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Folgenreiches Foto: Armin Laschet, damals Unionskanzlerkandidat, am 17. Juli 2020 in Erftstadt

© dpa/Marius Becker

Vom Regen in die Traufe: Die sieben Patzer des Armin Laschet

Laschet lacht, Laschet vor dem Müllberg, Laschet scheinbar konzeptlos - die Liste seiner Pannen ist lang. Oft sorgen sie für Spott im Netz. Ein Überblick.

Rund vier Monate ist es her, dass Armin Laschet und Markus Söder um die Unions-Kandidatur des Kanzleramts buhlten. Damals machte der NRW-Ministerpräsident noch eine verhältnismäßig gute Figur: Die Sticheleien und die Missgunst seines Kontrahenten aus Bayern saß er stoisch aus und ließ sich nicht beirren.

Doch schon damals war er bei der Bevölkerung nicht unbedingt wohlgelitten. Laut Umfragewerten wollten am 20. April allerdings zumindest noch 28 Prozent der Menschen in Deutschland bei der Bundestagswahl am 26. September ihr Kreuz bei der Union setzen. Der jüngsten Forsa-Umfrage zufolge haben das heute nur noch 23 Prozent der Deutschen vor.

Laut einer am Donnerstag veröffentlichten Umfrage haben knapp drei Viertel der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland (73,9 Prozent) eine negative Meinung vom Kanzlerkandidaten der Union. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey für die Zeitung „Augsburger Allgemeine“. Selbst unter den Wählerinnen und Wählern der Union stehen nur 43,9 Prozent hinter ihrem Kanzlerkandidaten.

Auslöser dafür könnten die zahlreichen Pannen von Armin Laschet sein: Seit er sich der Kandidatur sicher ist, reiht sich ein Patzer an den nächsten. Ein Überblick:

„Joah, was machen wir noch…?“

Inhaltlich lässt der Unions-Kanzlerkandidat offenbar ein klares Konzept vermissen. In einem Interview mit „Focus-Online“ bei einem Wahlkampfauftritt erklärte er die Allgemeinplätze Digitalisierung und Bürokratieabbau als mögliche Schwerpunkte einer Regierung unter seiner Führung. „Industrieland bleiben und die Klimaziele erreichen. Das geht nur, indem wir Bürokratie abbauen. Und da brauchen wir schnell ein Planungsgesetz, das Paragraphen wegnimmt“, sagte er.

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Auf die Frage der Journalistin, ob er noch einen dritten Punkt auf seiner Agenda habe, hüllt sich Laschet ganze fünf Sekunden in Schweigen. Dann sinnierte er: „Joah, was machen wir noch…?“, und überlegte noch einmal.

Schließlich kündigt er ein Hunderttageprogramm an. „Aber das ist jetzt ja eine spontane Frage.“ Trotz des seit Wochen andauernden Wahlkampfs - Laschet schien deutlich überrascht.

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Der lachende Laschet

Im Netz viral ging vor allem das Bild, dass Armin Laschet beherzt lachend und flachsend im Hintergrund zeigt, während Bundespräsident Steinmeier im nordrhein-westfälischen Erftstadt über die Flutopfer spricht. In Anbetracht der dramatischen Situation löste das Verhalten Laschets bei vielen Menschen Fassungslosigkeit und Bestürzung aus. „Ich bin wirklich sprachlos“, schrieb SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und teilte das Video. SPD-Vizechef Kevin Kühnert schrieb auf Twitter dazu: „eine Frage des Charakters“.

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Im Nachhinein entschuldigte Laschet sich dafür und bezeichnete sein Lachen in dieser Situation als unangemessen und unpassend. „Ich war den ganzen Tag unterwegs, es gab emotionale Begegnungen, die mich auch wirklich erschüttert haben. Und deshalb ärgere ich mich umso mehr über diese wenigen Sekunden“, sagte er dem WDR-Fernsehen.

