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Unter Druck: Die türkische Lira hatte schon mal bessere Zeiten gesehen.

© REUTERS/Murad Sezer

Lira-Talfahrt: Kurs der türkischen Währung sinkt auf Rekordtief

Die Türkei liegt im Clinch mit Frankreich, den USA und Griechenland. Die außenpolitischen Konflikte setzen der Lira deutlich zu.

Angesichts der Spannungen der Türkei vor allem mit Frankreich und angesichts der Politik der türkischen Zentralbank ist der Kurs der Lira auf ein neues Rekordtief gesunken. Am Montagmorgen wurden 8,03 türkische Lira für einen US-Dollar gehandelt, 9,52 Lira für einen Euro. Seit Beginn des Jahres hat die türkische Lira damit 26 Prozent gegenüber dem US-Dollar verloren.

Die türkische Zentralbank hatte vergangene Woche den Leitzins trotz hoher Inflation unverändert bei 10,25 Prozent gelassen. Analysten hatten mit einer Erhöhung gerechnet. Dazu kommen die Spannungen mit Frankreich. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte dem Islam bescheinigt, in einer „Krise“ zu stecken.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte Macron daraufhin gar auf, seinen „Geisteszustand überprüfen zu lassen“. Wegen der anhaltenden Talfahrt der türkischen Lira trennen sich zudem immer mehr ausländische Anleger von Anleihen des Landes.

„Das war so vorhersehbar, nachdem die türkische Notenbank mit ihrer Zinsentscheidung vergangene Woche enttäuscht hatte“, sagte Timothy Ash, Chef-Analyst für Schwellenländer beim Vermögensverwalter Blue Bay. Sie hatte sich trotz des seit Jahren anhaltenden Kursverfalls überraschend gegen eine erneute Zinserhöhung entschieden.

„Da das gesamte Land unter einem großen Berg von Fremdwährungskrediten leidet, wird die Währungsschwäche zu einem akuten Problem“, warnte Thomas Gitzel, Chef-Volkswirt der VP Bank.

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Mehrere Konfliktherde setzen der türkischen Währung zu

„Gemessen am Bruttoinlandsprodukt liegt die Auslandsverschuldung bei 62 Prozent. Eine Zahlungsbilanzkrise liegt im Bereich des Möglichen.“ Als weiteren Belastungsfaktor für die türkischen Börsen nannten Analysten die politischen Spannungen mit den USA und Frankreich, den Streit mit Griechenland über Erdgas-Vorkommen im Mittelmeer oder den Krieg zwischen dem benachbarten Armenien und Aserbaidschan um die Region Bergkarabach.

Die Türkei unterstützt in diesem Konflikt Aserbaidschan. Der Währungsverfall trieb die Rendite der bis 2034 laufenden Dollar-Bonds am Montag auf 7,640 Prozent, den höchsten Stand seit rund einem Monat. Gleiches galt für die Titel mit einer Laufzeit von 2041, die bei 7,817 Prozent rentierten. Der Leitindex der Istanbuler Börse verlor ein Prozent. (AFP, Reuters)

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