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Noch-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD)

© Reuters/Fabrizio Bensch

Lambrechts zäher Rückzug: Das Verteidigungsministerium braucht endlich eine fähige Führung

Menschen, Mächte und Maschinen: Das Verteidigungsressort ist eine große Herausforderung. Wer es übernimmt, muss es können – oder können wollen.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Lange hat es gedauert, zu lange, aber jetzt ist Christine Lambrecht als Verteidigungsministerin auf dem Rückzug. Aus freien Stücken, wird betont. Wer’s glaubt. Das ist die Lesart, die es ihr einfacher machen soll, das Gesicht zu wahren – und dem Kanzler.

Eine „ganz, ganz bedeutende“ Ministerin werde sie sein, hatte Olaf Scholz bei der Vorstellung seiner überraschenden Personalauswahl über Lambrecht gesagt. Heute klingt das wie Satire.

In der an Rücktritten und Rückschlägen nicht armen Verteidigungspolitik ist die bald gewesene Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt noch mal ein ganzes besonderes Kapitel. Ganz, ganz bedeutend trist.

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Von Anfang an hat sie gefremdelt mit diesem Multiressort, das Menschen, Mächte und Maschinen umfasst. Ein Querschnittsressort mit allem, was der Republik wichtig ist: Sicherheit, Verteidigung, Wirtschaft, Familie, Infrastruktur. Und dann ist es noch eines, das mit Befehl und Gehorsam und dem Tod zu tun hat.

Da muss einer, eine nicht alles wissen, alles können – aber sich für alles interessieren. Und lernen wollen. Das ist kein Job, sondern eine Berufung, und zwar in ein Amt, das keinen Dienstschluss kennt. Jetzt schon mal gleich gar nicht.

Das alles war Lambrechts Sache nicht. Pannen, Skandälchen ohne Ende und kurz vorm Ende kam auch Pech dazu. Die Sache mit dem „Puma“ zum Beispiel. Ihre Schuld sind dessen Ausfälle ja nicht.

Was jetzt kommen muss? Ob Frau oder Mann, wer kommt, muss es können, oder können wollen, Eva Högl, die Wehrbeauftragte, oder Lars Klingbeil.

Wobei der SPD-Chef auch ein schlechtes Gewissen haben könnte, so wenig, wie die Partei ihre Ministerin verteidigt hat. Und wenn Solidarität in diesem Fall zu schwierig war, hätte Klingbeil das dem Kanzler schneller klarmachen müssen.

Die Opposition einzubinden, schadet auch nicht. Die Bundeswehr gehört keiner Regierung, sie ist eine Parlamentsarmee.

Stephan-Andreas Casdorff über die Suche nach der Lambrecht-Nachfolge

Jetzt geht’s drum: Ausrüstung, Ausstattung, Motivation. Ein Plan, wie das, was beschafft werden kann, sich einfügt in eine Strategie, und zwar nicht nur eine deutsche. Europa muss endlich die militärische Arbeitsteilung vornehmen, mit der Marschroute: Wer was am besten kann, tut es auch.

Die Opposition einzubinden, schadet auch nicht. Scholz zu Willen zu sein („Owd – Olaf will das“), ist der falsche Ansatz. Die Bundeswehr gehört keiner Regierung, sie ist eine Parlamentsarmee.

Damit offensiv umzugehen, kann den Staatsbürgern in Uniform das Selbstverständnis zurückgeben, das ihnen abhandengekommen ist. Nicht zuletzt das gehört zum Auftrag im Verteidigungsministerium.

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