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Eine Hohenzollernbrücke in Köln ist eine der bekanntesten Eisenbahnbrücken Deutschlands. Auch sie muss immer wieder mal saniert werden.

© picture alliance / dpa

Kostenexplosion bei Bahnbrücken: 20-Prozent-Steigerung verschärft bundesweiten Sanierungsstau

Das Ziel ist klar: Mehr Verkehr auf die Schiene, dazu sollen Strecken und Brücken ausgebaut und erneuert werden. Doch Kostensteigerungen werden hier zur Bürde.

In Deutschland gibt es rund 25 700 Eisenbahnbrücken, viele sind teils über 100 Jahre alt. Die längste ist die Saale-Elster-Talbrücke mit einer Länge von 8,6 Kilometern, die älteste ist die kleine Brücke bei Wurzen an der Strecke Leipzig – Dresden, 1838 erbaut.

Im Zuge der geplanten Offensive, um zum Schutz des Klimas mehr Verkehr auf die Schiene zu bekommen, kommt der Sanierung der Eisenbahnbrücken aus Sicht der Bundesregierung eine zentrale Bedeutung hinzu. Doch jetzt stellt sich heraus, dass massive Kostensteigerungen die notwendigen Sanierungen bremsen, dabei konnten zwischen 2015 und 2019 bereits über 900 Eisenbahnbrücken erneuert werden.

In einer Antwort des Bundesverkehrsministeriums von Minister Andreas Scheuer (CSU) an den Grünen-Haushaltspolitiker Sven-Christian Kindler heißt es: „Der Durchschnittspreis pro Quadratmeter Brückenfläche (TEUR/m²) in Bezug auf die Vergabe hat sich im Jahr 2020 bei Brücken gegenüber dem Jahr 2019 um rund 20 Prozent erhöht“. Die Antwort liegt dem Tagesspiegel vor.

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Die Gesamtsteigerung hängt damit zusammen, dass es bei den verschiedenen Gewerken des Schienenbaus wie Oberleitungen, Lärmschutz- und Stützbauwerken jährliche Kostensteigerungen zwischen 2,0 und 4,0 Prozent gegeben hat.

Nach Angaben der Deutschen Bahn gab es mit 98 Prozent die größte Kostensteigerung bei dem Brückenprojekt Hasselstraße auf der Strecke zwischen Hagen und Lüdenscheid in NRW. Die Kosten stiegen auf 4,53 Millionen Euro.

Da hunderte Brücken nicht mehr sanierungsfähig sind und ausgetauscht werden soll, werden die Kostensteigerungen zur Hypothek.

Bahn: Können an unsere Grenzen kommen

Bei der Bahn betont man trotz der Kostensteigerungen: "Bislang laufen unsere Baustellen problemlos." Allerdings stelle man derzeit eine Marktverknappung bei Anbietern und Baumaterialien fest. "Bleiben die Preise auf diesem hohen Niveau beziehungsweise steigen weiter an, kommen wir mit den Investitionsbudgets an unsere Grenzen", betont eine Sprecherin: Denn bis zum Jahr 2030 sollen 2000 der Eisenbahnbrücken rundum erneuert werden; dafür werde die Summe von 9 Milliarden Euro veranschlagt.

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Sven-Christian Kindler, haushaltspolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion. Er fordert bis zu drei Milliarden Euro jährlich für Schienenbau und Brückensanierungen.

© imago images/Metodi Popow

Grüne fordern Verdopplung der Mittel auf drei Milliarden jährlich

Aus Sicht des Grünen-Haushaltspolitikers Kindler reichen die bisher zugesagten Mittel nicht aus. Die Grünen hatten schon in den Haushaltsverhandlungen auf eine Erhöhung der Mittel für die Bahn-Infrastruktur von aktuell 1,5 Milliarden jährlich auf drei Milliarden Euro gepocht. „Mit Blick auf die massiven Baupreissteigerungen im Schienenbau kommt die eingefrorene Finanzplanung der Bundesregierung für die Bahn einer Kürzung gleich“, sagte Kindler dem Tagesspiegel. Eine neue Bundesregierung müsse die Mittel für die Bahn deutlich aufstocken, die Mittel für den Bahnausbau müssen verdoppelt werden. „Die Klimakrise ernst zu nehmen, heißt jetzt kräftig in die Bahn zu investieren“, so Kindler. Es gebe einen gewaltigen Sanierungsstau bei der Bahn. „Bei Straßen sitzt bei Andreas Scheuer das Geld immer locker, aber bei der Bahn knausert er. Das ist in Zeiten der Klimakrise gegen jeden gesunden Menschenverstand“, meinte Kindler.

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