster Bundeskanzler abgeben musste. Früher wäre besser gewesen.

Aber Joe Biden ist auch ein alter Kämpe, ein Kämpfer, ein erfahrener Wahlkämpfer. Deshalb hat er in seiner Rede die Erfolge seiner bisherigen Amtszeit herausgestellt: die niedrige Arbeitslosenquote, die Milliardeninvestitionen in marode Infrastruktur, die vielen neuen Jobs im produzierenden Gewerbe.

Eine Leistungsbilanz, mit der er sich alles offen hält. Mit der er entweder Applaus in Washington einheimst, wenn er aufhört, oder Applaus auf dem demokratischen Parteitag, wenn er sich wieder nominieren lässt.

Seine Beliebtheit steigert eine gelungene Rede nicht

Und in der übrigen Gesellschaft? Ist er trotzdem unbeliebt. Mehr als 60 Prozent finden laut Umfragen, dass Biden wenig bis nichts erreicht hat; 40 Prozent sagen, es gehe ihnen finanziell schlechter als vor seinem Amtsantritt. Das ist ein historisch niedriger Wert. Nur Vorgänger Trump war noch unbeliebter.

Biden wirkt – und darüber kann er nicht hinwegreden – zunehmend betagt. Vor diesem Hintergrund wird jedes Bild gesehen, jedes Wort gehört: Ob er vom Rad fällt, auf einer Treppe ins Stolpern gerät, sich wieder einmal verspricht oder sogar Aussetzer hat.

Und nun stelle man sich vor, die Republikaner nominierten Ron DeSantis, Floridas Gouverneur. 44, Symbol für Neuanfang und Optimismus, für „Hope“ und „Change“ – ein Barack Obama von der Rechten. Da sieht Biden dann alt aus, noch älter.

Wenn er glaubt, unersetzbar zu sein, weil es auf der anderen Seite Trump gibt – dann kann er trotzdem verlieren. Ein Remake oder eine Neuauflage Biden gegen Trump 2024 will nämlich die Mehrheit der Wähler:innen nicht. In beiden Lagern.

Was dann? Vielleicht den Kampf der Gouverneure. Ron DeSantis vs. Gavin Newsom aus Kalifornien. Der ist 55. Da soll mal keiner sagen, der sei auch schon ziemlich alt – ein Vierteljahrhundert trennt ihn von Biden. Die Demokraten sollten es nur bald wissen. Die Nation auch. Immerhin drängt alle die Zeit.

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