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Erzbischof Georg Gänswein war langjähriger Privatsekretär von Papst Benedikt XVI.

© dpa/Patrick Seeger

Erzbischof Gänswein muss von Rom nach Freiburg: Eine späte Demütigung

Abgezeichnet hat es sich: Georg Gänswein kommt zurück aus dem Vatikan in die Heimat. Ohne Amt. So hatte er sich das bestimmt nicht vorgestellt.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Absehbar war es, aber jetzt ist es geschehen: Erzbischof Georg Gänswein, jahrelang Präfekt des Päpstlichen Hauses, ist aus dem Vatikan verbannt worden. Der Papst hatte ihn über, Franziskus, dem er - neben Benedikt XVI., auch diente. Aber eben nicht so, wie es der aktuelle Papst sich vorstellte: mit Demut.

Ihrer beider Verhältnis ist schon länger belastet, wohl auch dadurch, dass sich Benedikt nach seinem Rücktritt allzu häufig in kirchenpolitischen Fragen äußerte, und das durchaus kontrovers. Mancher Beitrag konnte auch als Kritik am Kurs des Nachfolgers verstanden werden. Jedenfalls verstand der es so.

Zu oft, wie es scheint. Und Gänswein, der sich sehr um Benedikt kümmerte, vielleicht mehr als um Franziskus, verhinderte es nicht. Obwohl er es gewiss vermocht hätte.

Sicher, Gänswein hat das zurückgewiesen. Aber das Buch, das er vergleichsweise kurz nach dem Tod des deutschen Papstes herausbrachte, das er auch noch offensiv bewarb, schreibt er selbst in einer Weise, die als Franziskus-Kritik gedeutet werden konnte. Und sie wurde.

Sein Buch so kurz nach Benedikts Tod hat Unverständnis hervorgerufen

Stil und Inhalt haben im Vatikan Unverständnis hervorgerufen. Denn im Buch berichtet der Kurienerzbischof auch aus den Gesprächen. Drei Privataudienzen mit Franziskus seit 2022 haben da offenkundig keiner Entspannung gebracht.

Nun sind alle auch von sehr unterschiedlicher Art. Franziskus predigt - und lebt - Verzicht auf jegliche Eitelkeit. Benedikt hingegen wurde auch schon mal mit Basecap, cooler Sonnenbrille und wattierter Weste auf einem Berg wahrgenommen - hinter der Inszenierung wurde Gänswein vermutet.

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Zumal das ins Bild des heute 66-Jährigen passt. In der Jugend war er Skilehrer und Tennisspieler. Sogar einen Pilotenschein soll er besitzen. Was Wunder, dass der Kirchenmann vor zehn Jahren von „Vanity Fair“ zum „George Clooney des Petersdoms“ erklärt wurde.

Diese Zuschreibung, ungerecht, wie sie sein mag, ist er nicht mehr losgeworden. Diener zweier Herren, das ist nicht gutgegangen. Zumal wenn der eine argwöhnisch auf alles schaut, was nach Eitelkeit aussieht. Und die ist ja eine der Hauptsünden.

Georg Gänswein zurück in Freiburg, wo er einst Referent des Erzbischofs war, bis er auszog in die große weite kirchliche Welt. Jetzt aber im Rang eines Erzbischofs, nur ohne Aufgabe. Eine Demütigung? Das kann man wohl sagen. Es wirkt auch wie eine späte für Benedikt.

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