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Könnt’ schon sein: Spitzenkandidat Söder - nicht nur zur Landtagswahl 2023.

© Imgao/action press/Chris Emil Janssen

Das Phänomen Söder: Der ehrliche Schurke

Seine Zustimmungswerte sind hoch, er verspricht Führung - und will nicht als Kanzler kandidieren? Schau ma moi.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Als wär’ es morgen, diskutieren sie in CDU und CSU: über die Kanzlerkandidatur. Der Kandidat – und wohl ziemlich sicher ein Er – wird zwar formal erst 2025 gebraucht, aber die Gemüter bewegt diese Frage dennoch.

Weil sie vom Desaster beim vergangenen Mal immer noch zutiefst bewegt sind. Und siehe da: Markus Söder kann so oft Nein sagen, wie er will, die Union will es einfach nicht wahrhaben.

Dabei sagt Söder andauernd Nein. Es habe diese eine Chance gegeben, die Entscheidung sei gegen ihn gefallen. Und Ende? Wer’s glaubt.

Armin Laschet kandidierte stattdessen – viele erinnern sich daran zunehmend schmerzlich. Hätten sie mit Söder nicht doch eher die Wahl gewinnen und regieren können?

So erklären sich seine Zustimmungswerte, weit vor allen anderen. Friedrich Merz, der CDU-Chef, läuft unter ferner liefen.

Merz als Laschet von morgen? Diese Vorstellung befeuert die Unionssorgen.

Söder, das ist der Mann, der zwischendurch so grün war wie die Grünen nicht mehr. Er hat Bäume umarmt und Bienen umgarnt, vom Obergrünen Robert Habeck ganz zu schweigen.

Inzwischen ist das alles nicht mehr so, jedenfalls nicht mehr so ausgeprägt, Habeck auch nicht mehr die allererste Adresse, und Söder zurück zum Konservativen. Frag nach bei den Grünen in Bayern.

Es gibt genügend Leute in der Union, selbst in seiner CSU, der Söder seit 2019 vorsitzt, die ihm schon immer ein gerüttelt Maß an Opportunismus vorgehalten haben. Nach dem Motto: Für die Macht tut er (fast) alles. Und macht irgendwie kein Hehl daraus.

Auf ihn passt der Satz einer klugen Kollegin vor vielen Jahren in einem anderen Fall: Unter lauter Pharisäern ist er der ehrliche Schurke. Und es funktioniert. Seit 2018 ist Söder Ministerpräsident in Bayern, mit Erfolg. Zur Landtagswahl dieses Jahr ist er - wieder - weit vorn.

Ein Mann wie ein Baum, um starke Worte so gut wie nie verlegen, suggeriert er Führung, in Corona- oder anderen Zeiten. Das kommt an. Die Umfragen zeigen, wie groß die Sehnsucht nach Führung ist. Sie kann, wenn die Ampel so weitermacht, immer noch größer werden. Bis zur Wahl 2025 ganz bestimmt.

Der Name wird da zur Chiffre für ein Versprechen, das nicht eingelöst worden ist. Nicht bundesweit. Aber bald? Söder wäre nicht mehr Söder, wenn er sich dieses Nein nicht auch noch mal überlegen würde. Schau ma moi. Das Morgen lockt.

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