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Gestörte Supermarktkasse in Sydney.

© AFP/SAEED KHAN

Update

Weltweite IT-Störung sorgt für Probleme: Was wir über die Crowdstrike-Panne wissen – und was nicht

Weltweit melden Flughäfen, Banken, TV-Sender und Supermärkte massive IT-Probleme – auch Deutschland ist betroffen. Die Ursache geht wohl auf eine Panne bei einer Cybersicherheitsfirma zurück.

Technische Probleme haben am Freitagmorgen zahlreiche Instutionen in mehreren Ländern lahmgelegt. Geldhäuser und vor allem Flughäfen meldeten mitunter massive Probleme in ihren Betriebsabläufen.

Alle aktuellen Entwicklungen zur IT-Panne im Liveblog:

Die globale IT-Panne soll ersten Erkenntnissen zufolge allerdings nicht auf einen Cyber-Angriff zurückgehen. Es gebe „nach bisherigem Stand keinerlei Hinweise“ darauf, erklärte die französische Behörde für IT-Sicherheit (Anssi).

Dies ist kein Sicherheitsvorfall oder Cyberangriff. Das Problem wurde identifiziert, isoliert und ein Fix bereitgestellt.

George Kurtz, CEO von „Crowdstrike“


Weltweite IT-Störung: Was ist alles betroffen?

Nach jetzigem Kenntnisstand sind vorwiegend Flughäfen von den technischen Störungen betroffen. So musste deutsche Hauptstadtflughafen BER ausgerechnet zu Beginn der Ferienzeit den Betrieb aussetzen. Bis 10 Uhr war der Flugbetrieb am Airport Berlin-Brandenburg weitestgehend eingestellt, sagte eine Sprecherin dem Tagesspiegel. Am späten Vormittag meldete der BER, dass der Flugbetrieb dort allmählich wieder anlaufe.

Auch von den Flughäfen in Hamburg, Düsseldorf und Köln wurden Störungen im Betriebsablauf gemeldet. Behinderungen im Flugverkehr gab es auch in Indien (Neu-Delhi) und Australien (Sydney und Melbourne).

„Eurowings“ streicht alle Flüge bis 15 Uhr

Die Fluggesellschaft „Eurowings“ kündigte zwischenzeitlich an, man werde alle innerdeutschen Flüge sowie Flüge von und nach Großbritannien mit Abflugzeit bis 15.00 Uhr streichen. Mit der Streichung Dutzender Flüge solle das betroffene IT-System entlastet werden, sagte eine Unternehmenssprecherin.

Auch kritische Infrastruktur von IT-Störung betroffen

In Deutschland sind auch Betriebe der kritischen Infrastruktur betroffen, bestätigte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums dem Tagesspiegel. Das zuständige Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sei mit allen relevanten Stellen im Kontakt und informiere fortlaufend über die Lageentwicklung.

Auch in Deutschland gibt es betroffene Unternehmen, darunter Betreiber Kritischer Infrastrukturen.

Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI)

Zur kritischen Infrastruktur zählen unter anderem Energieversorger, Transport und Verkehr, Krankenhäuser, Trinkwasser, Abwasser, Telekommunikation und die öffentliche Verwaltung. In Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg meldeten die Kreis- und Stadtverwaltungen zwischenzeitlich Computerprobleme.

IT-Störung trifft Gesundheitssystem

Dabei gab es vor allem im Gesundheitssystem einige Einschränkungen. Das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein sagte wegen der großflächigen technischen Störung an diesem Freitag alle geplanten Operationen an seinen Standorten in Kiel und Lübeck ab. Das teilte die Klinik auf ihrer Internetseite mit.

Beim UKSH-Standort in Lübeck hat die IT-Panne für massive Störungen gesorgt.

© dpa/Markus Scholz

Für den Tag seien alle elektiven Eingriffe – also Operationen von Menschen, deren Leben nicht akut bedroht ist – abgesagt worden. Auch die Ambulanzen an beiden Standorten seien geschlossen.

Die Versorgung der Patientinnen und Patienten im UKSH ist gesichert, ebenso die Notfallversorgung.

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein

In Großbritannien war zudem ein System zur Buchung von Arztterminen des Nationalen Gesundheitsdiensts NHS lahmgelegt. Einer Mitteilung des NHS zufolge waren zwischenzeitlich etwa 3.700 Arztpraxen von den Problemen betroffen. Wegen des Ausfalls des Terminbuchungssystems werde nun auf herkömmliche Akten aus Papier und handgeschriebene Rezepte zurückgegriffen, hieß es weiter.

IT-Störungen bei Banken, TV-Sendern und Supermärkten

Die weltweite IT-Panne erstreckte sich zeitweise auch auf den Finanzsektor, die Medien und den Einzelhandel. Zeitweise hatte der britische Fernsehsender „Sky News“ mit technischen Problemen zu kämpfen. Der Fernsehsender sendete vorübergehend kein Programm und teilte auf einem Standbild mit: „Wir entschuldigen uns für die Unterbrechung dieser Sendung.“ In Frankreich waren die Sender Canal+ und TF1 betroffen.

Auch die Londoner Börse „London Stock Exchange“, die private türkische Kreditbank „Denizbank“ oder die „National Australia Bank“ in Melbourne meldeten massive technische Probleme. In Australien gab es zudem IT-Ausfälle bei einigen Supermarktketten. In Deutschland schloss der Lebensmittelhändler „Tegut“ vorübergehend Märkte.


In welchen Ländern gibt es IT-Ausfälle?

Technische Störungen wurden unter anderem aus Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, der Schweiz, den USA, Indien und Australien gemeldet.


War es eine Cyberattacke?