Das Flutopfer bleibt im Regen stehen

Sich auf Bildern gut zu positionieren, das scheint nicht Laschets Sache zu sein: Als zumindest ungünstig getroffen muss man auch ein Bild bezeichnen, dass Laschet zeigt, wie er sich mit einem Betroffenen der Flutkatastrophe unterhält. Während Laschet im Trockenen steht, hält ihm ein Mitarbeiter einen Regenschirm, der Anwohner aber steht durchnässt im Regen.

Armin Laschet spricht im Swisttal mit Hochwasseropfern. Er wird durch einen Schirm geschützt.
Armin Laschet spricht im Swisttal mit Hochwasseropfern. Er wird durch einen Schirm geschützt.

© Henning Kaiser/dpa-Video

Laschet vor dem Müllberg

Später ließ Laschet bei einem Wahlkampftermin in der Flutregion sein Rednerpult mit dem Landeswappen von Nordrhein-Westfalen vor einem Müllberg aufbauen. Auch dieses Bild verstärkte den Eindruck, dass Laschet vor allem für eines steht: Unbeholfenheit. Denn das Bild ist kein zufälliger Schnappschuss. Dass, wer einen Riesenberg Müll sieht, diese zukünftig gedanklich mit dem CDU-Vorsitzendem assoziiert, war von ihm und seinem Team vermutlich nicht gewollt.

Armin Laschet besucht die vom Unwetter betroffenen Orte Swisttal und Schleiden Aktuell
Armin Laschet besucht die vom Unwetter betroffenen Orte Swisttal und Schleiden Aktuell

© imago images/Political-Moments

Klimapolitik nach Tageslage?

Zudem sorgte ein Satz aus seinem Interview mit der WDR-Moderatorin Susanne Wieseler zur Flutkatastrophe und dem Zusammenhang mit der Klimakrise für Furore: „Entschuldigung ... , weil jetzt so ein Tag ist, ändert man nicht die Politik“, entfährt es Laschet. Und zeigte damit, dass die Bekämpfung des Klimawandels auch im Angesicht der Jahrhundertkatastrophe offenbar keine übergeordnete Rolle für ihn spielt. Und das, obwohl in Nordrhein-Westfalen 47 Menschen durch die Flut zu Tode gekommen waren.

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Plagiatsvorwürfe auch gegen Laschet

Auch die Häme der Union hinsichtlich der Plagiatsvorwürfe gegenüber Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock erwies sich als Boomerang: Annalena Baerbocks Buch „Jetzt“ war von dem Plagiatsjäger Stefan Weber auf eben solche untersucht worden. Es stellte sich heraus, dass die Grünen-Kanzlerkandidatin passagenweise abgeschrieben hatte. Dafür hagelte es enorme Kritik.

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Um etwaigen Untersuchungen zuvorzukommen, musste schließlich auch Laschet Fehler an seinem eigenen Buch einräumen. War zunächst von wenigen Ungenauigkeiten die Rede gewesen, so wird inzwischen davon ausgegangen, dass auch Laschet für sein Buch „Die Aufsteigerrepublik“ von 2009 zahlreiche Textstellen abschrieb.

Der Brückenlockdown

Zuvor war der Unionspolitiker auch in der Corona-Krise politisch etwas ins Stolpern geraten. So sorgte er im April mit seiner Forderung nach einem „Brücken-Lockdown“ für Verwirrung. Zunächst wollte er die Bevölkerung zwei bis drei Wochen in einen weiteren Lockdown schicken, bis 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung geimpft seien.

Erst später erkannte er, dass diese Prognosen völlig aus der Luft gegriffen waren. Sein Vorstoß stieß damals auf viel Kritik. So entstand schon damals das Bild, dass Laschet Krise nicht kann. Der Vorstoß für den nicht näher definierten „Brücken-Lockdown“ verpuffte - und schadete seiner Autorität.

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