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Der CDU-Abgeordnete Thomas Bareiß aus Baden-Württemberg.

© Thomas Bareiß

CDU-Abgeordneter geht ins Kloster: Aus der Ruhe kommt die Kraft

Das kommt auch nicht alle Tage vor: dass ein Politiker sich zur „inneren Einkehr“ in eine Abtei zurückzieht. Ob Thomas Bareiß in Jerusalem die gesuchte Ruhe findet?

Eine Kolumne von Stephan-Andreas Casdorff

Der Brief vom 11. Januar an Freunde und andere ist ungewöhnlich. Zumal in der Politik. Thomas Bareiß, seit 2005 christdemokratischer Abgeordneter im Bundestag, schreibt Neujahrsgrüße – und dass er sich in ein Benediktiner-Kloster in Jerusalem zurückzieht.

Nicht für immer, aber bis Ende Februar, um dort im Klosteralltag mitzuarbeiten, zur Ruhe zu kommen und neue Kraft zu schöpfen. An einem Ort, dessen Umfeld allerdings sowohl hochpolitisch als auch unruhig ist.

Stress und Anfeindungen nennt der 48-Jährige als Gründe für seine „innere Einkehr“. Die Corona-Pandemie hat den vormaligen Parlamentarischen Staatssekretär im Wirtschafts- und Energieministerium an seine „körperlichen Grenzen gebracht“.

Hinzu kam, dass der Abgeordnete für den Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen im Mittelpunkt einer Kampagne stand, mit der 2021 seine Wiederwahl verhindert werden sollte. Die Bürgerbewegung „campact!“ hatte dazu aufgerufen, die Erststimme strategisch an Johannes Kretschmann von den Grünen zu vergeben, den Sohn von Ministerpräsident Winfried Kretschmann.

„Ziel von Verachtung und Geringschätzung“

Bareiß war als Verhinderer ökologischen Fortschritts attackiert worden. „Ich konnte mir bis dahin nicht vorstellen, dass man in einem solchen Ausmaß zum Ziel der Verachtung, des Hasses und der Geringschätzung werden kann“, schreibt der CDU-Politiker.

Zuvor war Bareiß wegen Reisen und Kontakten nach Aserbaidschan zum autokratischen Präsidenten llham Alijew in die Kritik geraten. Er wehrte sich gegen alle Vorwürfe, auch das Wirtschaftsministerium verteidigte ihn.

Nun will Bareiß – der mit Andrea Verpoorten verheiratet ist, früher Schatzmeisterin der CDU in Nordrhein-Westfalen und kurze Zeit Leiterin des Leitungsstabs von CDU-Chef Friedrich Merz – innehalten. Dafür hat er die Dormitio-Abtei in Jerusalem gewählt.

In unmittelbarer Umgebung sind die Weltkirchen der Juden, Muslime und Christen vereint. Außerdem wurde das Kloster vor mehr als 100 Jahren von den Beuroner Mönchen gegründet, denen Bareiß seit Jahren freundschaftlich verbunden ist. Er hofft durch sie auf mehr „Klarheit, Energie und Motivation“.

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