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Grünes Licht für Kiffer - so will es die Ampel.

© dpa/Rolf Vennenbernd

Cannabis-Projekt der Ampel: Die Fantasterei vom Kiffer-Paradies ist ein Privileg der Jugend

Das Hasch-Gesetz der Bundesregierung ist keine Legalisierung, sondern vor allem Regulierung. Das enttäuscht Kiffer, könnte aber zu neuen Einsichten führen.

Ein Kommentar von Jost Müller-Neuhof

Da ist sie also, die Zeitenwende in der Drogenpolitik. Mit dem Kabinettsbeschluss vom Mittwoch macht sich die Bundesrepublik auf, jenen Staaten zu folgen, die sich für eine Entkriminalisierung von Cannabis entschieden haben. Es könnte eines von jenen – bisher eher wenigen – Ampel-Projekten sein, von denen noch in vielen Jahren geredet wird.

Fragt sich bloß, wie. Der deutsche Weg ist keine Freigabe, sondern eine bis in Details kontrollierte und gesteuerte Abgabe. Es werden weniger Vorschriften gestrichen als neue geschaffen.

Mehr ist erstmal nicht drin. Den ursprünglich größeren Plänen stehen nicht nur Zwänge des EU-Rechts entgegen, sondern auch ein spürbarer Widerwille, die Droge überall in jeder Dosis und für jeden – Erwachsenen – verfügbar zu machen.

Die Fantasterei vom Kiffer-Paradies ist ein Privileg der Jugend

Dafür gibt es Gründe. Die Fantasterei vom Kiffer-Paradies ist ein Privileg der Jugend. Viele Ältere haben ihre Droge, meist Alkohol. Am gesündesten wäre, von beidem zu lassen. Aber weil Gesundheit nicht alles ist im Leben, hat jedenfalls der Alkohol einen herausragenden Stellenwert in der menschlichen Kulturgeschichte bekommen.

Der von Cannabis ist ein anderer. Viele finden das ungerecht, doch ein wesentlicher Unterschied ist, dass man Produkte, die Alkohol enthalten, genießen kann. Beim Cannabis kann man nur den Rausch genießen, wenn man das Zeug irgendwie runter- und reingekriegt hat. THC-Konsum ist ein Ziel ohne Weg. Es geht allein um die Dröhnung als solche und ihr richtiges Maß.

Es gibt noch tausend Unterschiede mehr, die indes auch nichts daran ändern, dass Drogen aller Art gemeinsam haben, für Elend, Ausbeutung, ruinierte Körper und kaputte Seelen ursächlich zu sein. Und man muss keinen Psychiater fragen, um zu wissen, welche Schäden sie gerade bei jungen Menschen anrichten können.

Die rechtliche Prohibition hat sich beim Alkohol als undurchführbar erwiesen. Beim Cannabis ist die Bilanz – milde gesagt – gemischt. Das Tabu tut seine Wirkung und erleichtert die Ächtung – wichtig vor allem gegenüber Kindern – jedoch belasten die Strafvorschriften die Justiz, drängen Menschen ins Abseits und festigen Strukturen, die Kriminelle bewirtschaften können.

Die Sorge ist, dass die Abkehr von der bisherigen Politik die positiven Effekte beseitigen könnte und an den negativen wenig ändert. Skepsis ist daher angebracht. Einstweilen macht die Ampel etwas, das Jugendliche mit Drogen machen: Sie probieren aus. Das kann zu Reife und neuen Einsichten führen, manchmal aber führt es auch ins Unglück.

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