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Leeres Krankenbett in einer Klinik.

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Kritik an Lauterbachs Krankenhausreform: „20 Prozent der Klinikplätze existieren nur auf dem Papier“

Die hohe Zahl an Klinikbetten täusche – die vom Gesundheitsminister geplante Reform brauche valide Daten als Grundlage, fordert die Chefin des Marburger Bundes.

Angesichts der geplanten Krankenhausreform wächst der Druck auf Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) – auch vonseiten der Klinikärzte. Und das, nachdem ein von Bayern, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein vorgelegtes Rechtsgutachten die vorgesehene Bundesreform als verfassungswidrig einstuft, weil Lauterbach damit die Länderhoheit über die Krankenhausplanung missachte.

Susanne Johna, die Bundesvorsitzende des Marburger Bundes (MB), kritisiert den Reformplan nun aus betriebspraktischer Sicht. Johna ist Internistin einer Klinik in Rüdesheim am Rhein, als MB-Chefin jedoch regelmäßig im politischen Berlin tätig.

„Die geplante Krankenhausreform wird nach allem, was wir heute wissen, zur Folge haben, dass es weniger Klinikbetten gibt. Und tatsächlich existieren in Deutschland auf die Bevölkerung gerechnet formal mehr Betten als in anderen EU-Staaten. Doch valide sind diese Daten eben nicht, denn sie vernachlässigen den permanenten Personalmangel, weswegen viele der Betten stets leer bleiben müssen“, sagte Johna dem Tagesspiegel. „Offiziell gab es 2021 fast 484.000 Krankenhausbetten in Deutschland – doch in fast allen Kliniken fehlen so viele Fachkräfte, insbesondere in der Pflege, dass mindestens 20 Prozent dieser Behandlungsplätze nur auf dem Papier existieren.“

Johna sagte weiter, eine Reform der Krankenhausstrukturen sei nötig, das deutsche Gesundheitswesen anderenfalls kaum zukunftsfähig – aber der Bund müsse dies auf Grundlage realistischer Daten planen. Der MB ist die Gewerkschaft der angestellten Ärzte, mehr als 50 Prozent aller Mediziner in den Kliniken gehören ihr an.

Johna kandidiert derzeit für den Vorsitz der Bundesärztekammer (BÄK). Sollte sie zur Kammer-Wahl im Mai den Amtsinhaber, BÄK-Präsident Klaus Reinhardt, ablösen, wäre sie höchste Standesvertreterin der mehr als 416.000 zugelassenen Mediziner.

Mit der Krankenhausreform sollen Kliniken einer Versorgungsstufe zugeordnet werden, auch mit der Absicht, dass nicht mehr alle Krankenhäuser alle Behandlungen anbieten. Lauterbach will weniger, dafür größere und nach Aufgaben sortierte Kliniken: Level-I-Häuser wären ambulante Zentren für die Grundversorgung, Level-II-Kliniken für Regel- und Schwerpunktversorgung da, während es auf Level III, vorrangig Universitätskrankenhäuser, um Spezialeingriffe ginge.

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