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Ein Polizeimotorrad brennt während der Proteste gegen die Tötung von Jina Mahsa Amini.

© Reuters/Wana News Agency

Blutige Proteste im Iran: Mehr als 400 Tote soll es bisher gegeben haben

Im Iran sollen nach Angaben der Revolutionsgarde mehr als 300 Protestierende getötet worden sein. Menschenrechtsorganisationen zweifeln an den Angaben.

Bei den durch die Tötung der jungen Kurdin Jina Masha Amini ausgelösten Protesten im Iran sind nach Angaben der Revolutionsgarden bisher mehr als 300 Menschen getötet worden. „Jeder im Land ist vom Tod dieser Frau betroffen“, sagte Amirali Hadschisadeh, Leiter der Luft- und Raumfahrtabteilung der Garde, laut der Nachrichtenagentur „Mehr“ am Dienstag.

Er erwähnte dabei auch Märtyrer - gemeint sind damit getötete Sicherheitskräfte und Polizisten. Die Revolutionsgarden sind im Iran die Eliteeinheit der Streitkräfte und wichtiger als das klassische Militär.

1.500
Menschen wurden nach Angaben einer NGO allein in den kurdischen Städten innerhalb einer Woche verletzt, 42 wurden getötet.

Die Angaben von Aktivisten sind deutlich höher: Laut der Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) sind bei der Niederschlagung der Proteste bisher insgesamt mindestens 416 Menschen getötet worden, davon 126 in der Provinz Sistan-Balutschistan und 48 in Kurdistan.

Die kurdischen Städte trifft es besonders hart

Der Menschenrechtsorganisation Hengaw zufolge gehen die iranischen Streitkräfte in kurdischen Städten deutlich rigoroser vor. Dort hatten die Proteste ihren Anfang genommen und werden seither von regelmäßigen Aufrufen zu Generalstreiks begleitet.

Einem Bericht der NGO zufolge, wurden in der Woche vom 15. bis 21. November mindestens 42 Kurdinnen und Kurden durch direkten Beschuss der iranischen Regierungstruppen getötet und mehr als 1500 weitere verletzt.

Demnach wurden 40 von 42 Personen durch direkten Beschuss der Regierungstruppen getötet, der hauptsächlich auf den Kopf und den Brustbereich abzielte. Dem Bericht zufolge sei ein Bürger nach seiner Verhaftung aufgrund von Folter gestorben, ein anderer erlag schweren Stichwunden.

Die Revolutionsgarden im Iran (IRGC) verfügen über eine große militärische Schlagkraft.

© Ebrahim Noroozi/AP/dpa

Es sind besonders Jüngere, nicht selten Unter-20-Jährige, die getötet oder verhaftet werden. Hengaw geht davon aus, dass mehr als 150 kurdische Studierende von den iranischen Sicherheitsbehörden entführt wurden. Der staatlich herbeigeführte Internetausfall und der Druck vonseiten der Sicherheitsbehörden auf die Familien der Kinder mache es der Organisation schwer, mehr Informationen zu erhalten.

Zahlreiche Hinrichtungen von Belutschinnen und Belutschen

Die Beziehung der Kurdinnen und Kurden im Iran zum Regime ist nicht erst seit Bestehen der Islamischen Republik von Widerstand und Protesten geprägt. „Gegenüber dem schiitischen Mullah-Regime, das seit dem Sturz des Schahs die Macht hat, herrscht großes Misstrauen. Die Mullahs hatten der kurdischen und anderen Volksgruppen Demokratie und Autonomie versprochen. Das wurde jedoch nie eingelöst“, sagt Dr. Kamal Sido, Nahostexperte bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Demokratie und Föderalismus seien die Hauptforderungen der Kurdinnen und Kurden im Iran.

Auch andere Bevölkerungsgruppen werden besonders stark angegriffen. Laut der iranischen Menschenrechtsaktivistin und früheren politischen Gefangenen Atena Daemi wurden in den letzten 15 Tagen mindestens 15 belutschische Gefangene hingerichtet. Seit Anfang des Jahres habe es Hinrichtungen von mindestens 136 belutschischen Bürgerinnen und Bürgern gegeben.

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Im Iran wird seit mehr als zwei Monaten gegen die Führung in Teheran protestiert. Auslöser war die Tötung von Jina Mahsa Amini am 16. September. Amini war von der Sittenpolizei festgenommen worden, da ihre Kleidung den Vorschriften der Sittenpolizei nicht entsprochen haben soll. Die 22-jährige ist in Gewahrsam gestorben. Den Behörden wird vorgeworfen, Amini misshandelt zu haben. (mit AFP)

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