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Hubert Aiwanger bei einer Wahlkampfveranstaltung vor der bevorstehenden bayerischen Landtagswahl in einem Bierzelt in Keferloh (Symbolbild)

© AFP/TOBIAS SCHWARZ

Flugblatt-Affäre: KZ-Gedenkstätte Dachau möchte Aiwanger keine Bühne bieten

Die KZ-Gedenkstätte hat Hubert Aiwanger gebeten, von öffentlichen Besuchen abzusehen. Ein entsprechender Vorschlag kam vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung.

Die KZ-Gedenkstätte Dachau möchte in der Debatte um Antisemitismusvorwürfe gegen den bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht zur Bühne werden.

„Von öffentlichkeitswirksamen politischen Besuchen im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl möchte die KZ-Gedenkstätte Dachau absehen“, sagte eine Sprecherin der „taz“ vom Dienstag.

Sie reagierte damit auf den Vorschlag des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, dass Aiwanger das frühere Konzentrationslager in der Nähe von München besuchen sollte. Die aktuelle Debatte zeige aber, so die Sprecherin, „wie wichtig eine lebendige Erinnerungskultur und der Kampf gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus nach wie vor ist“.

In Gedenkstätten wird kein Ablasshandel betrieben.

Jens-Christian Wagner, Leiter der KZ-Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora

Kritik an Kleins Vorschlag kommt auch von Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora.

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Statt sich damit auseinandersetzen, warum Aiwanger „mit Schuldumkehr, der Beschimpfung seiner Kritiker und einer Jetzt-erst-recht-Haltung durchkommt und in Bierzelten dafür gefeiert wird, sollen die Gedenkstätten und jüdischen Gemeinden die erinnerungskulturellen Scherben zusammenkehren, die Aiwanger und Söder hinterlassen haben“, sagte Wagner der „taz“. „In Gedenkstätten wird kein Ablasshandel betrieben.“

Der Antisemitismusbeauftragte Niedersachsens, Gerhard Wegner, warnte in der Aiwanger-Causa auch vor den gesellschaftlichen Folgen. „Ich fürchte, dass dies ein Tor öffnet zum Neuerwachen eines untergründigen antisemitischen Geredes, nicht nur in Bayern“, sagte Wegner der Zeitung.

Aiwanger bestreitet Vorwürfe

Ende August hatte die „Süddeutsche Zeitung“ berichtet, Aiwanger habe als Schüler ein antisemitisches Flugblatt verfasst. Aiwanger bestreitet das; die Verantwortung für das Pamphlet hat sein Bruder Helmut übernommen.

Hubert Aiwanger zufolge wurden in seiner Schultasche „ein oder wenige Exemplare“ des Blattes gefunden – warum, ist unklar. Später beschuldigten ehemalige Mitschüler Aiwanger, etwa Hitlergrüße gezeigt und Judenwitze gemacht zu haben.

Aiwanger erklärte, er sei niemals ein Judenfeind gewesen. „Ich kann mich nicht erinnern, jemals einen Hitlergruß gezeigt zu haben. Ich habe keine Hitlerreden vor dem Spiegel einstudiert. Weitere Vorwürfe wie menschenfeindliche Witze kann ich aus meiner Erinnerung weder vollständig dementieren noch bestätigen. Sollte dies geschehen sein, so entschuldige ich mich dafür in aller Form.“

Zugleich monierte Aiwanger, es gebe eine Kampagne gegen ihn und seine Partei. Söder hält bislang an seinem Vize fest. (Tsp/KNA)

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