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Das Regierungsflugzeug „Konrad Adenauer“ steht auf dem Flughafen von Nusa Dua.

© dpa/Georg Ismar

Viele Zwischenfälle seit 2006: Eine Pannen-Chronologie der deutschen Regierungsflieger

Die Liste der Pannen bei deutschen Regierungsfliegern ist lang – diesmal hat es erneut Außenministerin Annalena Baerbock erwischt. Schon Joschka Fischer hatte sich für neue Maschinen eingesetzt.

Außenministerin Annalena Baerbock musste ihre Ozeanien-Reise vorerst abbrechen, nachdem die Maschine der Flugbereitschaft der Bundeswehr, mit der sie unterwegs war, zweimal mit derselben Panne nach Abu Dhabi zurückgekehrt war. Da die Landeklappen defekt waren, musste der Pilot in der Luft Dutzende Tonnen Kerosin ablassen und dann zum Startflughafen zurückkehren.

Am Dienstagmorgen gab die Luftwaffe dann bekannt, dass das Pannen-Flugzeug vorzeitig aussortiert wird. „Wir werden die beiden A340 so schnell wie möglich, das heißt in den kommenden Wochen, vorzeitig außer Dienst stellen“, sagte ein Sprecher der Luftwaffe dem „Spiegel“.

Doch deutsche Regierungsflieger allgemein haben eine lange Pannengeschichte, nicht nur die vom Typ A340. Schon der damalige Außenminister Joschka Fischer machte die Modernisierung der Flotte zur Chefsache. „Was muss eigentlich noch passieren, ehe die Flugbereitschaft neue Maschinen bekommt?“, fragte er empört seine Kollegen. „Muss ich erst im Sarg im Weltsaal des Auswärtigen Amtes aufgebahrt werden?“

Eine Chronologie der vergangenen Jahre.

  1. Mai 2023: Damals traf es ebenfalls Außenministerin Annalena Baerbock. Wegen eines Schadens am Reifen des Regierungsfliegers musste sie ihre Reise in die Golfregion unfreiwillig um einen Tag in Doha im Wüsten-Emirat Katar verlängern.
  2. Mai 2019: Der damalige Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) konnte erst mit einstündiger Verspätung nach Bulgarien starten. Der eingesetzte Airbus A321 der Flugbereitschaft hatte Probleme mit der Hilfsturbine.
  3. Mai 2019: Olaf Scholz’ Vorgängerin Angela Merkel (CDU) musste mit einer alternativen Maschine von Dortmund nach Berlin fliegen, nachdem ein Bodenfahrzeug eine Global 5000 Maschine beschädigt hatte.
  4. April 2019: Eine Maschine vom selben Typ musste in Berlin-Schönefeld ohne Politiker an Bord nach einem „gravierenden Problem mit der Flugsteuerung“ notlanden und wurde schwer beschädigt, nachdem sie die Landebahn verfehlt hatte.
  5. April 2019: Der damalige Finanzminister Olaf Scholz (SPD) musste auf dem Weg zur Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds auf einen kleineren Airbus A321 umsteigen und einen Zwischenstopp einlegen, nachdem der Airbus A340 die zweite Panne innerhalb von zehn Tagen hatte.
  6. April 2019: Trotz gerade abgeschlossener viermonatiger Generalüberholung verlor der Reifen desselben Regierungsfliegers in New York nach der Landung Luft. Bundesaußenminister Heiko Maas verspätete sich im UN-Sicherheitsrat.
  7. Januar 2019: Wegen eines Druckluftproblems am Pannen-Airbus A340 strandete Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier drei Stunden lang in Äthiopien.
  8. Januar 2019: Die Reise von Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) in drei Länder des südlichen Afrikas verspätete sich wegen zweier verschiedener Defekte an einer Bombardier-Global-5000-Maschine.
  9. November 2018: Eine der schwerwiegendsten Pannen tritt wiederum bei der deutschen „Air Force One“ vom Typ A340 auf. Kanzlerin Angela Merkel und Finanzminister Olaf Scholz kehrten auf dem Weg zum G20-Gipfel in Buenos Aires um und landeten in Köln. Der Grund waren defekte Funksysteme. Beide flogen am nächsten Tag mit Linienflugzeugen nach Argentinien, was für viel Spott sorgte.
  10. November 2018: Wieder war eine der beiden A340 betroffen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier musste stundenlang in Südafrika warten. Ein Triebwerk des Airbus ließ sich nur mithilfe eines externen Geräts starten.
  11. Oktober 2018: Nagetiere hatten wichtige Kabel einer A340 angenagt. Finanzminister Olaf Scholz wurde dadurch an seiner Rückreise von einer Tagung des Internationalen Währungsfonds auf Bali gehindert und nahm einen Linienflug mit Zwischenstopps in Hongkong und Zürich.
  12. Juni 2018: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier musste aufgrund eines Hydraulikschadens an einem Airbus A340 in eine Ersatzmaschine auf dem Weg nach Weißrussland umsteigen und verspätete sich um 90 Minuten.
  13. Februar 2017: Auf einer Reise nach Litauen wollte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) demonstrativ den neuen Transportflieger der Bundeswehr A400 M nutzen. Auf der Rückreise kam es zum Triebwerkschaden und die Ministerin nutzte einen Ersatzflieger.
  14. Mai 2016: Wieder traf es einen A340. Beim Start auf dem Weg nach Afrika legte die Maschine des damaligen Außenministers Steinmeier eine Vollbremsung hin. Es kam zu einer dreistündigen Verspätung.

Auch im Oktober 2015, Juli 2010, März 2009 und Mai 2006 kam es zu Pannen bei Regierungsflügen.

Die Probleme waren also seit Langem bekannt. Deshalb wurden Anfang des Jahres 2023 für die Luftbereitschaft der Bundeswehr für insgesamt 1,2 Milliarden drei neue A350 bestellt.

Bundeskanzler Scholz nutzte die neue deutsche „Air Force One“ erstmals im Januar 2023 auf dem Weg nach Südamerika. Die 67 Meter lange Maschine bietet Platz für 140 Passagiere, drei Piloten, zehn Flugbegleiter und kann jedes Ziel der Welt ohne Zwischenstopp ansteuern – solange keine unerwarteten Defekte auftreten.

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