Das Bundesinnenministerium schließt einen Cyberangriff als Ursache der weltweiten Ausfälle derzeit aus. „Nach aktuellem Erkenntnisstand aus den Äußerungen der betroffenen Unternehmen gibt es keine Hinweise auf einen Cyberangriff“, teilte ein Sprecher dem Tagesspiegel mit. Die Vorfälle würden aber „laufend weiter bewertet“.

Der Crowdstrike-Chef George Kurtz betonte ausdrücklich, dass die Ursache weder eine Cyberattacke noch ein Sicherheitsvorfall gewesen seien. Microsoft teilte unterdessen im Onlinedienst X mit, es arbeite „mit der höchsten Dringlichkeit“ daran, Probleme zu beheben. Zahlreiche Apps und Dienstleistungen von Microsoft 365 könnten „nicht erreichbar“ sein.

Wir gehen davon aus, dass eine Lösung in Kürze gefunden wird.

Microsoft

Die australische Koordinatorin für Cybersicherheit, Michelle McGuinness, bestätigte bereits kurz nach Bekanntwerden der ersten IT-Ausfälle bei australischen Flughäfen auf X, dass es sich um ein Softwareproblem eines Drittanbieters handle, von dem Firmen und Dienste landesweit betroffen seien. Wegen der weltweiten Computer-Probleme hat die australische Regierung eine Krisensitzung einberufen.


Wodurch kam es dann zu den technischen Störungen?

Ursache der Störung ist laut Innenministerium „offenbar ein fehlerhaftes Update einer IT-Security-Lösung (Falcon) des Herstellers Crowdstrike“, sagt der Sprecher des Innenministeriums. Diese IT-Sicherheitssoftware wird von zahlreichen weiteren IT-Diensten genutzt. Diese fielen in der Folge ebenfalls aus. Darüber hinaus habe Microsoft dem Ministerium mitgeteilt, dass der Clouddienst „Microsoft Azure“ falsch eingestellt gewesen sei.


Wie lange werden die IT-Ausfälle noch dauern?

Die Dauer der Störung ist derzeit noch ungewiss. Crowdstrike teilte mit, man arbeite mit Hochdruck an einer Lösung. Crowdstrike-CEO George Kurtz schrieb auf X, das Problem sei identifiziert und isoliert sowie eine Lösung bereitgestellt worden.

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Microsoft erklärte zwischenzeitlich, dass man von einer baldigen Behebung der technischen Störungen ausgehe „Wir gehen davon aus, dass eine Lösung in Kürze gefunden wird“, sagte ein Microsoft-Sprecher der Deutschen Presse-Agentur.

Nach einigen Stunden gab es bereits erste Zeichen, dass sich die Lage normalisiert. So meldete der Flughafen BER zwischenzeitlich, dass der Flugverkehr derzeit wieder langsam anrolle. „Die Systeme des Flughafens sind wieder hochgefahren und wir kehren sukzessive zum Normalbetrieb zurück“, teilte eine Sprecherin des BER mit. „Es kommt weiterhin zu Wartezeiten.“


Was macht die IT-Sicherheitsfirma Crowdstrike?

Die amerikanische Firma spielt eine zentrale Rolle beim Schutz gegen IT-Bedrohungen und sichert unter anderem Websites ab. Eines ihrer Produkte mit dem Namen „Falcon“ dient dazu, bösartige Aktivitäten im Datenverkehr zu entdecken. Laut Medienberichten könnte ein fehlerhaftes „Falcon“-Update die Störungen ausgelöst haben.


Sind jetzt Nutzerdaten von der Crowdstrike-Panne betroffen?

Nach allem, was man bisher weiß, haben lediglich Computer von Airlines und anderen Unternehmen aufgehört zu funktionieren. Daten wurden dabei nach bisherigem Kenntnisstand nicht offengelegt.


Muss Crowdstrike nun mit Konsequenzen rechnen?

Die Probleme wurden durch ein fehlerhaftes Update des IT-Sicherheitsdienstleisters Crowdstrike für Windows-Computer ausgelöst, das über Nacht an seine Kunden ausgespielt wurde. Normalerweise werden solche Updates auf Herz und Nieren getestet, bevor sie breit ausgespielt werden.

Der Crowdstrike-Firmenchef George Kurtz wird sich in den kommenden Tagen mutmaßlich vielen kritischen Fragen stellen müssen. Das automatische Ausspielen eines fehlerhaften Updates, das viele tausend Rechner weltweit zum Absturz bringt, könnte auf Mängel in der Qualitätssicherung hinweisen. Auch die Crowdstrike-Aktionäre wollen schlüssige Antworten hören. 


Wie groß ist der finanzielle Schaden durch die IT-Ausfälle?

Das dürfte sich erst nach Wochen oder Monaten abschätzen lassen. Denn neben den sofortigen Kosten könnten auch spätere Nachforderungen durch betroffene Kunden noch eine Rolle spielen.

Auch die Dauer der Störung hat maßgeblichen Einfluss auf die Gesamthöhe des finanziellen Schadens. „Die Gesamtkosten für die Industrie werden davon abhängen, wie lange die Störung anhält“, sagte Susannah Streeter, Leiterin Geld und Märkte bei der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown. Angesichts des Ausmaßes des Problems weltweit sei es jedoch wahrscheinlich, dass es zu Verlusten in Milliardenhöhe kommen könnte, wenn die Situation nicht rasch unter Kontrolle gebracht werde.


Warum ist die IT-Störung weltweit und in so vielen Bereichen spürbar?

Ein Grund ist die Konzentration in der Tech-Industrie. Ein Service-Anbieter bedient oft tausende Unternehmen. Probleme bei ihm schlagen dann auf breiter Front durch. So haben in der Vergangenheit Fehler von IT-Sicherheitsfirmen schon Dutzende Websites auf einmal lahmgelegt. (mit Agenturen)

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