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Basti bei The Voice, Credit Paul Hüttemann

© Paul Hüttemann

Berliner Sänger Basti: „Ich werde auf der ESC-Bühne stehen“

Der Eurovision Song Contest wird oft als Kitsch-Party abgetan. Dabei hat er progressives Potenzial, findet Basti. Und sollte deshalb ernster genommen werden.

Ohne jeglichen Glitzer oder große Show und im nichtssagenden Outfit – so stand Max Mutzke 2004 auf der Bühne des ESC in Istanbul. Wie der große Star sieht er damals nicht aus, holt für Deutschland mit seiner Ballade „Can’t Wait until tonight“ aber einen soliden achten Platz.

Mit seiner unprätentiösen Art begeistert er das europäische Publikum und hinterlässt vor allem bei einem jungen Zuschauer bleibenden Eindruck. „Ich habe damals zu meinen Eltern gesagt: Wenn dieser unspannende Typ das kann, dann kann ich das erst recht!“, sagt Sebastian Schmidt. Damals ist er zehn Jahre alt und wohnt im baden-württembergischen Schrozberg. Heute ist er 28 und lebt in Berlin. Seine Überzeugung, es irgendwann zum ESC zu schaffen, ist aber kein bisschen verblasst.

Der Reiz der großen Bühne zieht „Basti“, wie sich der Künstler nennt, aber auch jenseits des Eurovision Song Contests an: Seit seiner Kindheit nimmt er an TV- und Castingshows teil, gilt schließlich 2022 bei „The Voice of Germany“ als eine:r der Favorit:innen und belegt den vierten Platz. Im Finale singt er sogar gemeinsam mit einer seiner großen ESC-Vorbilder, Conchita Wurst.

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Und auch sonst kommt Basti dem ESC im Laufe seiner Karriere nah: 2018 und 2022 nimmt er für San Marino am Vorentscheid teil, schafft es aber letztlich nicht. Dabei ist der Musiker wie geschaffen für das Format des ESC, für die große Pop-Show: Er hat eine glasklare Stimme, schmettert mit Leichtigkeit stimmgewaltige Balladen. Selbst Songs, die sich jenseits der Kitschgrenze befinden, etwa Celine Dions „All by myself“, bringt der Sänger so ergreifend ehrlich rüber, dass man ihm den Herzschmerz sofort glaubt und mitfühlt. Gänsehaut inklusive.

Mit der Extravaganz vertraut

Es schadet außerdem nicht, dass er gerne mit der Extravaganz flirtet: Glitzer, Rüschen, Highheels und auffälliges Make-up sind Teil seiner Stage-Persona. Perfektes Material also für den Eurovision, ein Spektakel, bei dem sich Gastländer und Teilnehmer:innen – dieses Jahr sind es 37 Acts – darin überbieten, wer mehr Glitzer und Glamour zu bieten hat.

Der ESC hat progressives und gesellschaftspolitisches Potenzial!

Basti, Musiker und ESC-Fan

Warum also hat es bisher nicht geklappt mit Basti und dem ESC? „Ich glaube, dass die Entscheidungen einfach zu konservativ getroffen werden.“ Ein Vorwurf, den sich der NDR, der für den Eurovision verantwortlich ist, häufig gefallen lassen muss.

Tatsächlich wirken die ausgesuchten Acts der vergangenen Jahre so, als habe man sich am Reißbrett überlegt, was besonders trendy sein könnte – ohne tatsächliche Einblicke in die aktuelle Musikszene zu haben. Basti fordert von den Verantwortlichen mehr Zeitgeist und Mut zur großen Show, „da sind uns die anderen Länder einfach voraus!“, sagt er. Außerdem findet er, dass man in Deutschland den ESC nicht ernst genug nimmt.

Der Berliner Sänger Basti Schmidt bei The Voice.

© Paul Hüttemann

Er verweist darauf, dass das Format progressives und gesellschaftspolitisches Potenzial habe: Alle dürfen mitmachen, niemand wird ausgeschlossen. So bot der ESC bereits 1998 der transsexuellen Musikerin Dana International eine große Bühne. Sie gewann für Israel. Als Conchita Wurst 2014 auf den ersten Platz gewählt wird, verabschiedet sich die konservative Regierung der Türkei aus dem Wettbewerb, während Europa zu seiner Siegerin steht. Im vergangenen Jahr gewann die Ukraine: ein popkulturelles Zeichen Europas gegen Putins Krieg, und das vor durchschnittlich 160 Millionen Zuschauer:innen.

Damit steht der ESC regelmäßig für Toleranz und Zusammenhalt und ist ein nicht zu vernachlässigender Seismograf für den Zustand der EU – wenn auch nur ausschnittsweise. Bastis Prognose für den Deutschen Act in diesem Jahr, Lord Of The Lost, ist der 16. Platz. Also gutes Mittelfeld. Im nächsten Jahr wird Basti sich erneut um die Teilnahme bewerben. Ob er eine Ballade oder etwas Tanzbares singen würde, weiß er nicht: „Hauptsache, es knallt und ist wundervoll!“

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