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Arne Schönbohm, damals noch Präsident des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), bei einer Pressekonferenz teil.

© dpa/Rolf Vennenbernd

Ex-BSI-Chef Schönbohm klagt: Wem das Lachen nun vergehen soll

Bei Jan Böhmermann war er eine Witzfigur, dann verlor er seinen Job. Jetzt klagt Arne Schönbohm, und für Innenministerin Nancy Faeser könnte es peinlich werden.

Eine Kolumne von Jost Müller-Neuhof

Eine Lachnummer: Der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) ist selbst ein Sicherheitsrisiko. Ein Cyberclown mit Kontakten zum russischen Geheimdienst. So hatte der TV-Spaßmacher Jan Böhmermann den damaligen BSI-Chef Arne Schönbohm im ZDF verhöhnt.

Danach wurde es weniger lustig. Schönbohm verlor seinen Job. Die tieferen Gründe dafür blieben unbekannt, aber nach außen sah es so aus, als greife Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) durch. Und „nach außen“ ist wichtig in der Politik. Nun wird es ernst. Vor dem Verwaltungsgericht Köln klagt Schönbohm auf 5000 Euro Schadensersatz wegen Verstoßes gegen die beamtenrechtliche Fürsorgepflicht. Auch das ZDF soll bluten. 100.000 Euro, weil er falsch verdächtigt worden und Häme ausgesetzt gewesen sei.

Was will die frühere „Witzfigur“? Zumindest für die erste Klage sollte Jan Böhmermann Sympathien hegen. Im Streit um sein Anti-Erdogan-Schmähgedicht vor ein paar Jahren war er gegen die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) vor das Verwaltungsgericht gezogen, in gewisser Weise ebenfalls wegen Verletzung einer Fürsorgepflicht.

Der Satiriker Jan Böhmermann bei der Verleihung der ersten Fernsehpreise 2022.

© dpa/Henning Kaiser

Merkel hatte seine Satirekunst als „bewusst verletzend“ bezeichnet. Böhmermann fühlte sich verraten und zum Abschuss freigegeben. Der Mann, der austeilen kann, kann auch sensibel. Jedenfalls wenn es um ihn selbst geht.

Böhmermann verlor. Das war ihm vermutlich nicht so wichtig, denn es ging um anderes: Zeigen, dass man nicht hinnimmt, was die da oben mit einem machen. Gut sah Merkel auch nicht aus bei der Aktion, die sie selbst später als Fehler bezeichnete. 

100.000
Euro fordert Arne Schönbohm vom ZDF.

So wie Böhmermann damals handelte, handelt jemand, der sich nichts vorzuwerfen hat. Ähnliches dürfte für Arne Schönbohm gelten. Der Mann fühlt sich ungerecht behandelt und das will er allen zeigen. Ob er durchkommt mit seinen Klagen – was wohl eher schwierig wird –, ist zweitrangig.

Glückauf, Herr Schönbohm. Satire muss man zwar aushalten, aber nicht, wenn sie Ernst macht und dabei falsche Fakten zugrunde legt. Und im Streit mit Frau Faeser könnte sich unabhängig vom Ausgang zeigen, ob die Ministerin mit ihrer Maßnahme tatsächlich auf Böhmermanns Berichte überreagierte. Das wird dann nicht lustig, sondern peinlich. Aber wohl nicht für Schönbohm. Der klagt nicht, er klagt an.

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