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Wladimir Putin beobachtet eine Militärübung am Schwarzen Meer (Archivbild).

© picture alliance/dpa/Pool Sputnik Kremlin/AP

Update

Defizit von 5,8 Milliarden Euro: Russlands Einnahmen aus Öl- und Gasexporten brechen massiv ein

Für den August verzeichnet Russland ein Haushaltsdefizit von 5,8 Milliarden Euro – ist das nur ein Ausrutscher oder ein Trend? Und wie lange hält Putin das durch?

| Update:

Infolge eines drastischen Rückgangs der Energieexporte soll sich Russlands Haushaltsüberschuss für 2022 nahezu in Luft aufgelöst haben, wie die „Financial Times“ berichtet.

Demnach sei allein für den August ein monatliches Defizit von bis zu 360 Milliarden Rubel (5,8 Milliarden Euro) entstanden. Russland konnte in den Monaten von Januar bis Juli einen Haushaltsüberschuss von fast 500 Milliarden Rubel erwirtschaften, der im letzten Monat allerdings auf 137 Milliarden Rubel schrumpfte.

Wirtschaftsexperten führen diesen Einbruch auf den starken Rückgang der Öl- und Gaseinnahmen zurück. So seien die russischen Einnahmen aus dem Öl- und Gassektor von Januar bis August im Vergleich zum Vorjahr um immerhin 18 Prozent zurückgegangen. Diese Einnahmen würden aber bereits fast die Hälfte der bisherigen russischen Haushaltseinnahmen für 2022 ausmachen, so die „Financial Times“. Laut Daten des russischen Wirtschaftsministeriums ist die russische Wirtschaft im Juli im Vergleich zum Vorjahr um 4,3 Prozent geschrumpft.

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Anfang September teilte der russische Gasmonopolist Gazprom mit, dass die Produktion von Gas in den ersten acht Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr bereits um 15 Prozent gesunken sei. Entsprechend seien die Exporte, die vor allem nach Europa fließen, um mehr als ein Drittel eingebrochen.

Ökonomen prognostizieren weitere Einbrüche

Etwa zur gleichen Zeit kündigte Russland an, die Gasleitung Nord Stream 1 auf unbestimmte Zeit stillzulegen, falls der Westen die gegen Russland verhängten Sanktionen nicht aufhebt.

Lion Hirth, Professor für Energiepolitik an der Hertie School in Berlin, sieht die politischen Erpressungen Russlands kritisch. Im Interview mit dem Tagesspiegel prognostizierte er, dass ein Monopolist wie der russische Präsident Putin das Spiel um Gasdrosselungen „nicht unendlich fortführen“ könne.

Zwar hätten die gestiegenen Energiepreise Russland im vergangenen halben Jahr „ein komfortables Polster an Devisen“ eingebracht. Allerdings sei die Gasdrosselung für Russland „zumindest nicht mehr ökonomisch attraktiv“, so der Experte. Am Ende stehe also die Frage: „Wie viel ist Putin bereit, für seinen Krieg zu bezahlen?“

So wie es aussieht, hat Putin den Bogen finanziell gesehen langsam überspannt.

Lion Hirth, Professor für Energiepolitik an der Hertie School in Berlin

Während die Gasdrosselungen via Nord Stream-Turbine seitens Russland initiiert wurden, wird der Abbau russischer Energielieferungen auch auf europäischer Seite diskutiert. So hat die EU ein Verbot für die Einfuhr von russischer Kohle angekündigt, das bereits im Dezember in Kraft treten soll. Ökonomen prognostizieren, dass die russischen Einnahmen im Energiesektor auch weiterhin drastisch sinken könnten.

Haushaltsdefizite könnten sich auf weiteren Kriegsverlauf auswirken

Nach Angaben des russischen Wirtschaftsministeriums schrumpfte die russische Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr bereits im Juli um 4,3 Prozent. Der Wegfall russischer Einnahmen aus der Nord Stream-Verbindung und dem geplanten Verbot für russische Kohleimporte dürfte sich in den kommenden Monaten in Form von weiteren drastischen Defiziten im russischen Haushalt bemerkbar machen.

Der russische Haushaltsüberschuss schmilzt zu einem Zeitpunkt, an dem das russische Militär im Nordosten der Ukraine aufgerieben wird und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj territoriale Rückeroberungen vermeldet. In welchem Ausmaß (und wann) sich die Defizite in der russischen Staatskasse und die Sanktionen der EU auf den Krieg auswirken werden, bleibt abzuwarten.

Russland reagiert mit Haushaltskürzungen, spart aber nicht beim Militär

Die russische Tageszeitung Wedomosti berichtet, dass das russische Finanzministerium die anderen Ministerien angewiesen habe, die Ausgaben in den Jahren 2022 bis 2023 um zehn Prozent zu kürzen. Das sei eine Folge der drastisch eingebrochenen Einnahmen. The Moscow Times schreibt über die Prioritätensetzung des russischen Staates: Die Militärausgaben werden dennoch steigen.

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