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Premier Benjamin Netanjahu bei einem Truppenbesuch.

© Imago/Zuma Wire/Avi Ohayon/Israel Gpo

Getötete Helfer bei Luftangriff in Gaza: Israel darf nicht zum Gefangenen Netanjahus werden

Die Berichte aus Gaza sind bedrückend. In dieser Lage zusätzlich zu provozieren, droht Israel unter seinen Freunden zu isolieren. Wie lange noch darf Premier Netanjahu walten, wie er will?

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Zwei Vorfälle, die bei genauem Blick sehr viel miteinander zu tun haben: die Toten durch Israels Luftangriffe. Es geht um den in Gaza und den im syrischen Damaskus; jedenfalls spricht viel dafür, dass das auch Israel war.

Einmal sind sieben Mitarbeiter der Hilfsorganisation „World Central Kitchen“ getötet worden, das andere Mal sieben Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden. Art und Umstände kosten Menschenleben – und Israel Solidarität. Das wird gefährlich wie eine Bombe.

Im einen Fall war es ein Versehen, ein tragisches, denn Israel selbst sieht ja in „World Central Kirchen“ eine der guten, der vertrauenswürdigen Hilfsorganisationen für Gaza. Im zweiten Fall wäre es Vorsatz, weil die Revolutionsgarden den Terror in der Welt unterstützen, besonders die Hisbollah. Und die greift Israel jeden Tag aus dem Libanon an.

Allerdings hat Israel seinerseits in Damaskus ein iranisches Botschaftsgebäude angegriffen, damit Hoheitsgebiet Teherans. Das setzt Israel vor aller Welt ins Unrecht und heizt alle Debatten um sein Verhalten weiter an. In einer angesichts bedrückender Berichte aus Gaza ohnedies provokanten Lage noch zusätzlich zu provozieren, droht Israel auch unter seinen Freunden zu isolieren.

Israels Premierminister verrennt sich

Und das alles, weil Benjamin Netanjahu waltet, wie er will. Israels Premier scheint sich, um im Bild zu bleiben, in einem Tunnel zu befinden, er schaut nicht rechts, nicht links, er verrennt sich. Wo bleiben da die Gemäßigten im Kriegskabinett, wo sind Benny Gantz und Gadi Eizenkot, die beiden früheren Generalstabschefs?

Wenn es bei Gantz, dem Premierskandidaten, Taktik sein sollte, damit Netanjahu sich für kommende Wahlen ganz sicher diskreditiert, dann ist sie dennoch falsch, weil böse. Den amtierenden Premier stoppt er nicht. Dabei sagt Gantz doch, dass er vor allem die Geiseln retten will. Das geht aber nur, wenn er das Kabinett verließe und stattdessen an die Seite derer im Land träte, die sagen: Genug ist genug.

Genug an militärischem Gewinn, genug an Leid und Toten – bei Weitem nicht genug an Hilfsgütern, die Gaza erreichen. Das ist gefährlich, auch für Israel. Es muss mehr zulassen und denen helfen, die in Gaza helfen wollen.

Jeder fehlgeleitete Angriff fällt deshalb auf die israelische Regierung zurück. US-Freunde wie Anthony Blinken und Chuck Schumer, amerikanische Juden, haben schon genug von ihr. Die Solidarität bröckelt.

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