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Ein gepanzertes Wagner-Fahrzeug in Rostow

© Imago/Erik Romanenko

Update

Bericht der US-Geheimdienste: Prigoschin soll den Aufstand schon länger vorbereitet haben

Am Samstag ließ der Wagner-Chef seine Truppen in Richtung Moskau marschieren. Er soll bereits vor einiger Zeit Waffen und Munition in der Nähe der Grenze zu Russland angehäuft haben.

| Update:

US-Geheimdienste gehen Berichten zufolge davon aus, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin bereits seit einiger Zeit Vorbereitungen für eine Aktion gegen die russische Militärführung getroffen hat.

Der Chef der Söldnertruppe soll Waffen und Munition in der Nähe der Grenze zu Russland angehäuft haben, wie der Sender CNN am Samstag unter Berufung auf nicht namentlich genannte Quellen aus Geheimdienstkreisen berichtete.

Das Ziel dieser Planungen sei aber unklar gewesen. Anfang der Woche seien einige Kongressabgeordnete über die Beobachtungen informiert worden. Eine mit den Geheimdienstinformationen vertraute Person sagte dem US-Sender zufolge, dass „alles sehr schnell“ gegangen sei und es schwierig zu erkennen gewesen sei, was Prigoschin plane.

Putin war wohl vorher informiert

Erste Hinweise auf ein geplantes Vorgehen Prigoschins und seiner Söldnergruppe Wagner gegen die Militärführung hatten die Geheimdienste der „Washington Post“ zufolge bereits Mitte des Monats. Mitte der Woche hätten sich die Hinweise dann derart verdichtet, dass es in Washington eine Reihe von Geheimdienstbriefings gab, hieß es in der „New York Times“.

Der „Washington Post“ zufolge gehen die US-Geheimdienstler davon aus, dass der russische Präsident Wladimir Putin selbst bereits mindestens einen Tag vor dem Beginn des Aufstands über die geplante Rebellion informiert war.

Die US-Regierung äußerte sich zunächst nicht inhaltlich zu den Vorgängen in Russland und erklärte lediglich, dass US-Präsident Joe Biden über die Entwicklungen fortlaufend informiert werde.

CNN zufolge handelte es sich dabei um eine bewusste Strategie, da Kremlchef Putin jede wahrgenommene Beteiligung als Waffe einsetzen könnte. Biden reiste am Samstag nach Camp David, dem Landsitz der US-Präsidenten im US-Bundesstaat Maryland.

Wagner-Zug stoppte 400 Kilometer vor Moskau

Der seit Monaten schwelende Machtkampf zwischen Prigoschin und der russischen Militärführung war am Freitagabend dramatisch eskaliert. Wagner-Kämpfer marschierten von der Ukraine aus mit dem Ziel nach Russland ein, die Militärführung in Moskau zu stürzen. In der Stadt Rostow am Don nahmen die Söldner das Armee-Hauptquartier für Südrussland ein. Im Laufe des Samstags drangen die Söldner bis in die Region Lipezk rund 400 Kilometer südlich von Moskau vor.

Am Samstagabend machte Prigoschin dann überraschend eine Kehrtwende und kündigte die Rückkehr seiner Söldner in ihre Feldlager an. Im Gegenzug für die Beendigung ihres Aufstands werden Prigoschin und seine Kämpfer nach Angaben des Kremls nicht strafrechtlich verfolgt, Prigoschin soll nach Belarus ausreisen. Damit werde „ein Blutbad vermieden“.

Die wegen des Aufstands eingeführten „Anti-Terror-Vorkehrungen“ sind allerdings auch am Sonntag in Kraft geblieben. Wie eine AFP-Reporterin beobachtete, waren weiterhin große Polizeipatrouillen an einer Hauptstraße im Einsatz, die von Moskau in Richtung Süden führt, wo die Rebellion in Rostow ihren Anfang genommen hatte.

In der Region Moskau blieben die Verkehrsbeschränkungen auf der Autobahn zwischen Moskau und Rostow im Südwesten des Landes am Sonntag bestehen, wie die für die Autobahnen zuständige Behörde Awtodor erklärte. Der Bürgermeister von Moskau, Sergej Sobjanin, hatte den Montag angesichts der „schwierigen“ Lage zum arbeitsfreien Tag erklärt. (dpa, AFP)

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